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Opels neue Stromer: im Vordergrund der Combo Electric, links dahinter der Zafira Electric

© PR/Opel

Kleiner Bruder, großer Bruder: Opels Combo Electric und Zafira Electric nun mit höherer Reichweite

Beide E-Mobile gibt es in zwei Größen. Für Elektroeinsteiger hingegen wird der Opel Corsa jetzt auch mit 48-Volt-Hybridantrieb angeboten.

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Schon wieder zu schnell! Zwar nur ganz wenige Stundenkilometer über dem gerade geltenden Limit, und stände jetzt einer der hier um Rüsselsheim besonders zahlreichen Blitzer am Straßenrand, würde der vielleicht noch nicht mal reagieren. Das Auto aber schon, übrigens ein neuer Opel Combo Electric: Ein sensibles Vehikel, das selbst bei solch kleinen Regelverstößen piepsend protestiert.

Auf die Dauer kann das nerven, was der Hersteller sicher nicht will. Aber mittlerweile ist nun mal solche Neigung zum Piepsen, wie so viele als Assistenzsysteme angepriesene Finessen, Voraussetzung, um den Prozess der Homologation, der Zulassung eines neuen Modells für den Straßenverkehr, anstandslos zu passieren.

Ein Hochdach-Kombi mit tiefem Schwerpunkt: der Opel Combo Electric

© PR/Opel

Immerhin lässt sich der Warnton abstellen, sofern man in den digitalen Tiefen des Wagens den richtigen Button endlich gefunden hat. Man muss das aber nach jedem Start erneut tun. Dann vielleicht doch lieber die Warnung geduldig ertragen, zumal hier um Rüsselsheim die Blitzer wirklich sehr reichhaltig auf Temposünder lauern.

Seinen Combo definiert Opel wahlweise als „Alltags- und Familienvan“ oder „Hochdach-Kombi“. Hochdach? Das lässt einen hohen Schwerpunkt des Wagens vermuten, fürs Fahrverhalten gerade in Kurven wäre das nicht ideal. Hersteller dicker Verbrenner-SUVs haben, um dem gegenzusteuern, noch vor wenigen Jahren elektromechanische Wankstabilisierungen angeboten - ein technischer Trick, der im Zuge des Vormarschs der E-Mobile mit ihren schweren tiefsitzenden Akkus wohl hinfällig geworden ist.

Stromquelle im Fahrzeugboden

Auch beim Combo Electric wurde der Stromspeicher im Fahrzeugboden montiert. Das senkt den Schwerpunkt, beschert dem Wagen eine stabile Straßenlage. So ließ er selbst bei etwas flotteren, übrigens ohne Piepserei absolvierten Kurvenfahrten vergessen, wie hoch er doch eigentlich ist.

Der neue Opel Combo Electric kommt mit einer Batterieladung bis zu 345 Kilometer weit.

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Der Combo mit seinen 136 PS zieht nicht gerade stürmisch, aber doch zügig an, verhält sich alles andere als behäbig und wurde in der jüngsten, seit kurzem bestellbaren Generation mit seiner 50-kWh-Batterie auf eine Reichweite von bis zu 345 Kilometer gesteigert, also rund 60 Kilometer mehr als vorher. Nur sollte man nicht durchgehend den „Power“-Fahrmodus nutzen, sondern eher auf „Normal“ oder besser noch „Eco“ setzen und dazu von den drei möglichen, über Schaltwippen steuerbaren Rekuperationsstufen die höchste wählen.

Rekuperieren per Schaltwippen

Mit ihr wird der Wagen beim Lösen des Fahrpedals stark abgebremst und die Batterie durch die dabei entstehende, zu Strom umgewandelte Energie besonders effektiv gespeist. Die selbstverständlich jederzeit einsetzbare Bremse wird da fast überflüssig. Unterstützt wird die Batterie, die an einer Schnellladesäule mit 100-kW-Gleichstrom in 30 Minuten wieder auf 80 Prozent ist, durch eine Wärmepumpe - bei Kälte wird dadurch das Sinken der Reichweite gemindert.

Der Combo Electric verfügt über bis zu 18 Assistenzsysteme, bereits elf sind in allen Versionen serienmäßig vorhanden.   Zur Langversion gehört darüber hinaus eine 180-Grad-Rückfahrkamera. In dieser XL-Variante hätte auf Wunsch sogar eine dritte Sitzreihe Platz, bis zu sieben Personen könnten dann mitfahren.

Mit neuem Markengesicht

Modern gibt sich der Combo Electric auch in der Optik, der Wagen trägt erstmals das neue „Opel Vizor“ genannte Markengesicht. LED-Scheinwerfer, Tagfahrlichter, Kameras, Sensoren und das mittig platzierte Blitz-Logo werden dabei in einem Designelement zusammengefasst, das ans Visier eines Motorradhelms erinnern soll. Und schon in der Einstiegsversion gibt es ein Multimedia-Infotainment-System mit 10 Zoll großem Farb-Touchscreen. Da hätte der Wagen im neugestalteten Cockpit für Armaturenbrett und Türverkleidungen eigentlich ein hochwertigeres Material verdient. Es klingt, klopft man dagegen, doch recht hohl.

Auch der neue Opel Zafira Electric zeigt erstmals das neue „Opel Vizor“ genannte Markengesicht.

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Auch der Opel Zafira Electric in der jüngsten Generation, als Großraum-Shuttle und Großfamilien-Van quasi der große Bruder des Combo, ist in zwei Längen erhältlich. Die XL-Version kommt auf maximal 4900 Liter Stauvolumen oder neun Sitzplätze. Auf Wunsch sind sogar vier einzelne, einander gegenüberliegende Vis-à-vis-Sitze möglich, falls man den zu transportierenden Fahrgästen ein wenig VIP-Feeling vermitteln möchte.

Der erneut 136 PS starke Elektromotor des gegenüber dem Combo deutlich schwereren Zafira wird aus einer wiederum den Schwerpunkt senkenden 50-kWh-Batterie angetrieben - oder wahlweise aus einer mit 75-kWh-Kapazität. Mit ihr wird eine Reichweite von 347 Kilometern erzielt, über 20 Kilometer mehr als vorher. Freilich sollte es einen dann nicht stören, dass das Laden auf 80 Prozent der Batteriekapazität an einer 100-kW-Gleichstrom-Schnellladesäule rund 45 Minuten dauert. Die kleinere Batterie ist in 38 Minuten auf 80 Prozent, doch nach bereits etwa 220 Kilometern wieder leer.

Auch das Cockpit des neuen Opel Zafira Electric wurde überarbeitet.

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Wie der elektrische Combo verfügt der Zafira Electric über ein rekuperierendes, dreistufig über Schaltwippen steuerbares Bremssystem und drei Fahrmodi. Er liegt beim maximalen Drehmoment von 260 Newtonmetern aber knapp unter dem des kleinen Bruders, was an Beschleunigungspotential vollauf genügt. Ein Familien-Van ist nun mal kein Sportwagen.

Erstmals ist jetzt auch der Zafira mit dem neuen Markengesicht „Opel Vizor“ unterwegs, unterstützt von ebenfalls bis zu 18 Assistenzsystemen, vom Toter-Winkel-Warner bis zur Bergab-Fahrhilfe auf schwierigem Untergrund. Auch das Cockpit mit den neuen Infotainment-Systemen wurde überarbeitet, auf Wunsch (Serie bei der GS-Version) hält ein 10 Zoll großes digitales Infodisplay für den Fahrer alle wichtigen Informationen einschließlich Navigation, Energieverbrauch und Laden bereit.

Doch bei allen Vorzügen: Das Brüderpaar Combo/Zafira ist vollelektrisch, und dagegen gibt es bei vielen potentiellen Käufern offenbar weiterhin Vorbehalte. Egal ob das nun am Wegfall der staatlichen E-Kaufprämie liegt, an der als noch unzulänglich empfundenen Ladesäulendichte oder an einer grundsätzlichen Skepsis - jedenfalls sank laut Kraftfahrt-Bundesamt der Anteil der rein Elektrischen an Neuzulassungen im Juli 2024 gegenüber dem Vorjahresmonat um 36,8 Prozent, während der Anteil der Hybride kräftig stieg.

Den Opel Corsa gibt es jetzt auch mit 48-Volt-Hybridantrieb.

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Wie passend, dass da Opel als Alternative und quasi zur Gewöhnung an die Stromer seinen 48-Volt-Hybridantrieb bieten kann. Ihn gibt es bereits für den Mokka, den Astra, den Astra Sports Tourer, den neuen Frontera, den Grandland - und nun auch für den Bestseller Corsa. Der war im Vorjahr der meistverkaufte Kleinwagen in Deutschland und wurde bislang nur als Benziner oder vollelektrisch angeboten. Doch als Hybrid sei er gerade für Elektro-Einsteiger ideal, wirbt der Hersteller.

Sein 48-Volt-Hybridantrieb wird von einem Dreizylinder-Turbobenziner, wahlweise mit 100 oder 136 PS, angetrieben, kombiniert mit einem elektrifizierten Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe und einem damit verbundenen, den Verbrenner unterstützenden 28-PS-Elektromotor. Gespeist wird der E-Motor durch eine per Rekuperation stets wieder aufgeladene 48-Volt-Batterie.

Gegenüber einem reinen Benziner sollen Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen um rund 18 Prozent sinken. Zum Tragen kommt das vor allem in Stadtverkehr. Beim Anfahren und Beschleunigen steuert der E-Motor Drehmoment bei, das Auto reagiert spritziger und schluckt weniger. Und bis zu einem Kilometer, beim Einparken etwa oder bei Stop-and-go-Verkehr, fährt der Wagen sogar rein elektrisch, was auch an der digitalen Geschwindigkeitsanzeige zu sehen ist: Sie wechselt von weiß auf blau. Ein Kilometer - für das Auto ist das nur eine kleine Strecke, doch für manchen Fahrer ein großer Schritt in die Welt der E-Mobilität.

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