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Wissenschaftler auf Wahrheitssuche. Die neuen Stipendiaten der American Academy.

© Annette Hornischer / American Academy in Berlin

American Academy stellt Stipendiaten vor: So viele Fragen

Die Entstehung des Islams, uralte Bäume und die Geheimsprache der Diebe: Die American Academy präsentierte ihre neuen Stipendiaten und deren Forschungsthemen.

Wie sah der Islam eigentlich ganz zu Beginn aus? Welchen Kontakt hatten die ersten Gemeinden mit Juden und Christen? Die meisten erhaltenen Dokumente über die Entstehung der Religion stammten aus dem 8. oder 9. Jahrhundert, erzählt Fred Donner bei der Vorstellung der Frühjahrsstipendiaten am Dienstag in der American Academy am Wannsee. Der Professor an der University of Chicago hofft, während seines Aufenthaltes in Berlin aufschlussreiche Papyrus-Dokumente aus dem 7. Jahrhundert zu finden, aus der eigentlichen Entstehungszeit, die er zum Beispiel im Neuen Museum vermutet.

Holtzbrinck-Stipendiatin ist die Schriftstellerin Anne Finger. Sie will einen Berliner Atlas der Behinderung recherchieren, in dem neben Einrichtungen etwa für geistig Behinderte auch historische Figuren mit körperlichen Einschränkungen wie Rosa Luxemburg vorkommen sollen. Behinderung gebe es überall in der Geschichte. Dort, wo sie niedergeschrieben werde, sei sie aber oft abwesend, lautet eine ihrer Grundthesen.

Um uralte Bäume geht es bei dem Projekt des Geschichtsprofessors Jared Farmer. Wie andere Stipendiaten streift auch er im Jahr des 250. Geburtstags die Arbeit Alexander von Humboldts. Ein faszinierender Drachenbaum steht für die Verknüpfung. Höchst aktuell ist das Forschungsprojekt der Politikprofessorin Prerna Singh von der Brown University. Sie beschäftigt sich mit Impfwiderständen und ihrer Überwindung. Sehr konkrete Anregungen erhofft sich der erste Richard-Holbrooke-Stipendiat, George Frampton. Er will unter anderem herausfinden, welche Widerstände und welche Unterstützung es in der Geschäftswelt gibt bei Maßnahmen gegen den Klimawandel – und dabei möglichst viel von der EU-Klimapolitik lernen. Anders als man aufgrund von Äußerungen von US-Präsident Trump vermuten könnte, wachse der Druck in den USA, das Thema auf die Agenda zu nehmen, so Frampton. Harvard-Professor Martin Puchner hat sich das „Rotwelsch“ vorgenommen, die frühere Geheimsprache der Diebe. Er erhofft sich Sprachkenntnisse aus alten Polizeiakten. Denn die Polizei habe versucht, diese Sprache zu lernen. Heute wird sie gar nicht mehr gesprochen. „Rot“ bedeutet übrigens „Gauner“ und „welsch“ heißt „unverständlich“.

FU-Präsident gab Stadteinführung

Bevor die Fellows ihre Projekte vorstellten, gab es eine vergnügliche Einführung in die Stadt von FU-Präsident Günter Ziegler. Wie gut hier Kunst und Wissenschaft historisch miteinander verwoben sind, erklärte der Mathematikprofessor am Beispiel des Stummfilms „Die Frau im Mond“, für den Fritz Lang einst den Countdown erfunden hat mit der Begründung, dass nur, wenn man rückwärts zählt, die Leute auch wirklich wissen, wann es losgeht.

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