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Die bei dem Gefangenenaustausch freigelassenen Russen betonten, kein Gnadengesuch an Kremlchef Wladimir Putin unterschrieben zu haben.

© Christoph Reichwein/dpa

„War sicher, dass ich zur Hinrichtung gebracht werde“: Freigelassener Kara-Mursa glaubte nicht an Gefangenenaustausch

Der Oppositionelle Wladimir Kara-Mursa ist einer der Gefangenen, die Russland freigelassen hat. Im Interview berichtet er, dass er bis zuletzt sicher war, im Gefängnis zu sterben.

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Der russische Oppositionspolitiker Wladimir Kara-Mursa, der im Gefangenenaustausch mit Russland freikam, glaubte bis zuletzt, dass er niemals wieder freikäme. „Ich war mir absolut sicher, dass ich im Gefängnis sterben werde“, berichtet er im Interview mit der „Zeit“. Der Kremlkritiker war zu 25 Jahren Strafgefangenenlager verurteilt worden.

Als „Historiker und Optimist“ sei er zwar sicher gewesen, dass Putins Reich untergehen werde, doch er glaubte „nach zwei Vergiftungsversuchen“ nicht mehr daran, dass er dies miterleben würde. Ein Gefangenenaustausch schien ihm unvorstellbar. „Bis zum letzten Moment war ich mir sicher, dass ich zu meiner Hinrichtung gebracht werde“, berichtet der Freigelassene.

Kara-Mursa berichtet von Austausch

In der Nacht sei seine Zelle geöffnet worden und eine Gruppe Männer habe ihm 20 Minuten zum Packen gegeben: „Ich war mir sicher, dass sie mich in den Wald bringen und erschießen. Aber sie brachten mich zum Flughafen“, sagt Kara-Mursa.

Er berichtet, wie er vor der Freilassung dazu gebracht werden sollte, ein Gnadengesuch an Wladimir Putin zu schreiben und seine Reue öffentlich einzugestehen. In einem Raum, mit Putins Bild an der Wand und einem leeren Blatt Papier vor sich, antwortete er den Gefängniswärtern demnach, dass der russische Präsident ein „illegitimer Diktator, Usurpator und Mörder sei“.

Er habe sich geweigert, sich schuldig zu bekennen. „Ich sitze ein, weil ich gegen den Krieg in der Ukraine bin. Die Verbrecher sind diejenigen, die den Krieg führen“, erinnert sich Kara-Mursa an seine Worte.

Er wisse, dass die deutsche Bundesregierung viel Kritik für den Austausch einstecken müsse und er verstehe auch die Argumente dagegen, so Kara-Mursa: „Aber für mich ist der wichtigste Unterschied zwischen einer Diktatur und einer Demokratie der, dass in einer Demokratie nichts wichtiger ist als der Wert eines Menschenlebens.“

Ohne den Gefangenenaustausch wären sie alle umgebracht worden oder an den harten Haftbedingungen zugrunde gegangen, glaubt Kara-Mursa: „Sind 16 Menschenleben nicht einen Mörder wert?“ (Trf)

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