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Konflikt zwischen Atommächten: Trump kündigt Feuerpause zwischen Indien und Pakistan an
In der Nacht zu Samstag sind die Spannungen zwischen Indien und Pakistan mit gegenseitigen Luftangriffen weiter eskaliert. Nun gibt es eine Waffenruhe.
Stand:
Indien und Pakistan haben sich nach Angaben von US-Präsident Donald Trump auf eine vollständige und sofortige Feuerpause verständigt. Er freue sich, dies bekannt zu geben, erklärt Trump am Samstag. Pakistans Außenminister bestätigte die Waffenruhe kurz darauf.
Fachleute bewerten das als Erfolg. „Im Konflikt zwischen Indien und Pakistan hat Trump heute jedenfalls bewiesen, dass er es kann. In wenigen Stunden vermittelte er eine Feuerpause zwischen den beiden Atommächten“, sagte Klemens Fischer, Experte für internationale Beziehungen an der Universität Köln, dem Tagesspiegel: „Und so ganz nebenbei hat er den Europäern noch schnell die Show gestohlen!“
Indiens Militär hatte im verschärften Konflikt mit Pakistan in der Nacht zu Samstag Angriffe auf mehrere Militäranlagen geflogen und dies als Reaktion auf mehrere Attacken aus dem Nachbarland begründet. Bei den gezielten Angriffen seien Präzisionswaffen aus indischen Kampfjets abgefeuert worden, sagte eine Armeesprecherin in Neu-Delhi.
Bei den Zielen habe es sich unter anderem um Kommando- und Kontrollzentren, Radaranlagen und Waffenlager gehandelt. Die indische Seite machte keine Angaben zum Ausmaß möglicher Schäden.

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Indiens Militär bestätigte damit zuvor gemachte Angaben der pakistanischen Regierung, wonach es indische Raketen- und Drohnenangriffe gegeben habe. Islamabad hatte in der Nacht mitgeteilt, es seien Attacken auf drei Militärbasen in der Provinz Punjab abgewehrt worden, ohne dass es Schäden gegeben habe.
Pakistan behauptete, dabei fünf indische Kampfjets abgeschossen zu haben. Laut Videos und Fotos, die wohl rund 45 Kilometer von der indischen Grenze entfernt auf pakistanischem Gebiet entstanden, sei der Abschuss von mindestens zwei aus französischer Produktion stammenden Flugzeugen wahrscheinlich, schreibt die „Washington Post“. Teile von Flugzeugen der indischen Luftwaffe seien auch auf indischem Territorium gefunden worden, berichtet die Zeitung.
Pakistan hatte daraufhin noch in der Nacht mit Gegenangriffen begonnen, der Operation „Bunjan“. Pakistanischen Staatsmedien zufolge wurden dabei mehrere indische Militärziele getroffen und zerstört. Indische Offizielle werfen der pakistanischen Seite neben den Angriffen auf zwei Militärbasen, den Beschuss eines medizinischen Zentrums und einer Schule vor.
Auch am Samstagmorgen meldeten Einwohner in der Stadt Srinagar im indischen Teil Kaschmirs zwei laute Detonationen. Sie seien in der Nähe des Flughafens und des örtlichen Armeehauptquartiers zu vernehmen, teilen Anwohner und ein Behördenvertreter mit. Zudem sind in der Stadt Baramulla, die ebenfalls im indischen Teil Kaschmirs liegt, Behörden und Einwohnern zufolge zwei Explosionen zu hören. Details lagen zunächst vor.
Aus mehreren Städten in Pakistan waren in Nacht Explosionen gemeldet worden. Laut Armeeangaben überwanden einzelne von indischen Kampfjets abgefeuerte Geschosse zwar die Flugabwehr, richteten aber keinen Schaden an.
„Jeder Zentimeter unserer Heimat wird verteidigt“, verkündete die pakistanische Regierung auf der Plattform X. Indien sei offensichtlich gewillt, seine „Aggression“ fortzuführen – und die pakistanischen Streitkräfte seien gerüstet, um die Sicherheit des Landes zu verteidigen.
Direkte Auseinandersetzung von Bodentruppen der beiden Länder wurden bisher nicht gemeldet.
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Zuvor hatte die indische Seite von einer weiteren Nacht mit pakistanischen Drohnenangriffen im Norden und Westen des bevölkerungsreichsten Staates der Erde gesprochen. Laut Polizeiangaben wurden bei den Angriffen fünf Menschen getötet.
Im pakistanischen Teil von Kaschmir sind nach Angaben des dortigen Katastrophenschutzes in den vergangenen zwölf Stunden 13 Zivilisten getötet worden. Bis zum Samstagmittag seien zudem mehr als 50 Menschen verletzt worden. Es ist von heftigen Feuergefechten in der Nacht die Rede.
Luftraum über Pakistan und indische Flughäfen geschlossen
Der Luftraum über Pakistan wurde von 3.15 Uhr morgens (Ortszeit; 00.15 Uhr MESZ) bis Samstagmittag 12 Uhr für Flugzeuge geschlossen, wie mehrere Medien unter Berufung auf die nationale Luftfahrtbehörde berichteten. Zuvor war laut indischen Medien der zivile Flugbetrieb an 32 Flughäfen im Norden und Westen Indiens auf Anordnung der Behörden bis nächsten Mittwoch eingestellt worden.

© AFP/NARINDER NANU
Pakistan verstärkte nach Angaben des indischen Militärs seine Truppen entlang der gemeinsamen Grenze. Es sei beobachtet worden, dass die pakistanische Armee ihre Truppen in vorgelagerte Gebiete verlege, was „auf eine offensive Absicht hindeutet, die Situation weiter zu eskalieren“, sagt eine Sprecherin des indischen Militärs vor der Presse. „Die indischen Streitkräfte befinden sich weiterhin in hoher Einsatzbereitschaft“, fügt sie hinzu. „Sie bekräftigen ihre Verpflichtung zur Nichteskalation, sofern dies vom pakistanischen Militär erwidert wird.“
Am Freitag hatte sich der indische Premierminister Narendra Modi zu Beratungen mit seinem Verteidigungsminister, dem Nationalen Sicherheitsberater und der Führungsriege der Armee getroffen. Über Ergebnisse der Beratungen wurde nicht informiert.

© AFP/MONEY SHARMA
In der Nacht zu Samstag hatte es noch geheißen, dass die pakistanische Nationale Kommandobehörde mit der Kontrollgewalt über die Atomwaffen zusammenkommen würde. Es sei kein solches Treffen geplant, erklärt der pakistanische Verteidigungsminister Khawaja Muhammad Asif im Fernsehsender ARY TV am Samstagmorgen. Die Nationale Kommandobehörde ist das höchste Gremium mit zivilen und militärischen Mitgliedern, das Sicherheitsentscheidungen fällt. Darunter fallen auch diejenigen zum Atomwaffenarsenal des Landes.
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G7-Staaten warnen vor weiterer Eskalation
Vertreter Indiens und Pakistans haben mehreren Medienberichten zufolge inzwischen miteinander gesprochen. Indische Medien melden, das Gespräch habe am Samstag stattgefunden. Der US-Sender CNN berichtet von einem ersten Telefonat zwischen Vertretern der beiden Konfliktparteien. Pakistan strebe ein Treffen an, heißt es ohne Angabe weiterer Details.

© REUTERS/Social Media
Die G7-Gruppe führender Industrienationen rief beide Konfliktparteien dazu auf, maximale Zurückhaltung zu üben und im gemeinsamen Dialog eine friedliche Lösung herbeizuführen. „Weitere militärische Eskalation stellt eine ernsthafte Bedrohung der Stabilität der Region dar. Wir sind zutiefst besorgt um die Sicherheit von Zivilisten auf beiden Seiten“, hieß es in einer Erklärung der Staatengruppe, der neben Deutschland auch die USA, Kanada, Frankreich, Italien, Japan und Großbritannien sowie die Außenbeauftragte der Europäischen Union angehören.
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Auch US-Außenminister Marco Rubio hat sich mit seinem pakistanischen und seinem indischen Amtskollegen beraten. Rubio habe darauf gedrungen, dass Pakistan und Indien Wege finden müssten, um die Lage zu deeskalieren, teilt das US-Außenministerium mit. Eine direkte Kommunikation müsse wiederhergestellt werden, um Fehleinschätzungen zu vermeiden. Die USA seien bereit, produktive Gespräche zwischen beiden Seiten zu unterstützen, um künftige Streitigkeiten zu verhindern.
Auch China äußert sich „tief besorgt“ über die Eskalation zwischen Indien und Pakistan und bietet seine Hilfe bei der Lösung des Konfliktes an. „China beobachtet die aktuelle Situation zwischen Indien und Pakistan aufmerksam“, erklärt das Außenministerium in Peking auf seiner Website. China fordert beide Länder auf, dem Frieden und der Stabilität Priorität einzuräumen, Ruhe und Zurückhaltung zu wahren und auf den Weg der Lösung der Probleme mit friedlichen politischen Mitteln zurückzukehren. Zugleich warnt die Volksrepublik vor Maßnahmen, die die Spannungen weiter eskalieren lassen könnten. China sei weiterhin bereit, in dieser Angelegenheit eine konstruktive Rolle zu spielen, fügt das Ministerium hinzu.
Pakistan hofft, dass Indien nun deeskaliert
Der pakistanische Planungsminister hatte am frühen Samstagmorgen im lokalen Fernsehen erklärt, dass „besondere Maßnahmen“ ergriffen worden seien, um zivile Ziele beim jüngsten Angriff Pakistans auf Indien zu vermeiden. Der Minister sagte auch gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass er hoffe, dass Indien jetzt deeskalieren werde und man zu Dialog und Diplomatie übergehen könne.
Die Angriffe Indiens gelten als Reaktion auf einen Terroranschlag vom 22. April im indischen Unionsterritorium Jammu und Kaschmir, bei dem 26 Menschen getötet wurden - die meisten davon indische Touristen. Indiens Regierung wirft Pakistan eine Beteiligung vor, was die Führung in Islamabad zurückweist. Auch das Grenzgebiet Kaschmir ist ein ewiger Konfliktherd zwischen den beiden Seiten. Die Region ist zwischen Pakistan und Indien geteilt, beide erheben aber Ansprüche auf das Gebiet.
Die eigentlichen Ursprünge des Konflikts reichen bis in die Kolonialzeit zurück. 1947 entließen die Briten den indischen Subkontinent in die Unabhängigkeit und teilten diesen auf. Aus der Teilung entstand neben dem überwiegend hinduistischen Indien der neue Staat Pakistan für Muslime. Die gewaltvoll verlaufene Teilung nährt bis heute eine erbitterte Rivalität. Seit ihrer Unabhängigkeit führten die beiden Länder drei Kriege gegeneinander, zwei davon um Kaschmir. (mit Agenturen)
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