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Michael Bette, „Ohne Titel“ aus dem Jahr 2017

© Galerie Luzán

Baukasten der Geometrie: Die exakte Malerei von Michael Bette

Was der Maler nach seiner Zeit mit den Zero-Künstlern stilistisch entwickelte, ist in der Berliner Galerie Luzán zu sehen.

Von Angelika Leitzke

Es mag sich beim Betrachter ein Déjà-vu einstellen, wenn er den ausgeklügelten Abstraktionen von Michael Bette in der Galerie Luzán gegenüber steht. Manchmal tanzen Winkeldreieck, Parabel und einzelne Buchstaben auf der Leinwand, rhythmisieren mit der Farbe die Bildfläche. Dann breitet sich ein Gerüst verschiedenfarbiger Linien aus, das gleichsam nach vorne und hinten schwingt. Auch das Quadrat mit seinen Variationen Raute und Parallelogramm kommt nicht zu kurz. Die Palette wird zum konstituierenden Element, mal sind es lichte pastellige Töne in feinen Nuancen, dann kräftige leuchtende Farben auf schwarzem Grund, der zugleich zum Baustein der Bildkomposition wird. Bette suchte seine „Zeichen“ intuitiv aus, in seiner akribischen Malerei band er sie dann in eine exakt geplante Komposition ein.

Noch vor seinem Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie in den 1960er Jahren, das Bette als Meisterschüler des informellen Malers Gerhard Hoehme abschloss, kam er in Kontakt mit Heinz Mack und Otto Piene, die mit der von ihnen 1958 gegründeten Gruppe ZERO eine Zone des Schweigens und der Meditation in der westdeutschen Nachkriegsszene schaffen wollten. An Pienes kinetischen „Lichtballetten“ wirkte Bette selbst mit, kehrte aber Anfang der siebziger Jahre zum traditionellen Leinwandbild zurück und betrieb die Abstraktion auf seine Weise weiter. Dabei blieb er ein Einzelgänger, experimentierte mit Formaten, Farben und Formen, setzte sie in eine raffinierte Beziehung, um innerhalb des zweidimensionalen Bildträgers Räumlichkeit zu suggerieren. Einer bestimmten Gruppierung gehörte er nie an, auch wenn sich Anklänge an die Optical Art oder den Konstruktivismus finden lassen.

Manche seiner Hochformate sind beängstigend schmal

Luzán präsentiert Arbeiten ab den Neunzigern bis 2017, als Bette gesundheitsbedingt die künstlerische Tätigkeit aufgeben musste. Geboren 1942 in Posen, starb er im Sommer 2022 kurz vor seinem 80. Geburtstag in Berlin, wo er seit 2002 lebte und arbeitete. Von 1992 bis 2011 hielt er eine Professur für künstlerische Grundlagen an der Fachhochschule Potsdam.

Manchmal applizierte er seine Abstraktionen, denen er keine Titel verlieh, auf beängstigend schmalen Hochformaten, die er „Stelen“ nannte. Bei seinen kleinen Formaten bemalte er auch die Ränder des Keilrahmens, um die Komposition weiterzuführen. In einigen Gemälden gelangte er durch eine Nebeneinander-Schichtung von Rechtecken, überspannt oder verbunden durch Bögen, zu einer verblüffend plastischen Wirkung, die vom Betrachter je nach Blickwinkel bildparallel gelesen werden kann. Kein Werk gleicht dem anderen, Malerei wird zu einer Sprache der Zeichen, die das Wort durch Farbe und Geometrie ersetzt. Die Preise pendeln zwischen 1400 und 38.000 Euro. (Galerie Luzán, Fasanenstr. 68, bis 28.1., Di-Fr 11-18 Uhr, Sa 12-15 Uhr)

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