
© dpa/Evgeniy Maloletka
Ukraine-Invasion, Tag 925: Warum die Eroberung von Pokrowsk für Russland strategisch wichtig ist
Ukrainisches Parlament entlässt Außenminister Kuleba, Kühlturm in AKW Saporischschja muss wohl abgerissen werden. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Die Frontlinie im Osten der Ukraine nähert sich zunehmend Pokrowsk. Die Bergarbeiterstadt hatte daher schon vor geraumer Zeit mit der Evakuierung der noch verbliebenen Einwohner begonnen. Per Zug wurden diese heute allerdings eingestellt, sie sollen von anderer Stelle erfolgen (mehr dazu in unseren Nachrichten des Tages).
Warum die Eroberung der Stadt für Russland so wichtig ist, hat die Nachrichtenagentur Reuters vor Kurzem aufgeschrieben. (Quelle hier). Und das hat vor allem mit ihrer strategischen Lage zu tun. Denn Pokrowsk liegt an einer Straße, über die das ukrainische Militär umkämpfte ukrainische Außenposten wie Tschassiw Jar und Kostjantyniwka in der Region Donezk versorgt.
Die Kontrolle über die als „Tor zu Donezk“ bezeichnete Stadt würde also die Nachschublinien der Ukraine entlang der Ostfront empfindlich stören. Denn für die ukrainischen Truppen wäre es dann deutlich schwieriger, Gebiete auf beiden Seiten von Pokrowsk zu halten.
Und das könnte Russland einen Vorteil verschaffen, um die schon lange im Visier befindliche Stadt Tschassiw Jar zu erobern, die höher gelegen ist. Das alles mit dem Hauptziel, eines Tages die gesamte Region Donezk unter russische Kontrolle zu bekommen.
Mitte August lebten in der Stadt und ihrer Umgebung übrigens noch 53.000 Menschen. Damals hatte der Gouverneur die Evakuierung von Kindern aus der Region angeordnet. Doch wie wir an dieser Stelle ebenfalls berichtet hatten, hatten Eltern teils ihre Kinder versteckt, um dieser Zwangsevakuierung zu entgehen.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages:
- Das ukrainische Parlament hat Außenminister Dmytro Kuleba entlassen. Am Mittwoch hatte er im Zuge einer Regierungsumbildung bereits seinen Rücktritt eingereicht. Sein Nachfolger ist der bisherige Stellvertreter Andrij Sybiga. Für Sybiga stimmten örtlichen Medien zufolge 258 Abgeordnete. Mehr hier.
- Nach einem Brand am russisch besetzten Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine muss ein beschädigter Kühlturm laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wohl abgerissen werden. „Dieses große Gebäude ist künftig nicht mehr nutzbar“, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi bei einem Besuch des Atomkraftwerks. Mehr hier.
- Der russische Präsident Wladimir Putin verkündet, dass er im US-Präsidentschaftswahlkampf die demokratische Kandidatin Kamala Harris „unterstützen“ wolle. US-Präsident Joe Biden habe seinen Wählern empfohlen, Harris zu unterstützen - „also werden wir sie auch unterstützen“, sagte Putin. Mehr hier.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bittet die westlichen Partner immer dringender um geeignete Waffensysteme, damit Kiews Truppen sich besser verteidigen können. Einem Medienbericht zufolge will Selenskyj nun am Freitag nach Deutschland kommen und die sogenannte Ramstein-Kontaktgruppe um weitere Unterstützung bitten. Mehr hier.
- Die USA haben Sanktionen gegen Verantwortliche des russischen Staatssenders RT verhängt, denen sie versuchte Einmischung in die diesjährige US-Präsidentschaftswahl vorwerfen. Die Strafmaßnahmen betreffen zehn Verantwortliche sowie zwei Organisationen, wie das Finanzministerium mitteilte. Mehr hier.
- Angesichts der näher rückenden russischen Truppen hat die Ukraine Evakuierungen mit dem Zug aus der frontnahen Stadt Pokrowsk im Osten des Landes eingestellt. „Jetzt ist die Abfahrtsstation wegen der erschwerten Sicherheitssituation Pawlohrad im Gebiet Dnipropetrowsk“, teilte der Gouverneur des Gebiets Donezk, Wadym Filaschkin, bei Telegram mit. Mehr in unserem Newsblog.
Nach einem großen Gefangenenaustausch zwischen Russland und den USA sowie anderen westlichen Staaten will Kremlchef Wladimir Putin weitere russische Gefangene freibekommen. Russland werde seinen Bürgern immer helfen, dies gelte auch im Ausland, sagte Putin beim Östlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok. - Die ukrainische Luftwaffe erklärt, während der Nacht 60 der 78 von Russland gestarteten Drohnen abgeschossen zu haben. Russland habe auch eine Iskander-M-Rakete eingesetzt, teilt die Luftwaffe über den Kurznachrichten-Dienst Telegram mit. Ob auch die Rakete abgefangen wurde, bleibt zunächst offen.
- Russische Streitkräfte haben ukrainischen Angaben zufolge ein Wohngebiet in der ostukrainischen Stadt Kostjantyniwka beschossen. Bei dem Angriff wurde eine Person getötet und drei weitere verletzt, wie die Staatsanwaltschaft mitteilt. Nach Angaben der Ermittler in der Region Donezk wurde ein Mehrfachraketenwerfer eingesetzt.
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