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US-Präsident Donald Trump (l) begrüßt den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor dem Weißen Haus.

© dpa/Alex Brandon

Ukraine-Invasion, Tag 1345: Wie Selenskyj Trump-Wähler auf seine Seite zieht

Russland soll verbotenen Marschflugkörper eingesetzt haben, Kamel von der Front gerettet – und Trumps jüngste diplomatische Offensive scheiterte offenbar an Russlands Unnachgiebigkeit. Der Überblick am Abend.

Stand:

Trump-Wähler in den USA unterstützen zunehmend Militärhilfen für die Ukraine – auch dank einer neuen Kommunikationsstrategie des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Das schreiben die konservativen Aktivisten Steven Moore und Colby Barrett in einem Meinungsbeitrag im „Wall Street Journal“.

Demnach hatten im März 2022 noch 67 Prozent aller Trump-Wähler eine positive Meinung von Selenskyj. Aufgrund russischer Desinformationskampagnen, Anschuldigungen des US-Präsidenten und Selenskyjs eigener Fehltritte sei diese Zahl bis März 2025 auf 19 Prozent gesunken.

Seit Juni hätten Umfragen jedoch ein Plus von 22 Prozentpunkten bei religiösen Konservativen in Bezug auf die Unterstützung für Militärhilfe für die Ukraine verzeichnet. Selenskyjs Beliebtheit bei Trump-Wählern habe sich in den letzten sieben Monaten mehr als verdoppelt. „Warum ist das wichtig? Unsere Umfrage unter republikanischen Vorwahlwählern im Oktober ergab, dass 78 Prozent der Republikaner, die Selenskyj mögen, auch die Militärhilfe für die Ukraine befürworten“, schreiben Moore und Barrett.

Nun sind die Autoren keine unabhängigen Beobachter. Steven Moore war jahrelang Referent und Wahlkampfmanager bei den US-Republikanern. Im Jahr 2022 gründete er das „Ukraine Freedom Project“, eine Art Verein für pro-ukrainische PR in Washington, der auch die zitierten Umfragen in Auftrag gegeben hat. Colby Barrett hat einen Dokumentarfilm über russische Massaker an ukrainischen Christen produziert. Beide gehören dem konservativen und republikanischen Lager in den USA an.

Früher habe Selenskyjs Team Trump-Wähler und ihre Medien ignoriert, schreiben Moore und Barrett. In den vergangenen Monaten ließ sich der ukrainische Präsident jedoch von rechten Galionsfiguren wie dem Podcaster Ben Shapiro und dem Fox-News-Moderator Brett Baier interviewen. Im August organisierte er zudem ein „Gebetsfrühstück“ nach amerikanischem Vorbild in Kiew.

Zudem habe er seine öffentlichen Konflikte mit Trump reduziert, die von Russlands Bombardierungen und Menschenrechtsverletzungen ablenkten, schreiben Moore und Barrett: „Da Selenskyj nun strategischer kommuniziert, ist den Republikanern klar, wer Trumps Diplomatie behindert. Etwa 64 Prozent der republikanischen Wähler sehen Putin als Hindernis für einen Waffenstillstand. Nur 13 Prozent nennen Selenskyj.“

Um die Unterstützung noch weiter zu festigen, solle Selenskyj über die militärischen Erfolge der Ukraine sprechen. Denn sobald Republikaner den Eindruck bekämen, dass die Ukraine den Krieg gewinnen könnte, würden 85 Prozent von ihnen militärische Unterstützung befürworten.

„Durch den Dialog mit amerikanischen Konservativen hat Selenskyj etwas gelernt, was vielen Amerikanern nicht bewusst ist: Wenn man mit Menschen spricht, die anderer Meinung sind, gewinnt man Verbündete.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Polen hat nach eigenen Angaben zum dritten Mal in dieser Woche ein russisches Aufklärungsflugzeug über der Ostsee abgefangen. Das Flugzeug habe den polnischen Luftraum nicht verletzt, habe jedoch keinen Flugplan eingereicht und seine Transponder seien ausgeschaltet gewesen. Mehr hier.
  • Russland hat nach ukrainischen Angaben einen Marschflugkörper vom Typ 9M729 eingesetzt – eine Waffe, deren Gebrauch nach dem INF-Vertrag über das Verbot von Mittel- und Kurzstreckenraketen untersagt ist. Das teilte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha der Nachrichtenagentur Reuters mit. Mehr hier
  • Die Ukraine hat am Freitag nach eigenen Angaben erstmals einen russischen Soldaten an Litauen ausgeliefert, wo dieser wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen vor Gericht gestellt werden soll. Der in der Ukraine festgenommene Seemann soll an illegalen Festnahmen, Folter und unmenschlicher Behandlung von Zivilisten und Kriegsgefangenen beteiligt gewesen sein. Mehr hier.
  • Mehrfach wurde über den ungewöhnlichen Kriegseinsatz von Nutztieren durch Russland berichtet. Die neueste Sichtung an der Front: ein Kamel. Mehr hier.
  • Die Ukraine hat nach Angaben ihres Geheimdienstes SBU seit Jahresbeginn 160 russische Öl- und Energieanlagen getroffen. Die fortgesetzten Angriffe sollten die Fähigkeit Russlands verringern, seinen Krieg in der Ukraine zu finanzieren, sagt SBU-Chef Wassyl Maljuk. Mehr im Newsblog.
  • Die Bewohner von drei der vier Bezirke der russischen Stadt Orel sind russischen Angaben zufolge nach einem Drohnenangriff auf das lokale Heizkraftwerk (HEZ) ohne Wärmeversorgung und Warmwasser. Dies teilte der Gouverneur von Orel, Andrej Klitschkow, in Telegram mit. 
  • Die von Ungarn, Polen und der Slowakei verhängten Importverbote für ukrainische Lebensmittel sind der EU-Kommission zufolge nicht mehr gerechtfertigt. Zur Begründung verweist die Brüsseler Behörde am Freitag auf ein überarbeitetes Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und der Ukraine, das am Donnerstag in Kraft getreten ist. 
  • Russland hat nach ukrainischen Angaben einen Marschflugkörper vom Typ 9M729 eingesetzt – eine Waffe, die nach dem INF-Vertrag über das Verbot von Mittel- und Kurzstreckenraketen untersagt ist. Das teilte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha Reuters mit. 
  • Ein russischer Angriff auf die ukrainische Energieinfrastruktur am Donnerstag hat mehrere Umspannwerke beschädigt, die für die nukleare Sicherheit des Landes als kritisch gelten. Das teilte die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) in ihrem jüngsten Bericht mit.
  • Bei einem russischen Luftangriff auf die nordostukrainische Stadt Sumy sind örtlichen Behördenangaben zufolge in der Nacht elf Menschen verletzt worden. Darunter seien auch vier Kinder, teilt der staatliche Rettungsdienst auf der Onlineplattform Telegram mit. 

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