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Die Berliner Gemäldegalerie, am Kulturforum.

© Kitty Kleist-Heinrich/TSP

Berlins Staatliche Museen: Wo bitte geht’s zum Publikum?

Die Häuser sollten nicht warten bis die Preußenstiftung als Dachorganisation reformiert ist. Es kann doch nicht die Welt kosten, mehr um Besucher zu werben.

Christiane Peitz
Ein Kommentar von Christiane Peitz

Stand:

Wo bitte geht’s zum Publikum? Es ist schon eine verkehrte Welt, wenn die Forderung nach mehr Publikumsnähe von Berlins Staatlichen Museen immer wieder mit dem Hinweis pariert wird, es liege an den zu geringen frei verfügbaren Budgets, an Hierarchien, Bürokratien und fehlender Autonomie, dass den Häusern am Kulturforum oder auf der Museumsinsel nicht ähnlich die Bude eingerannt wird wie dem Louvre, dem Metropolitan Museum in New York oder der Londoner Tate.  

Tatsächlich alles nur eine Frage des Geldes, der Struktur und der sich derart zäh hinziehenden Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, dass man am Montag schon dachte, die Stiftungsrats-Mitteilung über die nächsten Schritte sei versehentlich die alte von 2021, weil da exakt die gleichen Ziele bekundet worden waren? Ist es wirklich so kostspielig, endlich weithin ausstrahlende Ideen dafür zu entwickeln, wie man die Menschen in die Häuser lockt, deren Schätze ja nicht weniger aufregend sind als in den Konkurrenzhäusern in aller Welt? Der Reformprozess dauert noch Jahre – und bis dahin bleibt alles wie gehabt? Bitte nicht.  

Ein Blitz-Check: Klickt man die Museen-Webseite an, sieht man auf vielen Kachelbildern – Gebäude. Klassizistische Säulen, Freitreppen, Tempel eben. Blitz-Vergleich: Auf der Webseite der National Gallery taucht als erstes eine flämische Winterlandschaft auf, passend zum aktuellen eigenen Frösteln – dazu ein Button mit Öffnungszeiten.

Klickt man bei den Staatlichen Museen dann weiter, zum Beispiel auf „Gemäldegalerie“, rückt immerhin Kunst in den Blick. Aber keine täglichen Führungen werden annonciert, und der letzte Blog-Eintrag stammt vom Juni. Engagiertes Werben ums Publikum sieht anders aus, zumal um neue Besucherschichten, wie es die neue Gemäldegalerie-Chefin Dagmar Hirschfelder in Aussicht stellte.

Wenn 2023 der von Kulturstaatsministerin Claudia Roth organisierte Kulturpass für junge Leute kommt, wie wollen die Museen die 18-Jährigen locken? (Kein Geld? Schon das Umwidmen der Ausgaben für Briefpost und Hochglanz-Publikationen etwa an die Adresse von Journalisten bringt bestimmt was).

Und apropos Roth: Beim Museum des 20. Jahrhunderts, der aktuell größten Baustelle im SPK-Baustellenareal, macht sie einen ähnlich zaudernden Eindruck wie bei der SPK. Die Scheune ist dramatisch unökologisch. Warum prescht sie nicht wenigstens hier ausnahmsweise mit Taten vor, mit einem kühnen Last-Minute-Schwenk, statt nur mit ihren berühmten energischen Worten zum Thema Nachhaltigkeit? Die paar Solarpanele auf dem Dach können es ja nicht sein.

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