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Die Galerie Office Impart nimmt unter anderem mit Salomé Chatriots  „Waistgate (Neckline)“ an der Messe teil.

© Galerie Office Impact

Art Brussels: Die Kunstmesse besinnt sich auf ihre Anfänge

Belgiens Sammler sind offen und kenntnisreich, die Kontakte zu Berliner Galerien dennoch überschaubar. Das hat mehrere Ursachen, einige davon liegen weit in der Vergangenheit.

Stefan Kobel
Ein Kommentar von Stefan Kobel

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1968 war für Brüssel ein wichtiges Jahr. Denn da wurde die Art Brussels gegründet, kurz nach der Premiere der Art Cologne, die damals noch Kölner Kunstmarkt hieß und die erste Messe für zeitgenössische Kunst war. Seither hat sich der Markt stark verändert und weitgehend in andere Teile der Welt verlagert. Doch einige Konstanten sind geblieben, wie etwa die andauernde Rivalität zwischen Brüssel und Köln, die jedoch keiner der Beteiligten offen zugeben möchte.

Tatsache ist, dass beide Regionen mit die höchste Sammlerdichte zumindest in Europa aufweisen und nur gut zwei Autostunden zwischen ihnen liegen. Daraus könnten sich Synergien ergeben, sollte man meinen. Die Koexistenz hat eine Zeit lang ganz gut funktioniert. Bis die Kölner vor fast zwei Jahrzehnten auf die Idee kamen, von ihrem traditionellen Termin um Allerheiligen ins Frühjahr zu wechseln – und zwar genau auf den Termin der Art Brussels. Deren Organisatoren waren verständlicherweise not amused, und die Brüsseler Sammlerschaft verweigerte der Konkurrenz die Gefolgschaft. Zwar haben die Rheinländer ihren Fehler eingesehen und halten ihre Veranstaltung wieder im November ab; nicht zuletzt, weil in Berlin inzwischen das Gallery Weekend Anfang Mai stattfindet.

Berliner Galerien sind rar

Die Beziehung zwischen Belgien und Deutschland hat sich unterdessen eher nur in eine Richtung entwickelt. Einige deutsche Galerien haben oder hatten Niederlassungen in Brüssel, und auf der aktuellen Art Brussels (bis 27.4.) stellt immerhin ein halbes Dutzend rheinischer Kollegen aus. Die Berliner machen sich hingegen rar in den historischen Expo-Hallen am Atomium.

Am ehesten suchen die jungen Berliner mit ihrem ganz zeitgenössischen und digitalem oder Post Internet-Programm die Nähe zu den bekannt kenntnisreichen und offenen belgischen Sammlern, während die Etablierten der Messe fernbleiben. Die Galerie Office Impart ist wieder dabei, die deutsche Speerspitze der Digitalkunst. Robert Grunenberg tritt zum vierten Mal mit Arbeiten von Brandon Lipchik an, die hier immer Abnehmer finden. Und Russi Klenners Solo-Stand mit dem Künstler Adam Lupton war schon am ersten Tag ausverkauft.

Ein Erfolgsrezept der Brüsseler dürfte ihre Anpassungsfähigkeit sein. So wurde in diesem Jahr die „Rediscovery“-Sektion gestrichen. Dieses Pferd reiten mittlerweile zu viele Messen mit immer dürftigerem Erfolg. Man muss wahrscheinlich sehr tief in alten Katalogen und Archiven graben, um eine Position zu finden, die eines Revivals wert ist. Stattdessen besinnt sich die Art Brussels auf ihre Anfänge und lädt Galerien zu „’68 Forward“ ein, einem offeneren Format, das zum Experimentieren und Kombinieren animiert. Den neuen dazugehörigen Preis hat die Ewa Opalka Gallery aus Warschau für ihre Präsentation historischer Arbeiten von Ewa Partum gewonnen, einer absoluten Entdeckung.

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