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US-Ministerium teilte Wohnadresse online: Frau von irrtümlich Abgeschobenem rettet sich offenbar in Safehouse
Aus Angst um ihre Kinder ist die Ehefrau von Kilmar Ábrego García aus ihrem Haus ausgezogen. Durch ihren Einsatz für die Freilassung ihres Mannes war sie zuletzt stark in die Öffentlichkeit gerückt worden.
Stand:
Seit mehr als einem Monat ist Kilmar Ábrego García in El Salvador inhaftiert. Seine Ehefrau, die sich seit der Abschiebung ihres Mannes, für dessen Rückkehr einsetzt, ist nun in ein Safehaus gezogen, berichtet die „Washington Post“. Zuvor hatte das US-Heimatschutzministerium die Adresse von Jennifer Vasquez Sura geteilt.
„Ich fühle mich nicht sicher, wenn die Regierung meine Adresse, das Haus, in dem meine Familie wohnt, für alle sichtbar veröffentlicht“, sagte die US-amerikanische Staatsbürgerin aus Maryland der „Post“. Unbehagen habe ihr das vor allem bereitet, da der Fall stark in der Öffentlichkeit stehe und „die Leute alle möglichen Meinungen“ dazu hätten. „Das ist definitiv ein bisschen beängstigend. Ich habe Angst um meine Kinder.“
US-Ministerium teilte Adresse von Vasquez Sura via X
Die Entscheidung, ihre Kinder an einen unbekannten Ort zu bringen, sei gefallen, nachdem das Heimatschutzministerium in der vergangenen Woche mit ihrer Adresse versehene Gerichtsdokumente auf der Onlineplattform X gepostet hatte.

© REUTERS/Abrego Garcia Family
Bei den Dokumenten handelte es sich um eine Schutzanordnung, die laut Vasquez Sura nach einem Streit im Sommer 2021 bei Gericht eingereicht wurde. Laut dem Dokument habe ihr Mann sie dabei „geschlagen und gekratzt, ihr das Hemd vom Leib gerissen, sie gepackt und blaue Flecken zugefügt“.
Laut dem Ministerium handele es sich bei den Akten um „öffentliche Dokumente“, wie dem britischen „Independent“ auf Nachfrage mitgeteilt wurde.
Allerdings ist es laut einem Bundesgesetz verboten, „im Internet (...) Informationen über die Registrierung, die Einreichung eines Antrags oder den Erlass einer Schutzanordnung (zu) veröffentlichen, wenn eine solche Veröffentlichung wahrscheinlich die Identität oder den Aufenthaltsort der durch eine solche Anordnung geschützten Partei offenbaren würde“.
Gerichtsdokumente solle Gewalttätigkeit beweisen
Vasquez Sura sei zu der Anhörung vor Gericht nicht erschienen, berichtet die „Post“. Der Vorfall sei einmalig gewesen und sie habe ihn darauf geschoben, dass ihr Mann wegen der Geldsorgen und einem Trauma nach einer Inhaftierung durch die Einwanderungsbehörde 2019 unter psychischer Belastung stand.
„Sehen Sie, Kilmar ist nicht perfekt – niemand ist es“, zitiert sie die „Post“. „Er hat sein Bestes gegeben, für mich, für unsere Kinder, für unsere Zukunft.“ Dennoch versucht das Heimatschutzministerium die Schutzanordnung gegen Ábrego García offenbar dafür zu verwenden, den Abgeschobenen als gewalttätig darzustellen.
„Kilmar Ábrego García war in der Vergangenheit gewalttätig und nicht der aufrechte ‚Maryland-Mann‘, als den ihn die Medien dargestellt haben“, schrieb das Ministerium auf X. „Dieses MS-13-Gruppenmitglied ist keine sympathische Figur.“ MS-13 ist eine salvadorianische Bande, die Trump kurz nach dessen Amtsantritt als Terrororganisation eingestuft hatte.
Ábrego García, seine Familie und dessen Anwälte bestreiten, dass er Mitglied der berüchtigten Bande ist. Vielmehr sei der heute 29-Jährige 2011 als Teenager illegal in die USA eingereist, um vor der Bandengewalt in seinem Heimatland El Salvador zu fliehen. Ein Richter sah die Schilderung 2019 als glaubwürdig an und gewährte ihm Schutz vor Abschiebung wegen drohender Verfolgung in dem lateinamerikanischen Land.
Dennoch wurde Ábrego García Mitte März im Bundesstaat Maryland festgenommen und kurz darauf abgeschoben. Die US-Regierung sprach zunächst von einem „administrativen Fehler“, unternimmt aber gleichzeitig keine Anstrengungen, ein Urteil des Supreme Courts umzusetzen und sich für die Freilassung des Mannes und dessen Rückkehr in die USA einzusetzen.
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