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Was machen wir heute?: Aussagen

Post von der Justiz! Jetzt hamse dich, dachte ich mit weichen Knien und versuchte zugleich, mich zu erinnern, wessen man mich bezichtigen könnte.

Post von der Justiz! Jetzt hamse dich, dachte ich mit weichen Knien und versuchte zugleich, mich zu erinnern, wessen man mich bezichtigen könnte. Zittrig öffnet ich den Umschlag und – hach! Erleichterung! – nicht ich wurde bezichtigt, sondern ein anderer, und ich sollte nur helfen, ihn einer gerechten Strafe zuzuführen. Falls ich nicht käme, das stand da auch, würde ich was erleben. Also fuhr ich zum Ladetermin in die Kirchstraße 7 nach Moabit. Mit dem Rad, so dass keine Kosten entstanden, ich also das Formular für deren Geltendmachung nicht benötigte, wofür ich vom zuständigen Bediensteten verlacht wurde, weil: Die Pkw-Kilometerpauschale, die hätte man ja trotzdem mitnehmen können.

Dann saß ich mit zwei Herren in einer Warteecke, bis ein Gong ertönte und alle Prozessbeteiligten in einen Saal gerufen wurden. Dabei stellte ich fest, dass der junge Mann, neben dem ich gewartet hatte, der Angeklagte war. Und ich fragte mich erneut, ob ich der Wahrheitsfindung dienlich sein würde. Es ging um einen Unfall, den ich vom Fahrradstreifen aus beobachtet hatte. Zugetragen hatte der sich im Spätsommer 2010. Also vor einer Ewigkeit. Und ich gehöre doch zu jenen Menschen, die eine Stunde nach einem Kinobesuch nicht mehr sagen können, wovon der Film handelte.

Dann wurde ich hereingerufen. Ich gab vor Aufregung mein Alter falsch an und erzählte das, was ich schemenhaft erinnerte. Der Verteidiger des Angeklagten schnaufte höhnisch, als ich sagte, ich hätte an der roten Fahrradampel gestanden und auf Grün gewartet. Dabei stimmt das! Ich schwöre! Doch die Richterin verzichtete nach meinen belanglosen Einlassungen darauf, mich zu vereidigen. Ein Glück, schließlich hatte ich mich doch beim Alter vertan. Eine Falschaussage. Abstrus oder aus Eitelkeit, aber jedenfalls nicht absichtlich. Trotzdem:  Entschuldigung von hier auch noch mal an alle Prozessbeteiligten, die sich verletzt fühlen. Aber ich habe mich ja nicht selbst eingeladen. Ariane Bemmer

Aber wenn man schon da ist: Coffee Avenue Nr. 2, Kirchstraße 2, auf einen Kaffee besuchen

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