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Heinrich Siegfried Bormann: „Analyse eines Tonstücks“ aus dem Jahr 1930.

© Bauhaus Archiv Berlin

Berliner Festival „bauhaus music“: Mehr als nur Design und Architektur

Das Bauhaus hat unsere Vorstellung der klassische Moderne maßgeblich geprägt. Doch in Dessau wurde auch Musik gemacht. Für ein Wochenende erwacht das Bauhaus jetzt in Berlin zu tönendem Leben.

Von Frederik Hanssen

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In den Augen der Verehrer steht das Bauhaus für puristische Architektur und stilbildendes Design. Dass im Gesamtkunstwerk aus Kunst und Handwerk damals auch die Musik eine Rolle spielte, wissen die wenigsten. Das will der Wissenschaftler Kai Hinrich Müller ändern: Im vergangenen Jahr hat er erstmals das Festival „bauhaus music“ initiiert, die zweite Ausgabe folgt jetzt vom 17. bis 19. Oktober in der St. Elisabeth-Kirche sowie der Villa Elisabeth an der Invalidenstraße in Mitte.

Oper war ein großes Thema während der kurzen Blütezeit der Avantgardeinstitution – und darüber hinaus: Ein gutes Dutzend Absolventen haben in der Nachkriegszeit als Bühnenbildner die Ästhetik des Musiktheaters mitbestimmt. Kammermusik wurde gemacht, auch Sinfoniekonzerte gab es.

„Metalltanz“, 1929 fotografiert von Robert Binnemann.

© Robert Binnemann/Bauhaus Archiv Berlin

Die Meister Lyonel Feininger und Johannes Itten waren Fans von Johann Sebastian Bach und seinen Fugen, Wassily Kandinsky stand eher Arnold Schönberg nahe. Der Dirigent Hermann Scherchen leitete 1922 eine Aufführung von dessen „Pierrot Lunaire“, der blutjunge Carl Ebert, später von 1931 bis 1933 sowie von 1954 bis 1961 Intendant der Deutschen Oper Berlin, übernahm die Sprecherrolle in Strawinskys „Histoire du Soldat“.

Und dann war da auch noch die Bauhaus-Kapelle, aus heutiger Sicht eine punkige Truppe von Studierenden, die bei den legendären Festen der Hochschule live aufspielte und mit frech angejazzten Gassenhauern für Stimmung sorgte. In ihrem Geist ist das Konzert „Jazz und Bebop am Bauhaus“ konzipiert, das am 19. Oktober ab 20.30 Uhr den Abschluss des Mini-Festivals in der Villa Elisabeth bildet.

Die amerikanische Komponistin Ruth Crawford Seeger hätte sich nach einem Besuch in Dessau vor Begeisterung um ein Haar dort als Studentin eingeschrieben. „Ich fühlte mich befreit“ schwärmte sie 1931. Darum dürfen ihre Kompositionen bei „bauhaus music“ ebenso wenig fehlen wie die von Schönberg, Bach, Bartók, Alban Berg und Kurt Schwitters. Am 19. Oktober wird bei einem moderierten Konzert zudem der Komponist Stefan Wolpe vorgestellt.

Die Liste der beteiligten Musikerinnen und Musiker ist wieder exquisit: Der Dirigent und frühere Solo-Klarinettist der Berliner Philharmoniker, Karl-Heinz Steffens, der zusammen mit Michal Friedländer und Kai Hinrich Müller die künstlerische Leitung innehat, konnte Claudia Barainsky, Kolja Blacher, Gunnar Brandt-Sigurdsson und Jocelyn B. Smith sowie das Deutsche Kammerorchester Berlin gewinnen.

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