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US-Präsident ehrt Republikanerin: Biden zeichnet Trump-Kritikerin Cheney mit Bürgermedaille aus
Es ist die zweithöchste Auszeichnung in den USA, die die 58-Jährige von dem demokratischen Präsidenten erhielt. Begnadigt er die scharfe Trump-Kritikerin auch vorsorglich?
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Der scheidende US-Präsident Joe Biden hat der prominenten Trump-Kritikerin Liz Cheney die Bürgermedaille, die zweithöchste Auszeichnung in den USA, verliehen. Wie am Donnerstag während der Zeremonie im Weißen Haus in Washington verkündet wurde, bekamen die 58-jährige Republikanerin sowie 19 weitere bekannte Persönlichkeiten die Auszeichnung, weil sie „das amerikanische Volk über ihre Partei“ gestellt hätten. Biden überreichte Cheney persönlich die Medaille.
Die „Presidential Citizens Medal“ wird nach Angaben des Weißen Hauses an Bürger der Vereinigten Staaten verliehen, die sich in beispielhafter Weise für ihr Land oder ihre Mitbürger eingesetzt haben.
Trump droht Cheney mit dem FBI
Zu den Geehrten zählten auch der frühere demokratische US-Senator Chris Dodd, die ehemalige demokratische Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus, Carolyn McCarthy, sowie der demokratische Abgeordnete Bennie Thompson, der den Ausschuss des Repräsentantenhauses zur Untersuchung der Rolle des früheren und künftigen US-Präsidenten Donald Trump bei der Erstürmung des Kapitols am 6. Januar 2021 geleitet hatte.
„Zusammen verkörpern Sie – und das empfinde ich aus tiefstem Herzen – die grundlegende Wahrheit: Wir sind eine großartige Nation, wir sind eine großartige Nation, weil wir ein gutes Volk sind“, sagte Biden an die Ausgezeichneten gerichtet. Cheney wie auch Thompson erhielten bei der Zeremonie stehende Ovationen.
Vorab hatte das Weiße Haus in einer Erklärung gelobt, Cheney habe ihre Stimme erhoben, „um über die Grenzen hinweg unsere Nation und die Ideale zu verteidigen, für die wir stehen: Freiheit, Würde und Anstand“.
Cheney, Tochter des früheren US-Vizepräsidenten Dick Cheney, ist eine der schärfsten innerparteilichen Kritikerinnen von Donald Trump, der nach seinem Sieg bei der Präsidentschaftswahl am 20. Januar seine zweite Amtszeit im Weißen Haus antritt.
Nach der Erstürmung des Kapitols durch fanatische Anhänger des Rechtspopulisten hatte sich Cheney gegen den damals noch amtierenden Präsidenten Trump gestellt und war stellvertretende Vorsitzende des parlamentarischen Ausschusses, der die Vorgänge untersuchte. Trump hatte der 58-Jährigen deshalb erst kürzlich mit „Schwierigkeiten“ und Ermittlungen der Bundespolizei FBI gedroht.
Nachdem sich Liz Cheney gegen Trump gestellt hatte, verlor sie bei der Wahl 2022 ihr Abgeordnetenmandat im Repräsentantenhaus. Im Wahlkampf zur Präsidentschaftswahl am 5. November unterstützte die Republikanerin die Kandidatur der demokratischen Vizepräsidentin Kamala Harris gegen Trump.
Spekuliert wird, dass Biden Cheney vorsorglich begnadigen könnte – aus Sorge vor möglichen rechtlichen Schritten gegen sie während der am 20. Januar beginnenden zweiten Amtszeit Trumps.
Im Wahlkampf hatte der Republikaner seinen Widersachern immer wieder Rache geschworen, sie beleidigt und als Kriegstreiberin bezeichnet, die selbst einmal in Gewehrläufe blicken sollte. (AFP, dpa)
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