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Ukraine-Invasion, Tag 911: Eltern im östlichen Pokrowsk verstecken offenbar ihre Kinder vor der Zwangsevakuierung
FSB ermittelt gegen CNN-Journalisten, Moskau will Eindringen ukrainischer „Saboteure“ in Brjansk verhindert haben. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Während Russland versucht, die Angriffe Kiews in der Grenzregion Kursk abzuwehren, gehen die Kämpfe im Osten der Ukraine unvermindert weiter. So hat Kiew seine Streitkräfte in der heftig umkämpften Region Pokrowsk im Osten des Landes verstärkt. Aufforderungen zur Evakuierung folgen aber auch dort nicht alle Menschen – wie überall im Land. Und es sind nicht nur die Alten. Manche Familien verstecken sogar ihre Kinder vor den Zwangsevakuierungen, berichtet der US-Sender CNN (Quelle hier).
Die Gemeinden in und um Pokrowsk wurden demnach aufgefordert, innerhalb der nächsten zwei Wochen die Region zu verlassen, da die russischen Truppen rasch näher rückten. Das betrifft insbesondere Kinder mit ihren Eltern oder ihren gesetzlichem Vormund. Allerdings sagt Jurij Tretiak, Leiter der Militärverwaltung in der Stadt Myrnohrad: „Wir haben Fälle, in denen Eltern ihre Kinder verstecken.“
Auch würden falsche Angaben gemacht und zum Beispiel gesagt, dass die Kinder schon längst nicht mehr dort lebten und bereits weggeschickt worden seien. Die Behörden wollten daher Gespräche mit der örtlichen Polizei führen, wie mit solchen Fällen umzugehen sei. Mitunter würden nun auch Hausbesuche gemacht.
Es gebe aber auch Fortschritte. So hätten viele, die noch vor einer Woche gezögert hätten, sich jetzt dazu entschieden, die Gegend zu verlassen. Nach Angaben der Militärverwaltung leben in der gesamten Gemeinde, die die Stadt Pokrowsk, die Stadt Myrnohrad und 39 umliegende Dörfer umfasst, fast 59.000 Menschen. Etwa 600 bis 700 Menschen werden nach Angaben der Verwaltung täglich evakuiert.
Pokrowsk dient dem ukrainischen Militär als wichtiger Knotenpunkt. Durch eine Verbindungsstraße ist sie mit Kostjantyniwka, einem anderen wichtigen Militärzentrum, verbunden. Und über diese Straße werden die Frontlinien mit Nachschub versorgt. Entsprechend ist die Stadt ein wichtiges Ziel für die russischen Truppen.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages:
- Gut zwei Wochen nach dem Einmarsch ukrainischer Truppen in die russische Grenzregion Kursk werden dort nach Angaben der Behörden Schutzräume aus Beton für die Bevölkerung eingerichtet. „Auf meine Anweisung hin hat die Verwaltung der Stadt Kursk belebte Orte für die Aufstellung von modularen Fertigbunkern festgelegt“, erklärt Regionalgouverneur Alexej Smirnow auf Telegram. Mehr hier.
- Der russische Inlandsgeheimdienst FSB ermittelt gegen einen CNN-Reporter, weil dieser aus den von der Ukraine eingenommenen russischen Gebieten berichtet hat. Der aus Großbritannien stammende Journalist habe die Grenze zu Russland illegal überschritten, begründete der FSB sein Vorgehen. Mehr hier.
- Russland hat nach eigenen Angaben das Eindringen ukrainischer „Saboteure“ in die an Kursk grenzende russische Grenzregion Brjansk vereitelt. Der Vorfall habe sich am 21. August im Bezirk Klimowski ereignet, der an die ukrainische Region Tschernihiw grenzt, teilt Gouverneur Alexander Bogomaz mit. Mehr hier.
- Mit seinem ersten Besuch seit 13 Jahren will Russlands Machthaber Wladimir Putin in Tschetschenien offenbar Einheit demonstrieren. Der dortige Machthaber Ramsan Kadyrow wurde vor laufender Kamera mit erhobenem Zeigefinger ermahnt. Mehr hier.
- Der ukrainische Luftwaffenchef Mykola Oleschtschuk hat von erfolgreichen Einsätzen seiner Kampfflieger bei der Offensive in der Region Kursk berichtet. Dabei seien vor allem Präzisionsbomben gegen russische Stellungen und Truppenansammlungen eingesetzt worden. Mehr hier.
- Der russische Präsident Wladimir Putin hat der Ukraine einen versuchten Angriff auf das Atomkraftwerk in Kursk vorgeworfen. „Der Feind hat in der Nacht versucht, die Atomanlage anzugreifen“, sagte der Kreml-Chef am Donnerstag ohne Vorlage von Beweisen. Mehr in unserem Newsblog.
- Bei einem Angriff mit zwei Gleitbomben sind in der Region Sumy an der Grenze zur russischen Region Kursk zwei Menschen getötet worden, teilt die ukrainische Staatsanwaltschaft mit. Ziele der russischen Bomben seien Bestandteile der Infrastruktur gewesen.
- Polens Regierungschef Donald Tusk sieht eine mögliche Vermittlerrolle seines indischen Amtskollegen Narendra Modi im Ukraine-Krieg positiv. „Ich freue mich sehr, dass der Premierminister seine Bereitschaft bekräftigt hat, sich persönlich für eine friedliche, gerechte und rasche Beendigung des Krieges einzusetzen“, sagte Tusk nach Gesprächen mit Modi.
- Cyberspezialisten des Verteidigungsnachrichtendienstes der Ukraine haben offenbar die Server russischer Fernsehsender gehackt und zur Hauptsendezeit Videos über den Krieg in der Ukraine ausgestrahlt. Das berichtet die ukrainische Nachrichtenagentur RBK-Ukraine unter Berufung auf Quellen in den Spezialdiensten.
- Russische Truppen haben nach wochenlangen Kämpfen angeblich den kleinen Ort Nju-Jork in der Ostukraine erobert. Von ukrainischer Seite gab es dazu nur indirekte Eingeständnisse: Der Generalstab in Kiew beschrieb die Lage in seinem Bericht für Nju-Jork bei Torezk nicht mehr als umkämpft.
- Die amerikanische Botschaft in Kiew warnt im Vorfeld des ukrainischen Unabhängigkeitstags am Samstag vor einem verstärkten Risiko für russische Luftangriffe. In den kommenden Tagen und über das Wochenende gebe es eine erhöhte Gefahr, dass Russland die Ukraine mit Drohnen und Raketen angreife, hieß es.
- Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, will kommende Woche das russische Atomkraftwerk in Kursk besuchen. Die IAEA könne diesen Termin „kommende Woche“ bestätigen, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur AFP. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht genannt.
- Auf einem Militärflugplatz im Gebiet Wolgograd ist russischen Angaben zufolge durch einen ukrainischen Drohnenangriff ein Brand ausgelöst worden. Nach Darstellung von Gebietsgouverneur Andrej Botscharow wehrte die russische Flugabwehr die meisten Flugobjekte des nächtlichen Angriffs ab.
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