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Kultur: Bobs Böller

„Blechschaden“ in der Philharmonie.

Dinner for One verpasst? Macht nichts, es gibt da ja noch das traditionelle Neujahrskonzert von „Blechschaden“ am 3. Januar in der Philharmonie. Nicht alle Witze, die deren musikalische Leiter Bob Ross erzählt, sind neu, aber der Charme, mit denen der Schotte sie zum Besten gibt, jagt sogar seinen blechblasenden Kollegen aus der Kulturvollzugsanstalt am Gasteig immer wieder ein spontanes Grinsen ins Gesicht. Klanglich und gestisch wissen die Herren aus den lauten hinteren Reihen der Münchener Philharmoniker, wie man Silvesterkracher mit britischem Humor hochgehen lässt. Und auch wenn Ross' lustvolle Stabführung eigentlich nur Show mit vielen hübsch beobachteten und präzise getimeten Parodien von Dirigentenmarotten sein will – die Ausstrahlung ist echt. Und bevor der Mix aus U- und E-Musikarrangements in bloßen Slapstick abgleitet, weiß Ross auch, wie man die Generalpause in Samuel Barbers Adagio zu bewegender Länge dehnt oder einem langsamen Jodler choralähnliche Innigkeit verleiht. Wie ein ironischer Kommentar zu den aktuellen Blindtests an Stradivari-Geigen (die bekanntlich nicht zum Vorteil des Cremoneser Meisters ausfielen) wirkt dagegen die verblüffend wohltönende Einlage auf zwei quietschbunten Plastikposaunen aus chinesischer Billigproduktion, die dann allerdings noch von einem edelweißreinen Duo auf zwei Carbon- Alphörnern übertroffen wird. Und weil Balance zwischen Spaß an und Spaß mit der Musik einfach stimmt, gehen Kunst, Blech und Geist nicht nur unbeschadet, sondern ausgesprochen beschwingt aus dem Abend hervor. Carsten Niemann

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