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Australiens Premierminister Anthony Albanese gestikuliert zwischen seiner Lebensgefährtin Jodie Haydon und seinem Sohn Nathan, nachdem er die Parlamentswahlen gewonnen hat.

© AFP/SAEED KHAN

Update

Wahlsieg dank Trump?: Australiens regierende Sozialdemokraten gewinnen haushoch

Herausforderer Dutton hat Premier Albanese bereits zum Wahlsieg gratuliert. Dieser schafft, was in den letzten 20 Jahren kein Regierungschef vollbracht hat – mit absoluter Mehrheit.

Stand:

Australiens sozialdemokratische Labor Party hat ihren überwältigenden Sieg bei der Parlamentswahl weiter ausgebaut: Obwohl weiterhin nicht alle Stimmen ausgezählt sind, kommt die Partei von Premierminister Anthony Albanese verschiedenen Medienberechnungen zufolge bereits auf fast 90 Sitze im 150-köpfigen Unterhaus. Für die absolute Mehrheit waren nur 76 Mandate nötig.

Die konservative Koalition aus Liberalen und Nationalen erlebte hingegen eine verheerende Schlappe: Sie kommt den Berechnungen zufolge bislang nur auf 37 Sitze. Andere kleine Parteien und unabhängige Kandidaten erhielten bislang zwölf Sitze. Zwölf weitere Sitze waren am Morgen noch zu vergeben. 

Albaneses Herausforderer Peter Dutton verlor sogar überraschend seinen eigenen Sitz in Dickson in Queensland, den er seit mehr als 20 Jahren innehatte. Im Land sind bereits Spekulationen darüber entbrannt, wer seine Nachfolge als Parteichef der Liberal Party antreten wird.

Anhänger der Labor Party jubeln als Reaktion auf die Auszählung der Stimmen bei den Parlamentswahlen.

© AFP/SAEED KHAN

Albanese – kurz „Albo“ genannt – ist nun der erste Regierungschef seit mehr als 20 Jahren, der eine zweite Amtszeit antreten kann. „Thank you, Australia“, schrieb der 62-jährige auf der Plattform X. Australien habe sich in einer Zeit globaler Unsicherheit für Optimismus und Entschlossenheit entschieden, hatte er am Samstagabend (Ortszeit) vor jubelnden Anhängern betont.

Parallelen zu Kanada

In Kommentaren zogen australische Medien Vergleiche zum Wahlausgang in Kanada, wo die Konservativen vor wenigen Tagen aus ähnlichen Gründen wie in Australien eine Niederlage eingefahren hatten. Dutton war lange eine zu große Nähe zur Politik von US-Präsident Donald Trump nachgesagt worden - ebenso wie zuvor dem Chef der kanadischen Konservativen, Pierre Poilievre. Dieser hatte ebenfalls seinen eigenen Parlamentssitz verloren.

„Die Parallelen zwischen den beiden Ländern, beide enge Verbündete der USA, sind unverkennbar“, schrieb die Zeitung „Sydney Morning Herald“. „Trumps radikale und in vielerlei Hinsicht beängstigende Rückkehr ins Amt hat den Mitte-Links-Parteien neues Leben eingehaucht und sich für konservative Politiker zu einer Sprengladung entwickelt.“

Dutton übernimmt „volle Verantwortung“

„Wir haben keinen guten Wahlkampf gemacht, das ist heute Abend offensichtlich“, sagte Wahlverlierer Dutton vor Parteimitgliedern. „Dafür übernehme ich die volle Verantwortung.“ Er habe Albanese telefonisch zum Sieg gratuliert. „Dies ist ein historischer Moment für die Labor Party, und das erkennen wir an“, betonte er.

Zentrales Wahlkampfthema waren die hohen Lebenshaltungskosten und der akute Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Während bei Albaneses Labor-Partei ansonsten noch eine bessere Gesundheitsversorgung sowie günstigere Kinderbetreuung und Stromrechnungen im Mittelpunkt standen, setzte Dutton vor allem auf Steuersenkungen, Bürokratieabbau und eine deutlich schärfere Migrationspolitik.

Menschen wählen in einem Wahllokal am Bondi Beach in Sydney.

© dpa/AP/Mark Baker

Der Andrang in den Wahllokalen war den ganzen Tag über groß, wobei in Australien auch Wahlpflicht gilt. So mancher ging gleich vom Strand noch in Badehose ins Wahllokal – in typisch lockerer „Aussie“-Manier.

Kuriose Tradition: „Democracy Sausages“

Vor vielen Wahllokalen konnten sich die Menschen gleich nach der Stimmabgabe mit einer Demokratiewurst stärken. Die „Democracy Sausages“ gehören schon lange zu jeder Wahl in Down Under dazu und sind eine Art Nationalsymbol, wie Koalas oder Sydneys Opernhaus. Es handelt sich um eine Art Hot Dog (Bratwurst im Brötchen mit Zwiebeln und Ketchup). Die Erlöse gehen an wohltätige Zwecke.

Die Tradition ist mittlerweile auch weit über die Grenzen von Down Under hinaus beliebt: Selbst auf der australischen Forschungsstation Casey Station in der Antarktis sollte es für die Wissenschaftler nach der telefonischen Stimmabgabe Demokratiewürstchen geben.

Der Wahlkommission zufolge hatten mehr als acht Millionen Wahlberechtigte vor dem Wahltag entweder per Briefwahl oder per frühzeitiger Stimmabgabe abgestimmt. Das sind etwa 45 Prozent der Wahlberechtigten. Wer in Australien nicht wählen geht, muss mit einer Geldstrafe von umgerechnet 11 Euro rechnen. (dpa, AFP)

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