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Kolibris an Bord: Subaru hat den erprobten Forester gründlich weiterentwickelt
Neben verbesserter Technik erhielt der Allzweck-SUV ein moderneres Aussehen. Auch im Innendesign gibt es einige ausgefallene Überraschungen
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Ornithologische Kenntnisse sind zum Verständnis eines Automobils an sich nicht erforderlich, die Kolibris im neuen Subaru Forester muss man aber schon erklären. Viermal schwirren sie als schwarze Silhouette durchs Wageninnere, so im oberen rechten Winkel der Frontscheibe. Kolibris seien die einzigen Vögel, die rückwärts fliegen könnten, heißt es beim Hersteller, der darin eine Gemeinsamkeit mit seinem nun schon in der sechsten Generation angebotenen SUV sieht. Schließlich sei der Forester einzigartig darin, dass sein Allrad-Assistenzsystem X-Mode auch beim Rückwärtsfahren funktioniere.
Im Innenraum des Wagens finden sich weitere verspielte Designideen, mit denen auf Hobbys und Vorlieben der potentiellen Kundschaft angespielt werden soll, Hundepfoten beispielsweise, Fußabdrücke oder eine stilisierte Berglandschaft. Beim Überarbeiten des Erscheinungsbildes muss also noch hinreichend freie Kapazität übriggeblieben sein, obwohl dieses doch deutlich modifiziert wurde, hin zu mehr Modernität und Sportlichkeit.

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So waren beim Vorgänger Kühlergrill und Scheinwerfer getrennte Elemente, während beim aktuellen Modell eine je nach Ausstattung schwarzglänzende oder silberfarbene Spange mit dem Markenemblem als horizontale Linie Grill und Leuchten verbindet. Im modernen Fahrzeugbau ist das ein beliebter Designtrick, um den Wagen breiter und damit potenter wirken zu lassen. Er findet seine Entsprechung in der Seitenansicht durch eine markante durchlaufende, optisch den Wagen straffende und verlängernde Gürtellinie, die der fünften Generation des Forester noch fehlte. Modifiziert hat man sich dieses Tricks auch am Heck bedient.
Auf Kopfsteinpflaster in die Kurve
Gut, wenn für solche Vergleiche Fotos zur Hand sind. Aber weit besser ist es, wenn neben dem Nachfolger der Vorgänger zur Verfügung steht, wie bei der Präsentation des neuen Forester auf dem Teltow Fläming Ring, einem auch von der Polizei gerne genutzten Fahrsicherheitszentrum im brandenburgischen Zossen-Kallinchen. Am besten dreht man dann gleich testweise ein paar Runden in beiden Modellen, ist doch nur so zu beurteilen, ob die versprochenen Verbesserungen auch tatsächlich erfüllt werden.

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Der dafür angebotene Parcours: Ein enger, wetterbedingt feuchter Rundkurs, der von rauhem Beton zu buckeligem Kopfsteinpflaster wechselt und in einem Geflecht von Straßenbahnschienen mündet, mit 60 km/h zügig zu durchfahren. Ein heikler Untergrund, den beide Fahrzeuge – es war nicht anders zu erwarten – problemlos und sicher bewältigten, ohne die Notwendigkeit, durch ausgleichende Lenkbewegungen nachzuhelfen. Der neue Wagen allerdings rollte deutlich ruhiger über die Holperpiste. Die in engem Kontakt mit dem Untergrund stehenden Fahrzeugpartien müssen in der Tat noch einmal verbessert worden sein.
Bei den anderen, mittels Leitkegeln auf der Fahrbahn simulierten „Testmodulen“ überzeugte der Forester ebenso, erwies sich wie gewohnt als gediegener Allrounder. Sei es beim schnellen Spurwechsel, beim Slalomfahren oder beim Manövrieren auf engem Raum, unterstützt durch die neue, Bilder aus mehreren Perspektiven liefernde 360-Grad-Panoramakamera: Die roten Hütchen blieben stehen. Nur das Fahrer-Erkennungssystem reagierte etwas streng. Es soll bei Müdigkeit und sinkender Aufmerksamkeit warnen, sandte Ermahnungen aber schon bei geringen Abweichungen von der fürs Beobachten des Verkehrs idealen Kopfhaltung.

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Offroad darf dies getrost ignoriert werden, da ist man doch ohnehin hochkonzentriert, selbst wenn der permanente Allrad-Antrieb des Forester, wie sich auf den ausgefahrenen Waldwegen des Teltow Fläming Rings zeigte, die Herausforderungen des Geländes nahezu selbst meisterte. Nur den X-Mode gewählt und auf „Schnee/Schotter“ programmiert – schon ging es los. Zuverlässig tastete sich der Wagen durch eine große, vielfach durchwühlte Sandfläche, die das Gefühl gab, eine überdimensionale Buddelkiste zu durchqueren – ohne Allradantrieb ein hoffnungsloses Unterfangen. Bei versetzt kurz hintereinander folgenden Bodenwellen schwebte dagegen mal dieses, mal jenes Rad in der Luft, während sich der Wagen unbeirrt vorwärtsschob. Und am Steilhang konnte man ihn einfach gemächlich hinunterzuckeln lassen. Bremsen? Gas geben? Bloß nicht.
Nahezu ein neues Fahrzeug
Volker Dannath, Geschäftsführer von Subaru Deutschland
Subaru, dessen Firmensitz in Tokio ist, rühmt sich als „weltgrößten Hersteller von allradgetriebenen Pkw“. Den Wagen mit dem rustikalen Namen „Forester“ kam erstmals 1997 auf den Markt. Seither wurden weltweit mehr als fünf Millionen Fahrzeuge verkauft, davon in Europa über 369.000 und in Deutschland bis Ende 2024 knapp 89.000. Er sei „einer der Vorreiter des SUV-Segments“ gewesen, in dem sich der Wettbewerb aber verschärft habe, hin zu einem noch dichteren Marktumfeld, wie Volker Dannath, Geschäftsführer von Subaru Deutschland, bei der Vorstellung des Forester („nahezu ein neues Fahrzeug“) sagte.

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So sind Vorgänger und Nachfolger schon optisch nicht zu verwechseln, außen wie innen und nicht nur wegen der Kolibris. Bei unverändertem Radstand von 2,67 Metern bleibt er selbst im Fond erfreulich geräumig, und die neu gestalteten Vordersitze sollen sich gerade auf längeren Fahrten als wohltuend fürs Körpergefühl erweisen. Zudem verbessern sie dank schlanker Kopfstützen und Schulterbereiche die Sicht für die hinteren Passagiere, wie ohnehin der Wagen den Insassen einen weitgehend ungehinderten Blick auf die Außenwelt erlaubt.
Das in der fünften Generation noch separate, über die Energieströme des Antriebs informierende Minidisplay oberhalb des Infotainment-Touchscreens ist verschwunden. Damals war es der erste Mild-Hybrid-Forester, da erschien wohl das demonstrative Betonen der neuen Technik noch sinnvoll, während jetzt dafür das gewohnte Bildschirmangebot aus 4,2-Zoll-Display hinterm Lenkrad und 11,6-Zoll-Full-HD-Touchscreen genügt. Letzterer wurde mit weiteren Funktionen bestückt wie beispielsweise der Bedienung des X-Mode-Systems: Im Vorgänger gab es dafür einen nun eingesparten Drehknopf.
Der Bildschirm ist zugleich das Zentrum der noch einmal verbesserten digitalen Vernetzung. Mittels Display werden das kabellos über die Systeme Apple CarPlay oder Android Auto eingebundene Smartphone und das ausstattungsabhängige Navi gesteuert. Dieses unterstützt nun auch „Apple Karten“ und sogar die „what3words“-Kartierung – hilfreich für alle, denen das gewohnte Eingeben einer Adresse zu lästig ist. Drei Wörter sollen nun genügen, „um die Navigation selbst zu den entlegensten Orten zu starten und jeden beliebigen, drei mal drei Meter großen Punkt zu entdecken“, wie Subaru verspricht. Um Kallinchen herum, nicht gerade ein entlegener Ort, blieb das System ungetestet.

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Angetrieben wird der neue Forester von einem 136 PS starken, zugunsten Kühlung und Kraftstoffeffizienz verbesserten Boxerbenziner, der wieder durch einen 17-PS-Elektromotor unterstützt wird. Verbunden mit dem stufenlosen „Lineartronic“-Automatikgetriebe gibt dieser beim Starten und Beschleunigen einen Zusatzkick, senkt Spritverbrauch und CO2-Emissionen. Auf Strecken von maximal zwei Kilometern, etwa bei Stop-and-Go-Verkehr oder beim Einparken, ist auch vollelektrischer Betrieb möglich, der Wagen regelt das selbst. Allerdings macht dieser automatische Stromstoß den Forester noch nicht zur Rakete. Von 0 auf 100 km/h braucht er 12,2 Sekunden.
Verbessert wurde auch die aktive wie passive Sicherheit des Wagens. Im Mittelpunkt steht dabei das mit Kameras und Radar arbeitende Assistenzsystem „Eyesight“ mit nunmehr zwölf teils verbesserten, teils neuen Funktionen. Das reicht vom Notbremssystem mit Kollisionswarner, das auch Radfahrer und Fußgänger erfasst, über ein Notbremssystem fürs Rückwärtsfahren und den Spurwechsel-, Totwinkel- und Querverkehrsassistenten bis zum neuen vorderen Querverkehrswarner. Der macht an schwer einsehbaren Kreuzungen und Ausfahrten auf sich nähernde Verkehrsteilnehmer aufmerksam.
Falls es dennoch knallt: Die „Subaru Global Platform“ wurde verstärkt, erhielt etwa einen erweiterten vorderen Stoßfängerträger, um die bei Unfällen wirkenden Kräfte effektiv abzuleiten. Und gleich neun Airbags stehen bereit, darunter ein Knie-Airbag für den Fahrer und ein Sitzflächen-Airbag für den Beifahrer. Auf so einem verborgenen, im Fall des Falles sich jäh aufblähenden Luftballon zu sitzen, mag irritieren. Aber lieber beim Aufprall unter dem Beckengurt durchrutschen? Auf keinen Fall!
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