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Szene aus „Radio & Juliet“.

© Andriy Maksimov

Ballett-Performance in Berlin: Eine ukrainische Version von „Radio & Juliet“

Das Ballett Quatro aus der Ukraine zeigt im Theater am Potsdamer Platz Edward Clugs Choreografie „Radio & Juliet“ – und sammelt Geld für seine Landsleute.

„Was wäre passiert, hätte Julia sich nicht umgebracht?“ Das ist die zentrale Frage von Edward Clugs Ballett „Radio & Juliet“ aus dem Jahr 2005. Der rumänische Tänzer und Choreograf kombiniert darin Shakespeares Klassiker mit Musik der britischen Band Radiohead.

Jetzt zeigt das ukrainische Ensemble Quatro das Stück – nach einer erfolgreichen Aufführung im Mai – ein weiteres Mal im Theater am Potsdamer Platz. Der Erlös geht an die Wohltätigkeitsstiftung Tabletochki. Diese Stiftung hilft seit vielen Jahren krebskranken Kindern.

Heute engagiert sie sich für die Evakuierung von Kindern und ihren Angehörigen, die Ausstattung von Krankenhäusern, die finanzielle Unterstützung des medizinischen Personals sowie die Anmietung von Wohnungen für ambulante Patienten.

Die Tänzerinnen und Tänzer des Ballett Quatro muss selbst vor dem Krieg fliehen. Sie waren zunächst über verschiedene Länder verteilt, bis der künstlerische Leiter Ivan Zhuravlev sie wieder zusammentrommelte. Edward Clug, der das slowenische Nationalballett in Maribor leitet, unterstützte die Compagnie, die zu Proben in die Stadt zog. Anschließend zeigte sie „Radio + Juliet + Quatro“ in Zagreb und ging auf eine Tour durch Rumänien und Italien.

Edward Clug sagt über sein Stück, dass man es „eine ziemlich perverse Version“ nennen könne. „Meine Absicht war nicht, die Geschichte nachzuerzählen, sondern dem Publikum die Möglichkeit zu geben, sie aus einem anderen Blickwinkel zu sehen“

Szene aus „Radio & Juliet“.
Szene aus „Radio & Juliet“.

© Andriy Maksimov

Seine Choreografie ist voller Metaphern und Symbole und ist eine Mischung aus weiblicher Zartheit und männlicher Kraft. Die Sätze sind minimalistisch, zuweilen bravourös und haben einen ausgeprägt europäischen Charakter.

Die Aufführung besteht aus einer leeren Bühne, hinter der sich eine Videoleinwand befindet. Auf dem Bildschirm werden Ausschnitte aus Julias Geschichte gezeigt. Klug hat auch die Kostüme entworfen, die sehr schlicht sind: Julia trägt ein Korsett und Spitzenschuhe und die Männer dunkle Anzüge über nackten Oberkörpern.

Die Choreografie des Balletts besteht aus plötzlichen Bewegungen. Dies symbolisiert, dass Liebe und Romantik der „kalten Hand der Mechanisierung“ unterworfen sind. Zu den üblichen Bewegungen gehören die Beugung des Oberkörpers, die Beugung des Handgelenks in Kombination mit Bewegungen des Ellbogens und Druckbewegungen der Füße und Beine.

Die Szenen sind so aufgebaut, dass sich die Figuren in einer Reihe von Schritten bewegen. Sie beginnen mit Kopfbewegungen, heben dann den Körper, woraufhin sich die Figuren ineinander verschlingen und in einen Paartanz übergehen.

Elf Radiohead-Songs, größtenteils aus den Alben „O.K. Computer“ und „Kid A“, sind zu hören. Wobei die Roboterstimme „O.K. Computer“ exzellent zur roboterhaften Choreografie passt. Auch während Julias Solo ist sie zu hören. Dass hätten sich Thom Yorke und seine Mitmusiker 1997 sicher nicht vorstellen können – dem Roboter gefällt es sicher.

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