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Ukraine-Invasion Tag 532: So agieren ukrainische Spezialeinheiten in Russland
Ukrainische Truppen dringen offenbar ans Ostufer des Dnipro vor, BKA nimmt Deutschen in Koblenz wegen Spionage für Russland fest. Der Überblick am Abend.
Stand:
Im Kampf gegen Russland hat die Ukraine auch Spezialeinheiten im Einsatz, die mitunter im feindlichen Nachbarland agieren. Die britische „Times“ hat nun mit den Mitgliedern einer solchen Einheit gesprochen. Deren Aufträge bestehen demnach nicht nur aus der Zerstörung russischer Infrastruktur, sondern auch zunehmend in der Tötung von russischen Generälen. (Quelle hier).
Seit mehr als einem Jahr würde das „Schamanen“-Elitebataillon Angriffe auf russische Infrastruktur durchführen, schreibt die Zeitung. In Bezug auf die Tötungsaufträge sagt „Intelligent“, ein 30-jähriges Mitglied der Einheit, dass die Truppe in den vergangenen sechs Monaten zehn Operationen dieser Art durchgeführt habe – er meint etwa Angriffe auf Gebäude, in denen sich nach ukrainischen Informationen zum Beispiel ein General aufhalten soll.
Welche Ziele genau die Einheit im Visier gehabt haben soll, verrät der Mann nicht, ein Beispiel aus den älteren Kriegstagen gibt er dann aber doch: Am 8. Mai 2022 hätten sich Einsatzkräfte des Bataillons, unterstützt von Truppen des ukrainischen Sicherheitsdienstes, aus acht Hubschraubern auf der sogenannten Schlangeninsel abgeseilt, die zu diesem Zeitpunkt von den Russen besetzt gewesen war. Zwar gelang an diesem Tag nicht die Rückeroberung, aber der Einsatz habe den Weg dafür geebnet, da man unter anderem erst so herausfand, dass man auf der Insel landen kann.
Vor Kriegsbeginn, so schreibt die Zeitung weiter, seien die „Schamanen“ nur eine kleine Spezialeinheit gewesen, doch der Zulauf sei angesichts solcher Geschichten enorm gewesen. „Intelligent“ aber stieß bereits im ersten Monat nach der Invasion zu der Einheit, zuvor war er als Anwalt tätig. Sich selbst hält er nicht für einen Helden, aber seine Kameraden. Und er hat auch eine Begründung dafür parat: Nämlich als diese einen verwundeten Kameraden zurückholten, obwohl das unmöglich erschien, weil im Hinterhalt überall russische Scharfschützen lauerten.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages:
- Bis zu 49 ukrainische Soldaten sollen in Cherson an das Ostufer des Dnipro-Flusses übergesetzt haben und sich Kämpfe mit dort stationierten Russen geliefert haben, berichten mehrere russische Militärblogger. Die US-amerikanische Denkfabrik ISW bezieht sich in ihrem neuesten Lagebericht auf Berichte von Dienstag. Mehr hier.
- Bei einer schweren Explosion in der Stadt Sergijew Possad rund 50 Kilometer nordöstlich von Moskau hat es offiziellen Angaben zufolge mindestens 45 Verletzte gegeben. Davon seien 23 Verletzte in ein Krankenhaus gebracht worden, sechs würden auf der Intensivstation behandelt, hieß es. Mehr dazu hier.
- Der Rüstungskonzern Rheinmetall bereitet einen weiteren Export von Leopard-Kampfpanzern in die Ukraine vor. Man werde rund 30 Panzer vom älteren Typ Leopard 1 vereinbarungsgemäß liefern, sagte ein Firmensprecher am Mittwoch in Düsseldorf. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat eine Wiederbelebung des Getreideabkommens mit der Ukraine vom Westen abhängig gemacht. Eine Wiederaufnahme des Abkommens zur Ausfuhr ukrainischen Getreides „hängt von den westlichen Ländern ab, die ihre Zusagen einhalten müssen“, sagte er. Mehr dazu hier.
- Deutschland könnte das von Kanzler Olaf Scholz verkündete Ziel, zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für Verteidigung auszugeben, nach Berechnungen des ifo-Instituts 2024 wieder verfehlen. Demnach sind von dem Sondervermögen über 100 Milliarden bis Mitte 2023 erst 1,2 Milliarden Euro abgeflossen. Mehr hier.
- Das Bundesverteidigungsministerium will die Entsendung der in Polen stationierten deutschen Truppen mit Patriot-Systemen verlängern. Berlin habe Warschau angeboten, die „ursprünglich für maximal ein halbes Jahr geplante Stationierung von drei deutschen Patriot-Einsatzstaffeln über den Sommer hinaus“ weiterzuführen, hieß es. Mehr dazu hier.
- In Koblenz ist ein Deutscher wegen Spionage für Russland festgenommen worden. Das teilte die Bundesanwaltschaft am Mittwoch mit. Mehr dazu hier.
- Der führende Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj weist den russischen Vorwurf eines Angriffs auf das Atomkraftwerk Saporischschja zurück. „Die Ukraine habe keinen Drohnenangriff auf das Atomkraftwerk gestartet, plane dies nicht und werde das auch theoretisch nicht tun“, erklärt Mychailo Podoljak.
- Die Zahl der Kriegsvertriebenen aus der Ukraine mit temporärem Schutzstatus in der EU hat wieder die Marke von vier Millionen überschritten. Fast drei von zehn fanden Aufnahme in Deutschland, wie das europäische Statistikamt Eurostat in Luxemburg mitteilte.
- Die Ukraine hat über die Öffnung eines seit Kriegsbeginn geschlossenen Grenzübergangs zu Russland berichtet, damit nach Russland vertriebene ukrainische Flüchtlinge heimkehren können. „Es ist möglich und nötig, über den humanitären Korridor Kolotilowka - Pokrowka (aus Russland) auszureisen!“, sagte die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk.
- Russland verstärkt seine Truppen an seinen westlichen Grenzen. Verteidigungsminister Sergej Schoigu begründet den Schritt nach offiziellen Angaben damit, dass das Nato-Mitglied Polen ebenfalls bereits eine Stärkung seiner militärischen Präsenz angekündigt habe.
- Das ukrainische Militär hat eigenen Angaben zufolge im Osten erfolgreich russische Angriffe abgewehrt. „Es finden schwere Kämpfe statt“, sagte Generalstabssprecher Andrij Kowaljow gemäß einer Mitteilung. Im Verlaufe des vergangenen Tages habe es über 30 Gefechte gegeben.
- Nach dem Raketenschlag gegen die ukrainische Stadt Pokrowsk hat Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland einen gezielten Angriff auf Rettungskräfte vorgeworfen. „Es war eine bewusste Entscheidung der Terroristen, möglichst viel Schmerz und Schaden anzurichten“, sagte er in seiner Videobotschaft.
- Die russische Hauptstadt Moskau ist nach Angaben von Bürgermeister Sergej Sobjanin erneut Ziel eines versuchten Drohnenangriffs geworden. Zwei Drohnen seien von der Luftabwehr abgeschossen worden, teilte Sobjanin am Mittwochmorgen in seinem Blog im Nachrichtendienst Telegram mit.
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