
© REUTERS/Mikhail Sinitsyn
Wegen „antirussischer“ US-Maßnahmen: Russlands Duma beschließt Ausstieg aus Plutoniumabkommen
Jeweils 34 Tonnen waffentaugliches Plutonium wollten Russland und die USA gemäß dem PMDA-Abkommen vernichten. Nun billigt das Unterhaus des russischen Parlaments den Rückzug aus dem Vertrag.
Stand:
Die russische Duma, das Unterhaus des Parlamentes, hat am Mittwoch den Rückzug aus einem wichtigen Abrüstungsabkommen mit den USA gebilligt.
In dem im Jahr 2000 unterzeichneten Abkommen zur Entsorgung von waffentauglichem Plutonium PMDA hatten sich beide Länder verpflichtet, jeweils mindestens 34 Tonnen des Materials zu vernichten. Diese Menge hätte US-Angaben zufolge für den Bau von bis zu 17.000 Atomsprengköpfen ausgereicht.
Zur Begründung für den jetzigen Schritt Russlands hieß es in einer Gesetzesvorlage, die USA hätten eine Reihe neuer antirussischer Schritte unternommen. „Die Vereinigten Staaten haben eine Reihe neuer antirussischer Maßnahmen ergriffen“, heißt es in der russischen Mitteilung zum Ausstieg. Diese Schritte haben demnach das „vorherrschende strategische Gleichgewicht grundlegend verändert.“ Außerdem sieht Moskau der Mitteilung zufolge im jüngsten Verhalten der USA „zusätzliche Gefahren für die strategische Stabilität“.
Russland setzte Abkommen bereits 2016 aus
Das „Plutonium Management and Disposition Agreement“ genannte Abkommen zwischen den beiden Staaten war 2011 in Kraft getreten. Sein Ziel bestand darin, das waffentaugliche Plutonium durch die Umwandlung in sicherere Formen zu entsorgen – beispielsweise in Mischoxidbrennstoff (MOX) oder durch die Bestrahlung von Plutonium in Schnellneutronenreaktoren zur Stromerzeugung.
Die Vereinigten Staaten haben eine Reihe neuer antirussischer Maßnahmen ergriffen, die das strategische Gleichgewicht grundlegend verändern.
Mitteilung der Staatsduma
Russland hatte die Umsetzung jedoch bereits 2016 ausgesetzt. Als Gründe nannte die Regierung in Moskau damals US-Sanktionen, die Nato-Erweiterung und eine Änderung des Entsorgungsverfahrens durch die USA.
Russland warf den USA vor, das Plutonium ohne russische Zustimmung lediglich zu verdünnen und zu entsorgen, anstatt es wie vereinbart in Mischoxid-Brennelemente (MOX) umzuwandeln oder in Reaktoren zu bestrahlen.
Russland und USA weltweit größten Atommächte
Nach dem Abbau Tausender Sprengköpfe nach Ende des Kalten Krieges verfügten beide Staaten über riesige Bestände an waffentauglichem Plutonium, dessen Lagerung kostspielig ist und ein Sicherheitsrisiko darstellt.
Russland und die USA sind die mit Abstand größten Atommächte der Welt. Zusammen verfügen sie über etwa 8000 Atomsprengköpfe. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges 1986 waren es dem Wissenschaftlerverband Federation of American Scientists zufolge noch 73.000 Sprengköpfe gewesen. (Reuters, mira)
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