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Kultur: Brüllen und Flüstern

Szenen einer Ehe komponierte Robert Schumann in seinem Klavierquintett.Kolja Blacher und Stanley Dodds, Violine, Brett Dean, Viola, und Ludwig Quandt, Cello, legten im Kammermusiksaal das Werk als intimen Dialog aus, als Gespräch der Liebenden, in dem sie einander vertrauensvoll zuhören, Motive aufgreifen und verändern.

Szenen einer Ehe komponierte Robert Schumann in seinem Klavierquintett.Kolja Blacher und Stanley Dodds, Violine, Brett Dean, Viola, und Ludwig Quandt, Cello, legten im Kammermusiksaal das Werk als intimen Dialog aus, als Gespräch der Liebenden, in dem sie einander vertrauensvoll zuhören, Motive aufgreifen und verändern.Dabei bleiben die Beteiligten stets selbstbewußt, geben ihren eigenen Charakter nie auf.Besonders Quandts warm glühender Celloton leuchtet immer wieder auf, ohne sich aufzudrängen, grundiert in satten Tönen das Gespräch.Schade nur, daß der Pianist Markus Becker sich offenbar in einem Werk von Rachmaninow wähnt.Zwar dominiert das Klavier die Komposition, wenn aber das Finale so flach heruntergedroschen wird, verlieren sich die irrlichternden Harmonien, die delikaten Steigerungen in forciertem Gebrüll, dem sich auch die vier Streicher auf Dauer nicht entziehen können.

Dieser auftrumpfend-sentimentale Klavierton paßt weit besser zu Elgars Klavierquintett.In dem skurrilen Werk steht gehobene Caféhausmusik neben impressionistischen Episoden, Naturschilderung neben hemmungslos Zitiertem."Gespenstiges Zeug" hat Elgar selbst das Werk genannt, wohl wissend, daß es bei der Entstehung im Jahr 1918 nurmehr ein letztes Herüberwinken vergangener Zeiten war.Aufbrausend und dann wieder melancholisch verharrend, setzten alle fünf Musiker die Stimmungen dieser sehr englischen Musik um.

Zwischen diesen Werken stellte der Bratscher Brett Dean seine Komposition "Intimate Decisions" für Solobratsche vor.Wie schon bei Schumann reflektiert die Komposition das Zusammenleben zweier Menschen.Hochvirtuos, wie nicht anders zu erwarten, wenn ein Solist für das eigene Instrument schreibt, entspinnt sich ein Dialog zwischen Motivfetzen, bis zur Aggression gesteigert, um schließlich im beinahe unhörbaren Flageolett zu verdämmern.Die begeisterte Reaktion des konzentrierten Publikums wirft die Fage auf, ob Neue Musik hier nicht besser aufgehoben ist als im Ghetto der Biennale.

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