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Der „Wall Street Journal“-Journalist Evan Gershkovich während der Überprüfung der Beschwerde. 

© Imago/Petrov Sergey

Update

Umstrittene Haftbedingungen: Moskauer Gericht lehnt Beschwerde von US-Journalist Gershkovich ab

Der wegen Spionagevorwürfen inhaftierte Reporter bleibt nun im ehemaligen KGB-Gefängnis Lefortowo. Bei seinem ersten Auftritt vor Gericht wirkte Gershkovich entschlossen.

Stand:

Das Moskauer Stadtgericht hat die Beschwerde des festgenommenen US-Reporter Evan Gershkovich gegen seine Haftbedingungen im ehemaligen KGB-Gefängnis Lefortowo abgelehnt.

Der Reporter reagierte auf die Entscheidung auf Russisch mit den Worten: „Alles verstanden. Ich danke Ihnen sehr.“ Bei seinem ersten Auftritt vor Gericht seit seiner Festnahme wirkte Gershkovich entschlossen. Mit verschränkten Armen lächelte er mehrmals Reportern zu, die ihn filmten und fotografierten. Seine Handgelenke wiesen tiefe Abdrücke von Handschellen auf.

Seine Anwältin Maria Kortschagina sagte, Gershkovich sei kämpferisch. „Er macht Sport und weiß, dass ihn die Menschen unterstützen“, sagte sie am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Gershkovich habe die Entscheidung angefochten, „er will beweisen, dass er nicht schuldig ist, er will beweisen, dass es noch einen Raum für die Pressefreiheit gibt“, erklärte Kortschagina.

Seine andere Anwältin, Tatjana Noschkina, sagte, Gershkovich lese im Gefängnis viel und arbeite sich derzeit durch „Krieg und Frieden“ von Leo Tolstoi.

Anwälte Gershkovichs hatten Hausarrest beantragt

Gershkovichs Anwälte erklärten, sie hätten seine Freilassung unter Hausarrest beantragt und eine Kaution von 50 Millionen Rubel (rund 575.000 Euro) angeboten. Eine Entscheidung zu Gershkovichs Gunsten war jedoch nicht erwartet worden.

Der russische Geheimdienst (FSB) hatte den Korrespondenten im vergangenen Monat in der Großstadt Jekaterinburg wegen Spionage festgenommen, die Vorwürfe weist er kategorisch zurück. Jetzt sitzt der Reporter in Untersuchungshaft. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 20 Jahre Haft.

Bei der Anhörung ging es im Wesentlichen um die Frage, wie Gershkovich inhaftiert werden sollte, während er auf seinen Prozess wartet, und nicht um den Inhalt der Anklage, da die Ermittler noch an den Einzelheiten des Falls arbeiten.

US-Botschafterin Lynne Tracy hat am Montag erstmals den unter Spionagevorwürfen inhaftierten amerikanischen Journalisten Evan Gershkovich im berüchtigten Lefortowo-Gefängnis in Moskau besucht. „Wir haben das erste Mal Zugang zu ihm seit seiner Festnahme vor knapp zwei Wochen erhalten“, schrieb die Diplomatin auf dem Botschafts-Twitter-Kanal. Er fühlt sich gut und bleibt stark.“ Gleichzeitig bekräftigte sie die Forderung nach „sofortiger Freilassung“ des Journalisten. (Tsp, Agenturen)

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