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Ein russischer Soldat im Einsatz nahe Luhansk.

© imago/ITAR-TASS/IMAGO/Alexander Reka

„Ungeheuerlich, dass er wieder freigelassen wurde“: Russischer Mehrfachmörder kommt zweites Mal für Kriegseinsatz frei

Eine 23-jährige Strafe sollte ein russischer Mörder absitzen – nach nur einer Woche kam er frei und kämpft nun wieder an der Front, berichtet die BBC. Er hatte zuvor schon einmal gemordet und kam frei.

Stand:

Ein russischer Mörder ist aus dem Gefängnis entlassen worden, um im Krieg in der Ukraine zu kämpfen. Anschließend soll er erneut eine ältere Frau getötet haben und wurde einem Bericht zufolge ein zweites Mal freigelassen, um an die Front zurückzukehren. Das berichtet die BBC unter Berufung auf Verwandte der ermordeten Frau.

„Der Mörder unserer Großmutter ist der Strafe für sein Verbrechen entgangen – wieder einmal – und hat sich in den Krieg begeben“, sagte Anna Pekarewa, die Enkelin des Opfers, gegenüber der BBC.

Dem Bericht zufolge war der 29-jährige Ivan Rossomachin im Jahr 2022 vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen worden. Eigentlich hätte er dort wegen Mordes eine 14-jährige Strafe verbüßen müssen. Weil er sich der Söldnergruppe Wagner anschloss, wurde die Haft für die Dauer des Einsatzes ausgesetzt.

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Nach seinem Fronteinsatz ist ihm dem Bericht zufolge gestattet worden, in seine Heimatregion Kirov zurückzukehren. Dort habe er dann die 85-Jährige in ihrem eigenen Haus überfallen und getötet.

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Im April 2024 wurde Rossomachin dem Bericht zufolge der Prozess gemacht. Ein Gericht stellte fest, dass er mit „extremer Brutalität“ gemordet habe und verurteilte ihn zu 23 Jahren in einem Hochsicherheitsgefängnis. Von dieser Strafe verbüßte Rossomachin aber wohl nur eine Woche. Denn offenbar wurde er bereits am 19. August, eine Woche nach Haftantritt, wieder entlassen.

Ich habe die gerichtsmedizinischen Berichte gelesen, und ich weiß, was dieser Mensch meiner Großmutter angetan hat. Es ist ungeheuerlich, dass er wieder freigelassen wurde

Anna Pekarewa, Enkelin des Opfers gegenüber der BBC

Den Angehörigen der ermordeten 85-Jährigen sei dies vom Gefängnisdirektor mitgeteilt worden, berichtet die BBC. Zudem beruft sich der Sender auf ein offizielles Dokument vom Gouverneur des Gefängnisses, das besagt, dass der Häftling im Zusammenhang mit einem speziellen russischen Gesetz entlassen wurde, das es dem Militär erlaubt, Sträflinge zu rekrutieren, um sie an die Front zu schicken.

Die Angehörigen der Ermordeten reagierten mit Entsetzen. „Ich habe die gerichtsmedizinischen Berichte gelesen, und ich weiß, was dieser Mensch meiner Großmutter angetan hat. Es ist ungeheuerlich, dass er wieder freigelassen wurde“, sagte Enkelin Anna der BBC. „Die Tatsache, dass dies im 21. Jahrhundert geschieht… Es gibt keine Worte, die beschreiben können, was passiert!“

Bereits kurz nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine hatte die Söldnergruppe Wagner damit begonnen, Häftlinge aus Gefängnissen zu rekrutieren, um sie in den Kampf zu schicken. Dies hatte in der Regel eine Begnadigung durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin zufolge. Inoffiziellen Schätzungen zufolge wurden damals tausende Schwerstkriminelle, darunter Vergewaltiger und Mörder, freigelassen und an die Front geschickt.

Nach dem gescheiterten Putschversuch von Jewgeni Prigoschin, bei dem tausende Wagner-Söldner einen Angriff auf Moskau vorbereiteten, wurde die Anwerbepraxis vom russischen Militär übernommen und im März durch ein entsprechendes Gesetz formalisiert. Dieses sieht ebenfalls vor, dass verurteilte Straftäter, die sich zum Kampf verpflichten, ihre restliche Strafe für die Dauer ihres Militärdienstes ausgesetzt bekommen. Das hat aber nicht automatisch eine Begnadigung zufolge. Diese ist aber möglich, wenn sich die Freigelassenen Auszeichnungen, etwa für „Tapferkeit“ auf dem Schlachtfeld verdienen.

Auch die Ukraine hat verurteilte Verbrecher freigelassen, um an der Front zu kämpfen. Personen, die wegen Mordes oder Sexualdelikten verurteilt wurden, sind dazu allerdings nicht berechtigt. Die stellvertretende ukrainische Justizministerin Olena Vysotska sagte der Nachrichtenagentur AP Anfang des Jahres, dass rund 3000 Gefangene zum Militär gegangen seien.

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