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Langstreckendrohnen des Typs An-196 Ljutyj stehen vor dem Start in einer Reihe an einem ungenannten Ort in der Ukraine. Erik Prince will offenbar ins Drohnengeschäft einsteigen.

© dpa/Evgeniy Maloletka

Ukraine-Invasion, Tag 1292: Ein umstrittener US-Militärunternehmer will offenbar in der Ukraine mitmischen

Russische Truppen beginnen in Mariupol mit Entfernung ukrainischer Denkmäler, Trump stellt weitere Sanktionen gegen Russland in Aussicht. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Wo auch immer in der Welt in einem Krieg gekämpft wird, versucht mancher Unternehmer, davon zu profitieren. Dies ist im Ukraine-Krieg ebenso der Fall – nicht immer mit zweifelsfreiem Ruf, wie ein Artikel des britischen „Guardian“ zeigt (Quelle hier). Demnach versucht ein umstrittener US-Militärunternehmer, dort seine Dienste an den Mann zu bringen.

Es handelt sich dabei um Erik Prince, Anhänger der Trump-Bewegung und Gründer der umstrittenen Militärfirma Blackwater. Prince steht aus Sicht von Kritikern symbolisch für Grenzüberschreitungen privater Militärfirmen in Kriegsgebieten auf der ganzen Welt. Blackwater-Angestellte hatten 2007 im Irak 14 unbewaffnete Zivilisten getötet. Vier deswegen zu Haftstrafen Verurteilte wurden von US-Präsident Donald Trump begnadigt.

Nun will Prince offenbar im Drohnengeschäft mitmischen. Wie der „Guardian“ schreibt, werbe er in dem Kriegsland aggressiv für seine Dienste und suche nach Kaufmöglichkeiten. „Erik ist dabei, Drohnenhersteller aufzukaufen“, sagte eine Quelle, die anonym bleiben wollte, der Zeitung. Eine weitere habe bestätigt, dass Prince auf der Suche nach Drohnenherstellern mit Präsenz in der Ukraine sei.

Dass Unternehmen aus aller Welt am Drohnengeschäft mitwirken wollen, ist dabei nicht ungewöhnlich. Denn der Einsatz der Fluggeräte wurde oft im Zusammenhang mit der veränderten Kriegsführung genannt. Das sieht auch ein ehemaliger Soldat der US-Spezialeinheiten so, den der „Guardian“ zitiert.

„Ich bin überhaupt nicht überrascht“, sagte der Mann, der über Erfahrung in der Ukraine und Kenntnisse über die dort tätigen Rüstungsunternehmen verfügt. „Drohnen sind heute ein fester Bestandteil der Welt der privaten Militärunternehmen (PMC). Wenn Sie ein PMC sind und keine Drohne oder möglicherweise keine elektronischen Kriegsführungsfähigkeiten haben, gelten Sie als veraltet.“

Prince hatte bereits kurz nach der Amtsübernahme von Präsident Wolodymyr Selenskyj Interesse an der Ukraine gezeigt. Laut dem Bericht schlug er Selenskyj damals einen Plan vor, um mithilfe seiner Privatarmee den Konflikt in der östlichen Donbass-Region beizulegen. Ein Abkommen dazu kam aber niemals zustande. Und auch heute sehen die von der Zeitung Befragten nur wenig Chancen für Prince aufgrund seines umstrittenen Rufes.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Russland hat jüngst offenbar die Produktion von Langstrecken-Angriffsdrohnen des Typs Shahed erheblich steigern können. Das geht aus einem Bericht der US-Denkfabrik „The Institute for the Study of War“ hervor. Analysten sind sich aber sicher: Ohne chinesische Bauteile wäre Russland dazu „gar nicht in der Lage“. Mehr hier.
  • In der von Russland kontrollierten Stadt Mariupol in der Oblast Donezk haben russische Truppen offenbar damit begonnen, ukrainische Denkmäler und Wandbilder zu entfernen. Der ukrainische Stadtrat von Mariupol bezeichnete dies als eine gezielte Kampagne der „gewaltsamen Entukrainisierung“, die einzig der Durchsetzung prorussischer Narrative dienen soll. Mehr hier.
  • Russland plant, offiziell aus der europäischen Anti-Folter-Konvention auszusteigen. Präsident Wladimir Putin hat der Staatsduma in Moskau einen Gesetzentwurf dazu vorgelegt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete. Mehr hier.
  • US-Präsident Donald Trump sieht sich nach eigenen Angaben in der Lage, weitere Russland-Sanktionen verhängen zu können. Auf eine Frage eines Journalisten am Weißen Haus, ob er bereit sei, in die zweite Phase von Sanktionen gegen Moskau einzutreten, sagte er kurz und knapp: „Ja, das bin ich.“ Mehr Angaben machte der Republikaner nicht. Mehr in unserem Newsblog.
  • Sanktionen können Russland nach Angaben des Kreml niemals zu einem Kurswechsel in der Ukraine zwingen, meldet die amtliche Nachrichtenagentur RIA. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte mit Blick auf die Äußerungen Trumps, Europa und die Ukraine täten alles, um die USA in ihren Orbit zu ziehen. 
  • Dem im Exil lebenden russischen Oppositionellen Ilja Jaschin ist nach eigenen Angaben die Staatsbürgerschaft aberkannt worden. Sein Anwalt habe ein Dokument erhalten, das ihn Jaschin als „staatenlose Person“ einstufe und ihm die Einreise nach Russland verbiete, erklärte er auf X.
  • Die ukrainische Armee hat nach Angaben ihres Oberbefehlshabers Olexander Syrskyj die russische Sommeroffensive aufgehalten und sogar kleine Geländegewinne erzielt. Es sei gelungen, die Lage an gefährdeten Frontabschnitten wie Lyman, Dobropillja und Pokrowsk zu stabilisieren, teilte er auf Facebook mit.
  • Russische Truppen haben in der südukrainischen Stadt Cherson in der Nacht zum Montag offenbar Minen in Wohngebieten ausgelegt. Das berichtete die Pressestelle der dortigen Polizeiauf ihrem offiziellen Telegram-Kanal. Demnach wurde die Bevölkerung insbesondere vor der Platzierung sogenannter „Schmetterlingsminen“ gewarnt. 
  • Das russische Militär hat ukrainischen Angaben zufolge bei neuen Luftangriffen ein Wärmekraftwerk in der Region Kiew attackiert. Das Ziel sei offensichtlich, der Zivilbevölkerung der Ukraine weiteres Leid zuzufügen, teilt das ukrainische Energieministerium auf Telegram mit. 

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