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Ramsan Kadyrow im Panzer.

© action press/П/с главы Чеченской Республики

Ukraine-Invasion Tag 464: „Von Mann zu Mann“ – Wagner-Söldner und Kadyrows Truppen gehen aufeinander los

Allein in Bachmut sollen 20.000 russische Soldaten gestorben sein + Blinken attestiert Putin strategisches Versagen + Droht Putin in Südafrika die Verhaftung? Der Überblick am Abend.

Es ist erst wenige Tage her, da machte die Meldung die Runde, dass die „Achmat“-Truppe des Tschetschenen-Führers Ramsan Kadyrow die Stellungen der Wagner-Söldner in Bachmut übernehmen wolle. Ein Angebot, das Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin offenbar auch bereit war zu akzeptieren. Doch inzwischen bahnt sich ein Streit zwischen den beiden Parteien an, die um den Einfluss des Kremls kämpfen, der in sozialen Medien wie Telegram ausgetragen wird.

Der Auslöser des Zwists war eine Aussage Prigoschins auf Telegram, der die Fähigkeiten der „Achmat“-Truppe in Zweifel zog. Das ließen sich Kadyrows Anhänger nicht bieten. So meldete sich Sultanowitsch Delimchanow zu Wort, ein Vertrauter Kadyrows und Mitglied des russischen Parlaments. Er verstehe nicht und müsse auch gar nicht verstehen, was die Einheit mache, sagte er in Richtung Prigoschin. Er könne ihm aber einen Ort und eine Zeit nennen und dann könne man es ihm erklären. „Wie Ramsan Kadyrow sagt, wir können alle Fragen von Angesicht zu Angesicht klären. Genug!“

Zudem äußerte sich Magomed Daudow, ein Mitglied des tschetschenischen „Parlaments“, in einem Telegram-Video zu den Spitzen des Wagner-Chefs. Er fordert Prigoschin darin auf, ihm seinen Aufenthaltsort zu schicken, dann könne man „von Mann zu Mann“ sprechen. Und er wird noch deutlicher: Für solche Worte wäre man im Zweiten Weltkrieg erschossen worden.

Doch damit nicht genug, nun mischt sich auch ein Wagner-Kommandant in den Streit ein. Dmitri Utkin wendet sich direkt an Daudow und fragt ihn, was ihn dazu berechtige, Prigoschin persönlich anzusprechen. Er betont außerdem, die Wagner-Truppe sei definitiv nicht panisch und man sei jederzeit bereit, „von Mann zu Mann“ zu sprechen. Den Ukrainern kann das öffentlich vorgetragene Gehabe der Militärmachos nur recht sein, bindet es doch Ressourcen des Gegners. Getreu dem Motto: Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte.  

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Kriegsverbrecher müssten zur Verantwortung gezogen werden, fordert Außenministerin Annalena Baerbock. Ein geplantes Gipfeltreffen in Südafrika könnte Kremlchef Wladimir Putin deshalb in die Bredouille bringen. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Alleine in der anhaltenden Schlacht um die Frontstadt Bachmut sollen mindestens 20.000 Russen gestorben sein. Weitere 40.000 seien verletzt worden, berichtet die „New York Times“ unter Berufung auf einen anonymen westlichen Geheimdienstler. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Die russische Militärführung steckt nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten in einem Dilemma wegen der wiederholten Angriffe „proukrainischer Partisanen“ auf russisches Territorium. Moskau müsse sich entscheiden, ob es die Verteidigung der eigenen Grenzregion verstärke oder die Stellungen in den besetzten Gebieten der Ukraine. Mehr hier.
  • In Frankfurt an der Oder hat es laut Medienberichten eine Razzia in Zusammenhang mit dem Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee gegeben. Das Bundeskriminalamt habe eine Frau als Zeugin identifiziert und deren Wohnung kurz vor Pfingsten durchsucht, berichten WDR, NDR, „Süddeutsche Zeitung“ und „Spiegel“. Mehr dazu hier.
  • Eine tschetschenische Spezialeinheit hat dem russischen Verteidigungsministerium zufolge eine Offensive im Osten der Ukraine gestartet. Die Achmat-Gruppe sei in der Nähe des Ortes Marijinka in der Region Donezk im Einsatz, berichten Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das Ministerium. Mehr in unserem Newsblog.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigt eine Überprüfung aller Luftschutzräume an. Das sagte er während einer Besprechung zur Sicherheitslage. Am Donnerstag waren in Kiew drei Menschen bei einem russischen Angriff getötet worden. Möglicherweise war der Bunker, in dem sie Schutz suchten, verschlossen. 
  • US-Außenminister Antony Blinken hat Russlands Präsidenten Wladimir Putin völliges strategisches Versagen beim Ukraine-Krieg vorgeworfen. Es stehe außer Frage, dass Moskau heute in militärischer, wirtschaftlicher und geopolitischer Hinsicht deutlich schlechter dastehe als vor dem Einmarsch, sagte er. 
  • In der an die Ukraine grenzenden russischen Region Belgorod sind Angaben des Gouverneurs zufolge zwei Frauen durch Beschuss getötet worden. Die beiden seien in ihrem Auto unweit der Stadt Schebekino unterwegs gewesen, als Splitter von Geschützen ihr Fahrzeug trafen, so Wjatscheslaw Gladkow.
  • Russland hat seine Angriffswelle auf die ukrainische Hauptstadt Kiew fortgesetzt. In der Nacht zum Freitag habe die russische Armee insgesamt 15 Marschflugkörper und 18 Kampfdrohnen auf Kiew abgefeuert, teilte das ukrainische Militär am Morgen mit. Alle Flugkörper seien von der ukrainischen Luftverteidigung abgefangen worden.
  • Das Schweizer Parlament hat gegen ein Gesetz gestimmt, das Drittstaaten die Weitergabe von in der Schweiz produzierten Rüstungsgütern an die Ukraine erlaubt hätte. Der Nationalrat in Bern votierte am Donnerstag mit 98 zu 75 Stimmen gegen den als „Lex Ukraine“ bekannt gewordenen Gesetzentwurf.

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