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Die toten Augen von Los Angeles. Ein Horrorclown wie von Stephen King.

© Abbildung: Einar Turkowski / Kunstanstifter

Americana-Bilderbuch von Einar Turkowski: Es war einmal in den Hollywood Hills

Illustrator Einar Turkowski zeigt in seinem Buch „Die Geheimnisse von Pinewood Hill“ ein Amerika, in dem sich Mythen und Alptraum mischen.


Es gibt Orte, die einem vertraut vorkommen, auch wenn man sie noch nie betreten hat. Zu diesen mythischen Schauplätzen gehören die Hollywood Hills in Los Angeles, die in Dutzenden Filmen verewigt wurden. Auch Einar Turkowskis Bilderbuch „Die Geheimnisse von Pinewood Hill“ endet mit einer klassischen Schlusseinstellung, einer nächtlichen Totalen von den Hügeln hinab auf die glimmenden Großstadtlichter, die sich wie ein funkelnder Teppich über das Tal gelegt haben.

Nur dass auf den von hinten angeschnittenen Großbuchstaben des Hollywood Signs hier stattdessen „Pinewood“ steht. Der Buchtitel ist ein Amalgam aus den Pinewood Studios bei London und den Hollywood Hills, weil der Illustrator, wie er sagt, seine Geschichte etwas allgemeiner halten wollte. Aber die Palmen, die auf einigen seiner Zeichnungen zu sehen sind, und der Pazifik, den man auf manchen Blättern förmlich zu riechen glaubt, verweisen eindeutig auf Kalifornien.

Alienartige Steinschläfer am Strand von Los Angeles.
Alienartige Steinschläfer am Strand von Los Angeles.

© Abbildung: Einar Turkowski/Kulturanstifter

Turkowski, der an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg studiert hat und in der Nähe von Kiel lebt, schickt einen Teenager namens Chaska auf eine Entdeckungsreise durch seine neue Umgebung, in der er gerade erst mit seiner Familie angekommen ist.

Unterwegs ist er querfeldein auf einem BMX-Rad mit goldenen Felgen und ebenso goldenem Lenker, das sein Vater einem Pontiac Firebird von 1972 nachempfunden hat, den Burt Reynolds in einem Film fuhr.

Turkowski zeichnet mit dem Bleistift, das Schwarzweiß seiner Bilder passt zur nostalgischen Atmosphäre der Geschichte, in der die Übergänge zwischen Wirklichkeit und (Alp-)Traum fließend sind.

Chaska begegnet einem Pegasus, alienartigen Steinschläfern, die in den Felsblöcken der Hafenmole kauern, und einem Horrorclown, der aus dem Fenster eines Ladens herabglotzt und von Stephen King stammen könnte.

„Dort oben hockte eine Puppe und wollte sie vor dem Betreten des Waldes eine letzte Warnung aussprechen“, schreibt Turkowski in einem Tonfall, der nach einer Melange aus Märchen und Schauerroman klingt.

„Das Merkwürdige an ihr waren ihre unterschiedlichen Augen und die Tätowierungen auf dem kahlen Kopf. Jedes Mal, wenn ich hier vorbeikam, hatte ich den Eindruck, dass sich ihr Blick leicht veränderte, sodass man meinen könnte, sie sei zeitweise lebendig und würde sich durch ihre Reglosigkeit nur tarnen wollen.“

Tote Dinge erwachen zum Leben wie in den Novellen der deutschen Romantik über Automaten und Maschinenmenschen, die Turkowski mit Elementen der amerikanischen Mythologie vermischt. Als schönste Nebenfigur in dem Buch, das dem Film huldigt und selber eine Art Film ist, fungiert eine Katze, in deren Fell hunderte Sterne zu funkeln scheinen.

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