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Ukrainische Soldaten der Luftverteidigungseinheit der 59. Brigade feuern auf russische Kampfdrohnen in der Region Dnipropetrowsk (Archivfoto).

© dpa/Evgeniy Maloletka

Ukraine-Invasion, Tag 1393: Für die Ukraine ist „das Wichtigste zunächst das Überleben“

Orban übermittelt Drohungen aus Moskau, Estland meldet illegalen Grenzübertritt durch russische Grenzschützer. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Während auf internationaler Ebene die Bemühungen um einen Frieden in der Ukraine weitergehen, versuchen ukrainische Einheiten an der Front, die Stellung zu halten. Und die Drohnenpiloten, die der britische „Guardian“ in den Regionen Saporischschja und Dnipropetrowsk getroffen hat, fragen sich, wie lange sie diesen schier endlosen Kampf noch aufrechterhalten können (Quelle hier).

Die Region Saporischschja liegt im Südosten der Ukraine. Zwar hatte sich die Aufmerksamkeit wegen des erklärten Ziels Moskaus, den gesamten Donbass einzunehmen, zuletzt vor allem auf die Ostukraine konzentriert. Doch die Kämpfe gehen auch an anderer Stelle unvermindert weiter. Ende November gab es Meldungen, dass die russischen Streitkräfte derzeit an mehreren Stellen der Front vorrücken würden – eben nicht nur in Donezk, sondern auch in den Regionen Saporischschja und Dnipropetrowsk.

So hatte etwa ein Angriff östlich von Huljajpole in der Region Saporischschja die ukrainischen Verteidiger überrascht, fast zehn Kilometer Gelände mussten sie aufgeben. Möglich war dies, weil sich die Kräfte zuletzt vor allem auf Pokrowsk konzentriert hatten und die Reserven an diesem Frontabschnitt erschöpft waren.

Zudem spielen die geografischen Gegebenheiten eine große Rolle. Denn anders als die Region Donezk mit ihren Städten besteht das Umfeld aus Ackerland, dazwischen lediglich zerstörte Dörfer. „Es gibt viele Felder, und wenn wir unseren Höhenvorteil verlieren, müssen wir uns kilometerweit zurückziehen“, sagte der Kommandant Kostya den Reportern. Diese geografischen Besonderheiten erschwerten die Verteidigung. Inzwischen ist es der Ukraine immerhin gelungen, den Vormarsch der Russen nördlich von Huljajpole zu verlangsamen.

Auch weiter östlich, in der Region Dnipropetrowsk, stellt sich die Frage nach dem Durchhalten. „Ich glaube, ich könnte das noch sechs Monate lang machen, mehr nicht“, sagte ein dort stationierter Drohnenpilot dem „Guardian“. Der gerade angehende Drohnenpilot Sasha will sich dann auch gar nicht zu den laufenden Friedensverhandlungen äußern, zumal er noch nicht an der Front eingesetzt war. Er sagt lediglich, dass für die Ukraine „das Wichtigste zunächst das Überleben ist“.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Ungarns Regierungschef Viktor Orbán warnt Belgien vor einer Zustimmung zu den Plänen zur Nutzung von russischem Staatsvermögen für die Ukraine und verweist dabei auch auf Drohungen aus Moskau. „Der Plan, russische Vermögenswerte zu konfiszieren, würde Belgien in ernsthafte Gefahr bringen“, sagte Orbán kurz vor dem möglicherweise entscheidenden EU-Gipfel in Brüssel. Mehr hier.
  • Kanzler Friedrich Merz hat bei seinen Bemühungen um die Nutzung des eingefrorenen russischen Staatsvermögens zugunsten der Ukraine den größten Teil der deutschen Bevölkerung hinter sich. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur befürworteten 58 Prozent der Befragten einen solchen Schritt. Mehr hier.
  • In Brüssel entscheiden die EU-Staatschefs über den Umgang mit eingefrorenen russischen Geldern. Zu Beginn gab es gleich eine Planänderung: Die Debatte um die russischen Vermögen wurde auf den Nachmittag verschoben, weil parallel die Unterhändler noch über Details brüteten. Mehr hier.
  • Während der Westen um einen Vorschlag zu einem Friedensabkommen ringt, fällt der russische Machthaber bei einer Rede vor Beamten des Verteidigungsministeriums mit einer Beleidigung auf. Sie richtet sich gegen europäische Politiker. Laut „Guardian“ sprach er von den „kleinen Schweinchen Europas“. Mehr hier.
  • Der US‑Sondergesandte Steve Witkoff soll US-Präsident Donald Trump eine Kiste mit rotem Kaviar aus Russland überreicht haben. Das berichtete das russische Ministerium für Industrie und Handel der Region Chabarowsk via Telegram. „Donald Trump wird roten Kaviar aus der Region Chabarowsk probieren“, hieß es in dem Telegram-Beitrag. Mehr hier.
  • Drei russische Grenzschützer haben nach Angaben des estnischen Außenministeriums unerlaubt die Grenze zum benachbarten EU- und Nato-Land Estland überschritten. Demnach sollen die Beamten illegal die Kontrolllinie auf einem Wellenbrecher im Grenzfluss Narva nahe dem Ort Vasknarva überquert haben. Mehr hier.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betont laut Nachrichtenagentur dpa, dass die Ukraine weiterhin am Ziel eines Nato-Beitritts festhalte. Die dafür in der Verfassung verankerte Ausrichtung müsse aus seiner Sicht nicht geändert werden – darüber entscheide das ukrainische Volk. Mehr in unserem Newsblog.
  • Russland hat in der Nacht zum 18. Dezember mehrere Energieanlagen in der Ukraine beschossen und damit rund 180.000 Haushalte vom Strom getrennt, erklärte Energieminister Artem Nekrasow. Betroffen waren die Regionen Mykolajiw, Saporischschja, Tscherkassy, Sumy und Dnipropetrowsk.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die US-Regierung zu mehr Druck auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin aufgefordert. „Die USA können Putin stoppen“, sagt Selenskyj am Rande des EU-Gipfels in Brüssel. „Ich wünsche mir mehr Schritte, denn Putin will den Krieg nicht beenden.“ 
  • Die Ukraine meldet, dass in der Nacht Langstrecken-Drohnen des SBU-Spezialzentrums „Alfa“ mehrere russische Luftabwehrsysteme auf dem Militärflugplatz Belbek auf der besetzten Krim zerstört haben. „Laut einer Meldung des Sicherheitsdienstes der Ukraine in Telegram“ wurden zwei Radarsysteme, ein Pantsir‑S2-Flugabwehrsystem und ein MiG‑31-Flugzeug getroffen. 
  • Die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) geht laut „RBC‑Ukraine“ davon aus, dass Russland Pokrowsk vermutlich noch vor Jahresende einnehmen und Mirny einkreisen könnte. Nach ISW-Einschätzung würde der Verlust von Pokrowsk aber nicht zu einem unmittelbaren Zusammenbruch der ukrainischen Verteidigung im Gebiet Donezk führen. 
  • Die Europäische Union verhängt Sanktionen gegen 41 weitere Schiffe aus der russischen Schattenflotte. Damit steigt die Gesamtzahl der mit Sanktionen belegten Schiffe auf fast 600, wie der EU-Rat mitteilt. Die Schiffe dürfen keine Häfen in der EU mehr anlaufen und keine maritimen Dienstleistungen mehr in Anspruch nehmen. 
  • Ein britischer Staatsbürger, der nach Moskauer Angaben für die Ukraine gekämpft hat, ist in Russland zu 13 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Ein Gericht im russisch kontrollierten Teil der ukrainischen Region Donezk habe den 30-jährigen Hayden D. als Söldner schuldig gesprochen.
  • Das US-Parlament hat den Verteidigungshaushalt beschlossen, der für die nächsten beiden Jahre weitere Hilfen für die Ukraine in Höhe von jeweils 400 Millionen Dollar vorsieht. Nach dem Repräsentantenhaus billigte auch der Senat das Gesetz für den Pentagon-Etat. 
  • Vertreter der USA und Russlands treffen sich nach Angaben aus dem Weißen Haus am Wochenende in Miami zu Ukraine-Gesprächen. Geplant seien neue Gespräche über den Plan von US-Präsident Donald Trump zur Beendigung des Krieges, sagte ein Vertreter des Weißen Hauses am Mittwoch (Ortszeit). 

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