
© Foto: Franziska Strauss
Berliner Privattheater: Es ist Bewegung in der Szene
Die „Komödie am Kudamm“ zieht an den Potsdamer Platz, im Theater des Westens regiert jetzt Peter Plate. Stage Entertainment dagegen verstummt.
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Heimlich, still und leise hat sich „Stage Entertainment“ aus Berlin weggeschlichen. Der holländische Musicalanbieter ist Markführer in Deutschland, wenn es um unterhaltendes Live-Musiktheater geht und betreibt in Hamburg vier Bühnen sowie zwei in Stuttgart. Auch die Eroberung der Hauptstadt sich hatte Stage Entertainment lange als Ziel gesetzt. Doch so recht wollte das nicht gelingen.
Bereits 2016 fiel der letzte Musical-Vorhang im Theater am Potsdamer Platz. Nachfolge-Mieter wurde der Konzertveranstalter „Live Nation“, der hier mit dem ersten Europa-Ableger des „Cirque du Soleil“ Kasse machen wollte. Die Corona-Pandemie aber vereitelt die hochfliegenden Pläne. Stattdessen wird das 1800-Haus jetzt an jeden vermietet, der es sich leisten kann. Aktuell sind unter anderem der Youtube-Star Charlie Puth, der „Russian Circus on Ice“ und das chinesische „Shen Yun“-Spektakel angekündigt.
Frühestens in zwei Jahren kann die Komödie zurück an den Kudamm
Bei „Live Nation“ dürfte man aber heilfroh sein, dass sich jetzt ein Untermieter gefunden hat, der das Haus gleich für 130 Tage pro Jahr nutzen will: Martin Woelffer nämlich, der Impresario der „Komödie am Kurfürstendamm“. Er befand sich in größter Bedrängnis, weil der Investor des „Fürst“-Komplexes mit der Ersatz-Bühne für sein abgerissenes Stammhaus einfach nicht fertig wird. Ende 2024, Anfang 2025 wird aktuell als Termin genannt.
Zunächst fand Woelffers Privattheatertruppe Unterschlupf im Schiller Theater, doch dort drängt jetzt die Komische Oper herein, für die Zeit der Generalsanierung ihres Gebäudekomplexes an der Behrenstraße. Als muss die Komödie weichen, in eine zweite Ausweichspielstätte, weit weg, am Potsdamer Platz.
Dabei hätte das Theater des Westens viel besser zu Woelffer gepasst. Von der Lage her – nur ein paar Minuten Fußweg nur vom Kudamm – und ästhetisch – gemütliches Roter-Samt-Glänzende-Kronleuchter-Ambiente. Eigentümer des historischen Prachtbaus beim Bahnhof Zoo ist der Berliner Senat, Mieter die Stage Holding, die hier aber bis auf weiteres keine eigenen Produktionen mehr zeigen will. Weit waren die Verhandlungen gedeihen zwischen Woelffer und dem Musicalkonzern, doch sie scheiterten schließlich am Geld.
Die deutlich solventere BMG konnte einfach mehr bieten. Bis Ende 2024 hat sich die Bertelsmann-Tochter im Theater des Westens eingemietet, um hier Musicals von Peter Plate und Ulf Leo Sommer zu zeigen. Aktuell wird noch der Überraschungserfolg „Kudamm 56“ gespielt, ab kommendem Frühjahr soll mit „Romeo & Julia“ eine Nummer-Sicher-Uraufführung folgen. Die wahrscheinlich bekannteste Liebesgeschichte der Welt, musikalisch untermalt von Songs des Hit-Duos - einschließlich der alten Rosenstolz-Hymne „Liebe ist alles“. Da kann eigentlich gar nichts schiefgehen.
Aus dem Berlin-Portfolio der Stage Entertainment ist also einzig die Blue Man Group übriggeblieben, die kleine Show mit den angemalten Herren. Sie machen weiterhin Quatsch im ehemaligen Imax am Potsdamer Platz. Bis Ende März 2023 lassen sich dafür bereits Tickets buchen.
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