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Zweifel an Biden: Ehemalige Kongressabgeordnete raten zum Rückzug – Rückendeckung von Sanders
Zwei Dutzend einstige demokratische Kongressabgeordnete wollen nicht, dass US-Präsident Biden erneut kandidiert. Der prominente Demokrat Bernie Sanders sieht das anders.
Stand:
In der Debatte über die Eignung Joe Bidens als Präsidentschaftskandidat hat der 81-Jährige Rückendeckung von dem linken Politiker Bernie Sanders erhalten.
Auch wenn er in vielen Fragen anderer Meinung sei als Biden, schrieb Sanders in einem in der „New York Times“ veröffentlichten Meinungsbeitrag, halte er Biden für den „effektivsten Präsidenten“ in der modernen Geschichte des Landes. Der Amtsinhaber sei „der stärkste Kandidat, um Donald Trump – einen Demagogen und pathologischen Lügner – zu schlagen“.
Sanders schiebt Medien Verantwortung zu
Sanders, der ein Jahr älter ist als Biden, schob den Medien die Verantwortung für die schlechte Wahrnehmung Bidens zu. Seit mehr als zwei Wochen konzentrierten sie sich „wie besessen“ auf Bidens verpatzen TV-Auftritt und seine geistige Verfassung. „Verzweifelt“ suche man nach Stimmen, die Biden nicht mehr unterstützen – und nach Neurologen, die ihre Einschätzung im Fernsehen kundtäten. Leider hätten sich zu viele Demokraten in dem „Erschießungskommando“ eingereiht.
„Ja, ich weiß: Herr Biden ist alt, neigt zu Fauxpas, geht steif und hatte eine katastrophale Debatte mit Herrn Trump“, schrieb Sanders. „Aber ich weiß auch: Eine Präsidentenwahl ist kein Unterhaltungswettbewerb.“ Sie beginne oder ende nicht mit einer 90-minütigen Debatte. Biden sei vielleicht nicht der ideale Kandidat, aber er werde und solle der Kandidat sein – und könne Trump schlagen.
Kritiker sehen „mehrere fähige demokratische Kandidaten“
In einem offenen Brief hatten zuvor 24 ehemalige Kongressabgeordneten am Freitag gefordert, Biden diene dem Land am besten, indem er Delegierte von ihrer Verpflichtung entbinde, beim Nominierungsparteitag der Demokraten für ihn zu stimmen.
Stattdessen müsse anderen die Möglichkeit gegeben werden, sich um die Kandidatur für die Präsidentschaftswahl im November zu bewerben. „Wir sind zuversichtlich, dass ein oder mehrere fähige demokratische Kandidaten antreten würden“, schreiben die Unterzeichner in dem an das „amerikanische Volk“ adressierten Brief, aus dem das Nachrichtenportal „Politico“ zitierte.
Die „Integrität und die Vision“ des Präsidenten seien unverändert, betonen die Demokraten in ihrem Schreiben. „Allerdings sind die Energie und die Ausdauer, die der Präsident für den Wahlkampf und eine weitere Amtszeit benötigt, nicht mehr vorhanden.“
Anhänger feiern Biden
Biden versuchte derweil bei Wahlkampfauftritten im umkämpften Bundesstaat Michigan erneut, Zweifel an seiner geistigen Fitness zu zerstreuen. „Wir müssen diese Arbeit zu Ende bringen. Und ich verspreche Ihnen, dass es mir gut geht“, sagte der 81-Jährige am Freitag (Ortszeit) bei einem Treffen mit Anhängern in Northville in Michigan – einem Bundesstaat, der entscheidend für die Präsidentschaftswahl im November sein wird.

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Später hielt Biden noch eine Rede in der Großstadt Detroit, in der er einen Rückzug von seiner Kandidatur erneut ausschloss. „Es gab zuletzt viele Spekulationen. Was wird Joe Biden tun, wird er im Rennen bleiben, wird er aussteigen?“, sagte Biden vor Anhängern in Detroit, die in Sprechchören „Gib nicht auf“ riefen. „Hier ist meine Antwort: Ich kandidiere und wir werden gewinnen“, bekräftigte Biden.
Biden versuchte in der Rede, den Fokus stattdessen auf seinen republikanischen Rivalen Donald Trump zu lenken. „Die Amerikaner wollen einen Präsidenten, keinen Diktator“, sagte Biden unter großen Beifall.
Die Amerikaner wollen einen Präsidenten, keinen Diktator.
Joe Biden, amtierender US-Präsident
Mit Blick auf eine Äußerung Trumps, er werde nach einem Wahlsieg im November nur am „ersten Tag“ zum Diktator werden, sagte Biden, dagegen werde er entschieden Widerstand leisten: „Nur über meine Leiche“.
Nach Bidens desaströs fahrigem und wirrem Auftritt im Fernsehduell mit Trump vor rund zwei Wochen sieht sich der mit 81 Jahren älteste Präsident in der US-Geschichte einer immer weiter anschwellenden Debatte über seine physische und mentale Eignung für das Präsidentenamt konfrontiert – auch in der eigenen Partei.
Mit zwei neuen schweren Patzern schürte Biden die Zweifel an seiner geistigen Fitness für eine zweite Amtszeit am Donnerstag weiter. Der 81-Jährige stellte den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj als „Präsident Putin“ vor und bezeichnete seine Stellvertreterin Kamala Harris als „Vizepräsident Trump“.
Derweil sagte der Anführer der Demokraten im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, er habe sich am Donnerstagabend mit Biden getroffen. Er habe die „ganze Bandbreite“ an Erkenntnissen, Perspektiven und Schlussfolgerungen über den Weg nach vorn zum Ausdruck gebracht, sagte Jeffries. Nähere Angaben machte er nicht. (AFP, dpa)
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