
© Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa
Ukraine-Invasion, Tag 1260: Putin und das bald ablaufende Trump’sche Ultimatum – was macht Moskau?
Trump verhängt 25 Prozent zusätzliche Strafzölle gegen Indien, Vertrauen der Bevölkerung in Selenskyj sinkt. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
In zwei Tagen läuft das Ultimatum ab, das US-Präsident Donald Trump seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin gesetzt hatte. Bislang hatte der Kreml-Chef Forderungen nach einer Waffenruhe ignoriert und seinen Krieg unvermindert fortgesetzt. Wird er das auch diesmal tun?
Heute jedenfalls hat der US-Sondergesandte Steve Witkoff ein dreistündiges Gespräch mit Putin geführt. Aus Moskau hieß es, dies sei nützlich und konstruktiv gewesen. Beide Seiten hätten in der Ukraine-Frage „Signale“ ausgetauscht. Was damit gemeint ist, bleibt offen. Aber schon im Vorfeld des Besuchs hatte es Spekulationen darüber gegeben, wie der russische Präsident auf Trumps Ultimatum letztlich reagieren könnte.
„Bloomberg“ etwa hatte geschrieben, dass Russland auf die Forderung nach einer Waffenruhe eingehen könnte, ohne den Krieg an sich zu beenden (Quelle hier) – als eine Art Zugeständnis an Trump und um Sekundärsanktionen zu umgehen. Das Portal sprach dazu mit russischen Beamten, die mit der Situation vertraut sind, aber nicht namentlich genannt werden wollten.
So könnte etwa eine Waffenruhe bei Luftangriffen mit Drohnen und Raketen ein möglicher Vorschlag sein, vorausgesetzt, dass auch die Ukraine zustimme, sagte einer der Beamten. Diese sahen in dem heutigen Gespräch zwischen Witkoff und Putin eine Gelegenheit, solcher Vorschläge zu erörtern.
„Trump braucht eine Art ‚Geschenk‘, ein Zugeständnis Russlands“, zitiert „Bloomberg“ Sergej Markow, einen in Moskau ansässigen politischen Berater, der dem Kreml nahesteht. „Eine Waffenruhe könnte ein solches Geschenk sein.“ Einem allgemeinen Waffenstillstand aber dürfte Putin nicht zustimmen, zumal Russland an der Front derzeit weiter Fortschritte, wenn auch in kleinerem Ausmaß, erzielt.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages:
- Die ukrainische Weltklasse-Tennisspielerin Jelina Switolina hat Hasskommentare in den sozialen Medien gegen sich öffentlich gemacht. In einer der zahlreichen Nachrichten, die sie auf ihrem Account teilte, hieß es: „Ich hoffe, du stirbst heute Nacht.“ Mehr hier.
- US-Präsident Donald Trump hat gegen Indien zusätzliche Strafzölle in Höhe von 25 Prozent verhängt. Grund seien die anhaltenden indischen Käufe russischen Öls, erklärte das Weiße Haus am Mittwoch. Trump habe ein Dekret unterschrieben, das den Zollsatz für viele indische Produkte auf 50 Prozent verdoppele und in drei Wochen in Kraft trete, hieß es weiter. Mehr im Newsblog.
- Die Gespräche zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem US-Sondergesandten Steve Witkoff waren nach Einschätzung des Präsidialamtes in Moskau „nützlich und konstruktiv“. Beide Seiten hätten über den Konflikt in der Ukraine und die Möglichkeit einer Verbesserung der Beziehungen zwischen den USA und Russland gesprochen, hieß es.
- Das Vertrauen der ukrainischen Bevölkerung in ihren Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist einer Umfrage zufolge auf den niedrigsten Stand seit rund sechs Monaten gefallen. Vorausgegangen sind - in Kriegszeiten seltene - Proteste gegen Selenskyjs Maßnahmen zur Einschränkung der Macht der Antikorruptionsbehörde.
- Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj eine Erdgasanlage in der Region Odessa im Süden der Ukraine angegriffen. Damit würden die Vorbereitungen für den Winter untergraben, erklärt Selenskyj auf Telegram.
- In Russland sind nach Angaben von Menschenrechtlern mehr als 130 minderjährige Gegner des Ukraine-Krieges inhaftiert. Viele von ihnen säßen „wegen bloßer Meinungsäußerung oder symbolischer Protesthandlungen“ in Haft, erklärte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM).
- Bei einem russischen Bombenangriff auf ein Ferienlager im Süden der Ukraine sind nach Behördenangaben mindestens zwei Menschen getötet worden. Weitere zwölf Personen seien bei dem Angriff nahe der Großstadt Saporischschja verletzt worden – darunter vier Kinder.
- Die von einem sanktionierten russischen Oligarchen beschlagnahmte Superjacht „Amadea“ kommt unter den Hammer. Die 106 Meter lange Jacht, deren Wert auf über 300 Millionen Dollar (rund 260 Millionen Euro) geschätzt wird, hat unter anderem einen Hubschrauberlandeplatz und acht Kabinen für insgesamt 16 Gäste.
- Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge hat Russlands Militär in der ostukrainischen Region Dnipropetrowsk ein weiteres Dorf eingenommen und setzt seinen Vormarsch fort. Die Behörden in Kiew haben die jüngste Ankündigung Moskaus über das eroberte Dorf nicht erwähnt und bestreiten seit Wochen, dass russische Streitkräfte in die Region eingedrungen sind.
- Russland ist trotz Verlusten ukrainischen Angaben zufolge in der Lage, jeden Monat zusätzliche Soldaten in die Ukraine zu schicken. „Der Gegner vergrößert seine Gruppierung jeden Monat um 9000 Personen“, schrieb der ukrainische Oberbefehlshaber Olexij Syrskyj bei Facebook.
Hintergrund und Analyse
- Donald Trump
- Indien
- Krieg in der Ukraine
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