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Ein Screenshot zeigt den Öltanker, denn das Heimatschutzministerium und die US-Küstenwache mit Unterstützung des Kriegsministeriums beschlagnahmt haben.

© imago/UPI Photo/IMAGO/HANDOUT

Video zeigt bewaffneten Zugriff: US-Soldaten stürmen Öltanker vor Venezuelas Küste – was wir bisher wissen

Die US-Küstenwache hat am Mittwoch einen Öltanker aus Venezuela gestoppt und beschlagnahmt – wegen angeblichen Schmuggels. Die Regierung von Maduro wirft Trump „internationale Piraterie“ vor.

Stand:

Im Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Venezuela hat die US-Küstenwache vor der venezolanischen Küste einen Öltanker festgesetzt. Das bestätigte US-Präsident Donald Trump bei einem Treffen mit Journalisten.

„Wir haben gerade einen Tanker vor der Küste Venezuelas beschlagnahmt – einen großen Tanker, sehr groß, den größten, der jemals beschlagnahmt wurde“, sagte Trump. Dann fügte er hinzu: „Und es gibt noch weitere Entwicklungen, über die Sie später berichten und mit anderen sprechen werden.“

Welche Erklärung liefern die USA für die Aktion?

US-Justizministerin Pam Bondi und FBI-Chef Kash Patel hatten die außergewöhnliche Aktion damit begründet, dass das Schiff Teil eines illegalen Netzwerks zum Transport von Öl gewesen sei, mit dem ausländische Terrororganisationen unterstützt werden sollten.


Wie reagiert Venezuela?

Venezuela verurteilte das Vorgehen scharf. Der bewaffnete Einsatz sei „ein dreister Raubüberfall und ein Akt internationaler Piraterie“, wetterte das Außenministerium in Caracas.

„Jetzt zeigen sich die wahren Gründe für die andauernde Aggression gegen Venezuela. Es geht nicht um Migration. Es geht nicht um Drogenhandel. Es geht nicht um Demokratie. Es geht nicht um Menschenrechte“, hieß es in einer Stellungnahme des venezolanischen Außenministeriums.

„Es geht immer um unsere Bodenschätze, unser Öl, unsere Energie, um die Ressourcen, die ausschließlich dem Volk Venezuelas gehören.“


Wofür wurde der Tanker genutzt?

Aus den USA kommen dazu widersprüchliche Angaben. Der Tanker sei für den Transport von sanktioniertem Öl aus Venezuela und dem Iran genutzt worden, schrieb US-Justizministerin Bondi auf der Plattform X.

FBI-Chef Kash Patel behauptete dagegen, der Tanker sei verwendet worden, um Öl aus Venezuela an den Iran zu liefern.

Die „New York Times“ berichtete unter Bezug auf einen ungenannten Mitarbeiter der Küstenwache, das Schiff fahre unter dem Namen „Skipper“ und habe Öl der staatlichen venezolanischen Ölgesellschaft transportiert. Früher sei es mit dem Schmuggel iranischen Öls in Verbindung gebracht worden.

Auch das Schifffahrtsrisikounternehmen Vanguard Tech berichtete laut BBC, dass das Schiff zur „Dark Fleet“ gehöre und unter US‑Sanktionen stehe, weil es venezolanisches Öl transportiert habe. Diese „Dark Fleet“ umfasst Schiffe, die zum Schmuggel sanktionierter Waren genutzt werden.

Reuters zufolge, die sich auf „TankerTrackers.com“ und „PDVSA‑Analysen“ berufen, soll der Tanker am 4. oder 5. Dezember den Hafen José mit etwa 1,8 Millionen Barrel Schweröl verlassen haben. Rund 200.000 Barrel seien vor der Beschlagnahmung auf ein anderes Schiff übergegangen.

Wohin das Schiff unterwegs war und unter welcher Flagge es fuhr, war angesichts der widersprüchlichen Angaben aus den USA zunächst unklar.

Wie „CBS News“ berichtet, wurde der betroffene Tanker schon vor drei Jahren vom US-Finanzministerium sanktioniert. Das Schiff – 2022 bekannt als Adisa – gehört zu den Schiffen, die vom sanktionierten russischen Ölmagnaten Viktor Artemov kontrolliert werden, teilte das Finanzministerium laut CBS in einer Erklärung mit.

Laut „CBS News“ warf das US‑Finanzministerium dem russischen Geschäftsmann bereits 2022 vor, iranisches Öl über ein undurchsichtiges Netzwerk von Schiffen zu transportieren, um US‑Sanktionen gegen iranische Erdölexporte zu umgehen.

In dieser Sanktionsmeldung wurde Venezuela zwar nicht genannt, doch seit Jahren berichten Medien über Ölnetzwerke, in denen Iran und Venezuela gemeinsam auftreten – ein Punkt, der in den USA immer wieder Kritik auslöst. Beide Länder besitzen enorme Ölreserven, können aber wegen strenger US‑Sanktionen nur eingeschränkt handeln.

Öffentliche Daten zeigen laut „CBS News“, dass das Schiff von der nigerianischen Firma Thomarose Global Ventures LTD gemanagt wird und im Besitz eines Unternehmens steht, das Artemov zugeordnet wird.

Der Tanker ist rund 20 Jahre alt, wurde ursprünglich „The Toyo“ genannt, und gehörte beim Bau mit 333 Metern Länge zu den größten seiner Art.

Die Regierung von Guyana erklärte zudem, das Schiff habe unberechtigt die Flagge des Landes geführt, obwohl es dort nicht registriert ist.

Laut „MarineTraffic“ war das Schiff zuletzt Mitte September nahe dem Iran registriert, erreichte Ende Oktober die Gewässer vor Guyana und bewegte sich danach kaum noch. Die Plattform warnt jedoch, dass diese Positionsdaten wegen möglicher „Spoofing“-Manipulationen unzuverlässig sein können.


Wie kam es zu der Übernahme?

Bondi und Patel veröffentlichten ein Video, das die spektakuläre Aktion zeigen soll. Darauf ist ein Tanker zu sehen, dem sich ein Hubschrauber nähert. Soldaten seilen sich aufs Deck des Tankers ab und sichern das Schiff mit gezückten Waffen. Von der Mannschaft ist nichts zu sehen.

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An der Übernahme des Tankers waren nach Angaben Bondis die Küstenwache, das FBI und das Heimatschutzministerium beteiligt, mit Unterstützung des inzwischen als „Kriegsministerium“ bezeichneten Pentagons.

Ein Screenshot aus einem Video zeigt den Moment der Stürmung des Tankers.

© imago/UPI Photo/IMAGO/HANDOUT

Die Mission wurde offenbar von der „USS Gerald R. Ford“ aus gestartet, einem Flugzeugträger, der sich seit Wochen in dem Gebiet befindet und Teil eines umfassenderen Aufbaus der US-Streitkräfte in der Region ist, berichtet der US-Sender CBS News.

Laut CBS-Quellen wurde die Beschlagnahmung mit zwei Hubschraubern, Spezialeinsatzkräften, zehn Angehörigen der US-Küstenwache und zehn Marinesoldaten durchgeführt.

Das Schiff sei „gerade aus einem venezolanischen Hafen ausgelaufen“, als es beschlagnahmt wurde. Wo genau es sich befand, sei jedoch unklar, so ein ranghoher Militärvertreter laut „BBC/CBS News“.


Worum geht es im Konflikt mit Venezuela?

Seit Monaten lässt Trump den Konflikt mit Venezuela schrittweise eskalieren, unter anderem durch Angriffe auf mutmaßliche Drogenschmuggler-Boote, Drohungen mit Militäreinsätzen und die Einstufung des Kartells Cartel de los Soles als ausländische Terrororganisation.

Seine Regierung rechtfertigt den Einsatz militärischer Gewalt als notwendiges Mittel im Kampf gegen organisierte Drogenkriminalität und Rauschgift schmuggelnde „Terroristen“, die eine Gefahr für die Bevölkerung der USA darstellten. Aus Sicht von UN-Menschenrechtsexperten verstößt Trumps Regierung damit gegen das Völkerrecht.

Seine Tage sind gezählt.

US-Präsident Trump über Venezuelas Staatschef Maduro

Der US-Präsident genehmigte auch verdeckte Einsätze des Auslandsgeheimdienstes CIA in Venezuela und betonte mehrfach, dass er Einsätze an Land nicht ausschließe. Zuletzt entgegnete er im Interview des Nachrichtenportals „Politico“ auf die Frage nach einer möglichen amerikanischen Bodeninvasion, er wolle weder etwas bestätigen noch ausschließen.

Der venezolanische Präsident Nicolas Maduro spricht während einer Kundgebung.

© dpa/Jesus Vargas

Auch auf die Frage, wie weit er gehen würde, um Präsident Maduro aus dem Amt zu drängen, wollte Trump nicht antworten. Er betonte aber: „Seine Tage sind gezählt.“ Der US-Präsident warf Maduro vor, das venezolanische Volk „furchtbar“ zu behandeln.


Welche Rollen spielen die Ölvorkommen?

Trotz des Drucks hatte die US-Regierung bislang nicht in die Ölströme des Landes eingegriffen. Venezuela hat im vergangenen Monat mehr als 900.000 Barrel Öl pro Tag exportiert. Dies war der dritthöchste Monatsdurchschnitt in diesem Jahr, da der staatliche Ölkonzern PDVSA mehr Naphtha importierte, um sein besonders schweres Rohöl zu verdünnen.

Präsident Nicolas Maduro wirft Trump schon lange vor, ihn stürzen zu wollen, um Zugang zu den Ölreserven zu erhalten.

Die Ölexporte sind die Haupteinnahmequelle des südamerikanischen Landes. Es hat jedoch Schwierigkeiten, sein Rohöl in China, dem Hauptabnehmer seiner Exporte, zum vollen Preis zu verkaufen. Grund dafür ist die wachsende Konkurrenz durch ebenfalls mit Sanktionen belegtes Öl aus Russland und dem Iran. (dpa, Reuters)

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