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Russlands Präsident Wladimir Putin.

© IMAGO/SNA/IMAGO/Alexander Kazakov

Ukraine-Invasion, Tag 826: Wie der Kreml Comics zur Verherrlichung seines Angriffskriegs nutzt

Russland baut offenbar seine Truppen nördlich von Charkiw auf, EU beschließt höhere Zölle auf russisches Getreide. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Welche Rolle russische Propaganda beim Angriffskrieg gegen die Ukraine spielt, darüber haben wir auch an dieser Stelle immer wieder berichtet. Seit April gibt es laut einem BBC-Bericht nun eine weitere Methode, mit der gezielt Kinder und Jugendliche angesprochen werden sollen: mithilfe von Comics (Quelle hier).

Demnach haben das russische Verteidigungs- und das Bildungsministerium im April damit begonnen, Zehntausende von Comics, die den Einmarsch in die Ukraine verherrlichen und loben, in Schulen in Russland und den besetzten ukrainischen Gebieten zu verteilen. In den ersten Monaten nach dem Einmarsch hatte eine Meinungsumfrage ergeben, dass die Zustimmung zu dem Krieg unter jungen Russen am geringsten war, schreibt die BBC.

Die Comics bestehen laut dem Bericht aus 22 Kurzgeschichten über russische Soldaten, die für ihre Rolle im Krieg von Moskau ausgezeichnet wurden – auch wenn sie an grausamen Kriegsverbrechen beteiligt waren. Dazu gehört Azatbek Omurbekow, der als Verantwortlicher für das Massaker von Butscha im Jahr 2022 gilt. In dem Comic aber wird er als „echter Mann“ bezeichnet, seine Truppen hätten in der Ukraine „Menschlichkeit“ gezeigt. 

Verfasst wurden die Geschichten von Oleg Roy, einem russischen Kinderbuchautor. Es ist aber nicht das erste Mal, dass mit Comics der Krieg gegen die Ukraine verherrlicht wird. So hatte ein Militärblogger im September 2023 eine Serie zum Thema veröffentlicht. Diese waren im Rahmen einer Kunstausstellung in einem Zug gezeigt worden, der quer durch Russland fuhr. Auch über die Söldner-Gruppe Wagner gab es bereits Comics, diese aber offenbar ohne offizielle Unterstützung.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Russland baut nach ukrainischen Angaben seine Streitkräfte nördlich der Region Charkiw auf, verfügt aber noch nicht über die Truppenstärke für einen größeren Vorstoß. Russland schicke zusätzliche Regimenter und Brigaden aus anderen Gebieten und von Truppenübungsplätzen in diese Region, teilte der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj mit. Mehr dazu hier.
  • Der Schokoladenhersteller Ritter Sport steht zu der Entscheidung, trotz des Angriffs auf die Ukraine weiter Geschäfte in Russland zu machen. Chef Andreas Ronken sagte dem „Focus“, er habe deshalb zwar sogar Morddrohungen erhalten, aber „unsere Entscheidung war richtig, und ich würde sie wieder genauso treffen“. Andernfalls hätte sein Unternehmen 200 Angestellte in Deutschland freistellen müssen. Mehr hier.
  • Die Drohung mit der Atombombe gehört für Russland seit Beginn des Überfalls auf die Ukraine ins Arsenal der kommunikativen Waffen. Aus einem russischen Think-Tank kommt jetzt der Vorschlag, den Drohungen mehr Nachdruck zu verleihen. Mehr hier.
  • Die Ukraine hat nach Einschätzung der deutschen Regierung sämtliche Reformvorgaben für den Beginn von Gesprächen über eine Aufnahme in die Europäische Union umgesetzt. „Aus Sicht der Bundesregierung erfüllt die Ukraine alle Voraussetzungen, um die EU-Beitrittsverhandlungen im Juni eröffnen zu können“, sagte Europastaatsministerin Anna Lührmann (Grüne) auf dpa-Anfrage. Mehr hier.
  • In der Debatte um den Einsatz westlicher Waffen durch die Ukraine gegen militärische Ziele in Russland hat US-Außenminister Antony Blinken Flexibilität angedeutet. Seit Beginn des Krieges habe die US-Regierung ihre Unterstützung für die Ukraine an die sich verändernden Bedingungen angepasst, sagte er. „Ich bin zuversichtlich, dass wir das auch weiterhin tun werden.“ Mehr hier.
  • Die Ukraine soll über eine neue tschechische Initiative gelieferte Artilleriegeschosse ohne Einschränkungen auch gegen militärische Ziele in Russland nutzen können. „Tschechien hat kein Problem damit, dass die Ukraine sich gegen einen Aggressor verteidigt, der versucht, die Staatlichkeit zu zerstören“, sagte der tschechische Außenminister Jan Lipavsky in Prag. Mehr in unserem Newsblog.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reist am Samstag nach Saudi-Arabien, um dort für Unterstützung bei einem geplanten Friedensgipfel in der Schweiz zu werben. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Diplomatenkreisen in Riad am Donnerstag.
  • Die EU-Staaten haben sich auf höhere Zölle auf Getreide, Ölsaaten und andere ausgewählte Produkte aus Russland und Belarus verständigt. Damit würden die Abgaben auf diese Waren so weit erhöht, dass ihre Einfuhr de facto gestoppt würde, teilten die EU-Staaten am Donnerstag in Brüssel mit.
  • In Russland ist die im vergangenen Jahr wegen Äußerungen zum Krieg in der Ukraine in die Kritik geratene Gouverneurin der ölreichen sibirischen Region Chanty-Mansijsk rund ein Jahr vor Ablauf ihrer Amtszeit zurückgetreten. In einem auf ihrem Telegramm-Kanal veröffentlichten Video erklärte Natalia Komarow, dass sie eine andere, nicht näher bezeichnete Stelle antrete, ohne Gründe dafür zu nennen. 
  • Frankreich könnte in Kürze Militärausbilder in die Ukraine entsenden, sagen drei mit dem Vorgang vertraute Diplomaten Reuters. Die Entscheidung über die personellen Hilfen könnte kommende Woche anlässlich eines Besuchs von Präsident Wolodymyr Selenskyj in Frankreich bekannt gegeben werden. 
  • Russlands Streitkräfte haben nach eigenen Angaben erneut Angriffe von ukrainischer Seite mit US-Raketen, Drohnen und Sprengstoffbooten im Schwarzen und Asowschen Meer abgewehrt. Die Flugabwehr habe in der Nacht im Asowschen Meer acht Raketen vom US-Typ ATACMS abgeschossen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
  • Russland hat nach ukrainischen Angaben mehrere Raketen auf Charkiw, die zweitgrößte Stadt der Ukraine, abgefeuert. Mindestens vier Menschen seien verletzt, eine Gasleitung beschädigt und zahlreiche Fenster zerbrochen worden, teilt Bürgermeister Ihor Terechow auf der Nachrichten-App Telegram mit. 

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