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Der Leiter der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, nimmt an der Beerdigung eines Kämpfers der Wagner-Gruppe teil.

© dpa

Update

Foto mit Dutzenden Leichen gepostet: Söldner-Chef Prigoschin legt im Streit mit der Militärführung nach

Der Gründer der Wagner-Gruppe beschwert sich über absichtliche Nachschubverzögerungen für seine Kämpfer. Zusammen mit einem brutalen Bild lässt er eine Bestellliste veröffentlichen.

| Update:

Der Chef der russischen Söldner-Truppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat Verteidigungsminister Sergej Schoigu vorgeworfen, seinen Kämpfern Munition zu entziehen und die Wagner-Einheiten zerstören zu wollen. Das komme Hochverrat gleich, erklärte Prigoschin in einer am Dienstag auf seinem Telegram-Kanal veröffentlichten Sprachnachricht.

Prigoschin hat wiederholt Kritik am Verteidigungsministerium geäußert und hochrangigen Kommandeuren der Armee Inkompetenz vorgehalten. „Es gibt einfach eine direkte Opposition“, sagte Prigoschin. „Das ist Hochverrat gleichzusetzen.“

Es ist bereits die zweite derartige Nachricht, die Prigoschin innerhalb zweier Tage veröffentlicht hat. Am Montag beschwerte er sich darüber, dass namentlich nicht genannte Regierungsbeschäftigte aus persönlicher Feindseligkeit ihm gegenüber seinen Wagner-Einheiten Lieferungen verweigert hätten.

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Allem Anschein nach wütend und zum Teil mit erhobener Stimme beschuldigte Prigoschin nun Schoigu und Gerassimow, absichtlich die Waffenknappheit verursacht zu haben, die seiner Meinung nach zu erhöhten Verlusten unter den Wagner-Einheiten führte, die um die ostukrainische Stadt Bachmut kämpften.

„Der Generalstabschef und der Verteidigungsminister erteilen auf Teufel komm raus Befehle, der paramilitärischen Gruppe Wagner nicht nur keine Munition zu geben, sondern sie auch nicht durch Lufttransporte zu unterstützen“, sagte Prigoschin in einer im Online-Dienst Telegram veröffentlichten Audiobotschaft.

Am Mittwoch dann veröffentlichte Prigoschin ein Foto, das nach seinen Angaben die Leichen Dutzender seiner Kämpfer zeigt. Sie seien getötet worden, weil ihnen die Munition entzogen worden sei, erklärte Prigoschin dazu. Zu sehen sind Leichen, die in der Ostukraine ausgestreckt auf dem gefrorenen Boden liegen. Dort sind Wagner-Einheiten seit Monaten im erbitterten Kampf um die Stadt Bachmut im Einsatz.

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„Das ist einer der Orte, an denen die Leichen der Verstorbenen gesammelt werden“, sagte Prigoschin in einem Interview mit einem bekannten russischen Militärblogger. „Das sind Kerle, die gestern am sogenannten Hunger nach Munition gestorben sind. Mütter, Ehefrauen und Kinder werden ihre Leichen bekommen. Es sollte nur ein Fünftel von ihnen sein. Wer ist schuld daran, dass sie gestorben sind? Die Schuldigen sind diejenigen, die die Frage hätten klären sollen, wie wir genug Munition bekommen.“

Verteidigungsministerium nennt Vorwürfe „absolut falsch“

Zudem veröffentlichte Prigoschin die Kopie einer offiziellen Wagner-Anfrage für Munition an das Verteidigungsministerium. Genannt sind darin detaillierte Listen von verwendeten, angeforderten und erhaltenen Granaten. „Sie geben uns noch immer keine Munition“, sagte Prigoschin. „Es wurden keine Schritte unternommen, uns Munition zu geben.“ Die Liste stammt von Mitte Februar und deutet auf einen exorbitanten Verbrauch von Artilleriemunition hin.

Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow, der Oberbefehlshaber des Einsatzes in der Ukraine, hielten ihre Unterschriften auf den Genehmigungen für Munitionslieferungen zurück, sagte Prigoschin.

Trotz des Mangels an Munition würden seine Wagner-Söldner weiterhin versuchen, Bachmut einzunehmen. „Es werden doppelt so viele von uns sterben, bis keiner von uns mehr übrig ist“, sagte er. „Und wenn von Wagner alle tot sind, dann müssen Schoigu und Gerassimow wahrscheinlich selber zur Waffe greifen.“

Die russische Armee wies die Vorwürfe Prigoschins indes zurück. „Alle Forderungen nach Munition für Angriffseinheiten werden so schnell wie möglich erfüllt“, erklärte am Dienstagabend das Verteidigungsministerium in Moskau. Berichte, dass es Nachschubprobleme gebe, seien „absolut falsch“.

Am Abend verbreitete das Ministerium außerdem eine Auflistung von an die Wagner-Gruppe gelieferter Munition. Zugleich würdigte es „den Mut“ russischer „Freiwilliger“ im Kampf und kritisierte „Spaltungsversuche“. Diese seien „kontraproduktiv und spielen nur dem Feind in die Hand“. 

In der vergangenen Woche hatte der Wagner-Chef die „monströse Militärbürokratie“ Russlands für das langsame Vorankommen im Kampf um die Stadt Bachmut im Osten der Ukraine verantwortlich gemacht.

Die Söldnertruppe Wagner führt die Offensive gegen Bachmut seit Monaten an und hat dabei große Verluste erlitten. Prigoschin hatte dem russischen Militär in der Vergangenheit vorgeworfen, der Wagner-Gruppe ihre „Siege“ stehlen zu wollen. (Reuters, AFP)

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