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Figuren der Sesamstraße und ihre Puppenspieler sind bei einem Fototermin zu «50 Jahre Sesamstraße» bei Dreharbeiten am Studio-Set der «Sesamstraße» zu sehen.

© Christian Charisius / dpa

50 Jahre „Sesamstraße“: Wenn der Ernie mit dem Bert und dem Bibo

Die wohl beliebteste und lehrreichste Straße im deutschen Fernsehen feiert Geburtstag - und beantwortet weiterhin die großen Fragen der Kleinen.  

Teddybären und andere Knautschtiere verstecken sich bei Kindern für gewöhnlich unter dem Bett oder im Schrank. In der „Sesamstraße“ funktioniert das seit fünf Jahrzehnten ein wenig anders. Da gibt es pelzige, leicht unförmig wirkende und ohne Unterlass sprechende Figuren wie den Griesgram Oskar, der sich am liebsten in der Mülltonne versteckt.

Reich an Fragen verwandeln sie ihren Alltag in ein Fest des Lernens. Die Einladung, ihnen dabei zuzusehen, gibt es im bundesrepublikanischen Fernsehen seit dem 8. Januar 1973.

Auch Erwachsene entdecken in der Sendung gerne ein Universum. Es hilft ihnen, sich an die eigene Kindheit zu erinnern. Seit 2009 sendet der NDR die „Sesamstraße“ als Eigenproduktion, zuvor war er deutscher Lizenznehmer der amerikanischen Non-Profit-Organisation „Sesame Workshop“.

Vorschule des Wissens

Besonders einkommensschwachen Familien sollte die „Sesame Street“ ab 1969 ein Vorschul-Basiswissen sichern, etwa die Kenntnis des Alphabets (was von einer Figur beharrlich als „nur ein langes Wort“ missverstanden wird) oder„das Ding mit dem Zählen“, wie der Komiker und Kabarettist Torsten Sträter sagt. Ein Bildungsauftrag, der so gut wie alle erreichen sollte.

Damals gab es die Sendung zwar nur auf Englisch, doch bis zur ersten deutschen Synchronisierung lernten die wahren Fans schon einmal den ungehobelten, aber gutmütigen Vogel Bibo kennen, die beiden Lehrer Bob und Gordon, den erwähnten Mülltonnenbewohner Oskar und Kermit, den Frosch. Sie alle sind Nachbarn in der Sesamstraße. Später folgten Kultfiguren wie Ernie und Bert.

Ernie ist bis heute das bübische, oft nervtötende und gerade deswegen so sympathische Gegenstück zum ernsten, schnell gereizten Bert, der Tauben mag und Kronkorken sammelt. Und trotzdem sind die beiden ein eingeschworenes Team. 

Neben dem Erlernen von Verkehrsregeln („Wann laufe ich über Rot und wann über Grün?“), Corona-Maßnahmen (Grobi erklärt die Abstandsregeln) und dem Umgang mit Präpositionen (Grobi tanzt und singt vor, wo oben und wo unten ist) sollen die Kinder zur emotionalen und sozialen Reflexion angehalten werden. 

Der Zeitgeist spiegelt sich in den Lehrinhalten wider. Jüngst führten die Bewohner der Sesamstraße ihre Zuschauerinnen und Zuschauer in Fragen rund um Umweltschutz, Geschlechterrollen und das Leben mit Behinderung ein. Doch die Kernbotschaft einer der erfolgreichsten Kindersendungen im deutschen Fernsehen blieb in all den Jahren unverändert: „Tausend tolle Sachen, die gibt es überall zu sehen.“ Dazu gilt es aber die Augen offen zu halten. „Wer nicht fragt, bleibt dumm“, singen Kinder und Erwachsene. 

Etwas falsch zu verstehen und korrigiert zu werden, gehört hier dazu. Unverständnis auszudrücken und notfalls noch mal nachzuhaken, ist gang und gäbe. Das weiß auch der ulkige Bibo: „Fragen zu stellen, ist ein guter Weg, Dinge herauszufinden!“ 

Große Sause

„Und hätt‘ ich dich heut‘ erwartet, hätt‘ ich Kuchen da!“, sagt der NDR-Programmdirektor Frank Beckman. Steve Youngwood, der CEO des „Sesame Workshop“, kündigt eine große Geburtstagssause an, über das ganze Jahr hinweg. Es gebe daher „besondere“ Veranstaltungen, neue Inhalte und Kooperationen. In diesem Jahr finden zudem Sonderausstellungen im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe statt sowie ein Jubiläumskonzert in der Elbphilharmonie. 

Der „Sesamstraße“ hat vor allem die kindgerechte, humorvolle und kreativ durchdachte Wertevermittlung mehr als 100 Preise eingebracht. So wurde dem Programm 2017 von der MacArthur-Stiftung ein Preisgeld von über 100 Millionen Dollar überreicht, um den damaligen Sendungsstart für syrische Flüchtlingskinder zu unterstützen. 

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