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Ukrainische Soldaten im März in der Region Cherson.

© REUTERS/Ivan Antypenko

Ukraine-Invasion, Tag 1330: Wie eine ehemalige Sanitäterin den Krieg als Theater-Dramaturgin verarbeitet

USA wollen bei möglichen Tomahawk-Zielen offenbar mitbestimmen, Indien will kein Öl mehr aus Russland beziehen. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Der russische Angriffskrieg hat nach dreieinhalb Jahren in allen Lebensbereichen der Ukrainer seine Spuren hinterlassen. Auch Kunst und Kultur beeinflusst er massiv, das haben wir in diesem Newsletter schon mehrfach gezeigt. Meist kommt die Inspiration, den Krieg künstlerisch zu verarbeiten, von zivilen Akteuren. Doch nicht immer, wie der britische „Guardian“ aufgeschrieben hat (Quelle hier).

Die Zeitung erzählt die Geschichte von Alina Sarnatska, einst Sanitäterin an der Front und inzwischen Dramaturgin. Vor einigen Monaten feierte ihr erstes Theaterstück mit dem Namen „Military Mama“ in Kiew Premiere, inzwischen hat die 38-Jährige schon mehrere Dramen verfasst. Sie handeln etwa von Mutterschaft, Sexismus im Militär, psychischen Problemen und Desertion. Es seien, so schreibt der „Guardian“, Themen, die in der ukrainischen Gesellschaft zwar nicht unbedingt tabu seien, aber in offiziellen Darstellungen weitgehend fehlen.

So seien die Theatermacher nach der Premiere von „Military Mama“ auch ins Rathaus zitiert worden, weil das Stück nicht heroisch, sondern traurig sei und so viel Schimpfwörter enthalte. Diese Offenheit aber scheinen die Besucher zu mögen: Eine Frau, deren Ehemann an der Front war, und der Vater eines Veteranen hätten den Schauspielern dafür gedankt, dass sie nun das Leben in den Schützengräben viel mehr verstehen würden. Es ist ein Stück, in dem „sich alle Soldaten wiedererkennen können, weil es um das ganz normale Militärleben geht“, sagte Sarnatska.

Das war auch ein Ziel des Projektes, über das die Ukrainerin ans Theater kam. Mitbegründet wurde es vom Dramatiker Maksym Kurochkin, der 2022 selbst im Osten der Region Luhansk gekämpft hatte. Er wollte Soldaten und Veteranen, für die Theater eher Neuland war, zu Dramatikern machen – und sie dazu bringen, ihre Erfahrungen vom Schlachtfeld auf die Bühne zu bringen. Bei Sarnatska ist ihm das gelungen.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • US-Präsident Donald Trump erwägt, die Ukraine mit weitreichenden Marschflugkörpern auszustatten. Laut einem Medienbericht wollen die USA aber bei möglichen Tomahawk-Zielen in Russland mitbestimmen. Mehr hier.
  • Mit einem neuen umfassenden Aktionsplan zur Abwehr hybrider Gefahren will die Bundesregierung auf die hybride Kriegsführung Russlands reagieren. Das kündigte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in einer Regierungserklärung im Bundestag an. Mehr hier.
  • Die Pläne für einen baldigen Prozess gegen den mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge auf die Nord-Stream-Gasleitungen 2022 in der Ostsee vor einem deutschen Gericht haben sich zerschlagen. Die Auslieferung des 49 Jahre alten Ukrainers an Deutschland wurde am Mittwoch vom höchsten italienischen Gericht wegen Verfahrensmängeln überraschend gestoppt. Mehr hier.
  • US-Präsident Donald Trump will erneut mit Kreml-Chef Wladimir Putin telefonieren: Wie ein hochrangiger Vertreter des Weißen Hauses in Washington mitteilte, soll das Telefonat noch am Donnerstag stattfinden. Mehr in unserem Newsblog.
  • Indien will nach Angaben des US-Präsidenten künftig kein Öl mehr aus Russland beziehen und würde damit einer US-Forderung nachgeben. Donald Trump sagte im Weißen Haus, der indische Premierminister Narendra Modi habe ihm versichert, dass das Land kein Öl mehr aus Russland kaufen werde.
  • Die EU-Kommission schlägt vier europäische Leitprojekte im Verteidigungssektor vor, darunter ein Drohnenabwehrsystem und einen Plan zur Befestigung der Ostgrenze. Ziel ist es, den Kontinent bis 2030 verteidigungsbereit zu machen. 
  • US-Präsident Donald Trump hat vorgeschlagen, die Einnahmen aus den geplanten 500-Prozent-Zöllen auf Importe aus China zur Finanzierung von Waffenlieferungen an die Ukraine zu nutzen. Das berichtet „The Telegraph“ unter Berufung auf den US-Finanzminister Scott Bessent.
  • Moskau hat Washington erneut vor einer „ernsten Eskalation“ gewarnt, sollte die Ukraine US-Marschflugkörper vom Typ Tomahawk erhalten. Außenminister Sergej Lawrow erklärte gegenüber der Zeitung „Kommersant“, ein solcher Schritt würde die bilateralen Beziehungen „kolossal schädigen“.
  • Die Ukraine meldet erneut einen massiven russischen Luftangriff. Russland habe in der Nacht mit mehr als 300 Drohnen und 37 Raketen angegriffen, teilte Präsident Wolodymyr Selenskyj mit. 
  • Die USA haben Japan aufgefordert, seine Importe russischer Energie vollständig einzustellen. Dies teilt US-Finanzminister Scott Bessent am Mittwoch nach einem Treffen mit seinem japanischen Kollegen Katsunobu Kato auf der Online-Plattform X mit.
  • Die Reparaturen an dem seit mehreren Wochen vom Stromnetz getrennten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja sollen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zufolge demnächst beginnen. „Ich beratschlage weiterhin mit Russland und der Ukraine, damit diese Arbeiten in den nächsten Tagen anfangen können“, erklärte IAEA-Chef Rafael Grossi am Mittwoch. 

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