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„Verteidigung der Freiheit und Würde jeder Frau“: Italien führt eigenen Straftatbestand für Femizid ein
Die Abgeordnetenkammer in Rom will den Kampf gegen die vorsätzliche Tötung von Frauen und Mädchen verschärfen – mit einem neuen Artikel im Strafgesetzbuch. Meloni begrüßt den Schritt.
Stand:
Italien führt einen eigenen Straftatbestand für Femizid – die vorsätzliche Tötung von Frauen und Mädchen – ein. Die Abgeordneten stimmten am Dienstag einstimmig dafür. Möglich sind lebenslange Haftstrafen.
Der neue Artikel im Strafgesetzbuch führt eine Kategorie von Tötungsdelikten „aufgrund der Merkmale des Opfers“ ein, wie es in der Gesetzesbegründung heißt. Bislang sah das italienische Recht nur erschwerende Umstände vor, wenn der Täter mit dem Opfer verheiratet oder verwandt war.
Ministerpräsidentin Giorgia Meloni begrüßte den Schritt und bezeichnete die Maßnahme als ein Instrument zur „Verteidigung der Freiheit und Würde jeder Frau“.
Bis Mitte Oktober bereits 85 Frauen in Italien ermordet
Zwischen dem 1. Januar und dem 20. Oktober 2025 sind in Italien Medienberichten zufolge 85 Frauen ermordet worden. Mehr als jedes dritte Mordopfer in Italien ist weiblich, geht aus einem aktuellen Bericht des Eures-Instituts zu Femiziden in Italien hervor.
92,9 Prozent der getöteten Frauen (79 von 85) wurden im Rahmen einer Familie, oder einer Partnerschaft getötet, davon 70,9 Prozent (56 Frauen) durch den aktuellen Partner. Der Bericht demnach stellt eine „klare Zunahme der Gewalt in familiären Beziehungen“ fest.
Auch die UN hatten gerade neue Zahlen veröffentlicht. Demnach wird weltweit etwa alle zehn Minuten schätzungsweise eine Frau oder ein Mädchen zum Opfer tödlicher Gewalt innerhalb der Beziehung oder Familie.
Im vergangenen Jahr seien weltweit etwa 83.000 Frauen gezielt umgebracht worden – und in rund 60 Prozent der Fälle sei der Täter ein Familienmitglied oder Lebenspartner gewesen, teilten die UN anlässlich des „Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen“ mit. Bei getöteten Männern lag der Anteil mit nur elf Prozent drastisch niedriger.
Besonders häufig sind derartige Femizide den UN zufolge in afrikanischen Ländern. Dahinter folgen Süd- und Nordamerika. In asiatischen und europäischen Ländern gibt es zwar immer noch viele, gemessen an der Einwohnerzahl aber vergleichsweise deutlich weniger Femizide.
In Deutschland starben vergangenes Jahr nach aktuellen Zahlen aus dem Bundesinnenministerium 308 Frauen und Mädchen infolge von Gewalttaten. In 191 Fällen handelte es sich beim Täter demnach um den Partner, Ex-Partner oder ein Familienmitglied. (AFP, dpa)
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