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Shit Happens. Eine Szene aus dem Beitrag von Said Omar Eshaq.

© Jazam!

Comic-Anthologie „Jazam!“: Auf zu neuen Abenteuern

Seit elf Jahren gibt es die Anthologie „Jazam!“ bereits. Die aktuelle Ausgabe widmet sich dem Thema Abenteuer – und bringt eine große Neuerung.

Kiki gräbt enthusiastisch in ihrem Sandkasten. Sie hat gelesen, dass sie so nach Australien gelangen kann. Ihre Freundin Susi hält die Idee für Quatsch, doch plötzlich öffnet sich der Sandboden unter Kiki und sie stürzt hinab ins Dunkle. Ihr Abenteuer beginnt.

Mit Adrian vom Baurs Geschichte „Fauler Zauber“ beginnt Band elf von „Jazam!“, der vergangene Woche passend zum Internationalen Comic-Salon Erlangen veröffentlicht wurde. Das jährliche erscheinende Mammutwerk von Herausgebern David Koslowski, Nico Simon, Florian Steinl und Adrian vom Baur präsentiert 2016 auf 320 Vollfarbe-Seiten Comics und Illustrationen, die einen in fremden Welten entführen, zum Träumen und Nachdenken anregen oder zum Lachen bringen.

„Wir hatten anfangs überlegt, öfter als jährlich zu erscheinen. Aber wir fanden alle dieses buchartige Format sehr schön“, erinnert sich Adrian vom Baur. Dieses Mal widmen sich satte 60 Künstlerinnen und Künstler dem großen Feld des Abenteuers.

Die Anthologie hat sich längst von der Floskel des guten Überblicks über die deutsche Comicszene befreit und bietet eine der besten Sommerlektüren 2016. Die Bandbreite an Geschichten und Stilen ist enorm. Allein das von Natalie Dombois gestaltete Frontcover ist ein wahrer Hingucker. Lisa Frühbeis „Das Geschenk“ setzt auf Wachsmalkreidenoptik und versetzt einen auf diese Weise beim Lesen in die eigene Kindheit, passend zur Story.  Florian Steinl lässt in krakeligem Kritzelstil drei bekannte Figuren aus Nimmerland ein ständiges Hin- und Her der Gefühle und Allianzen aufführen, ganz im Stile von John McNaughtons Film „Wild Things“.

Andere wiederum legen großen Wert auf Detail und klaren Strich, wie „Insektenwelt“ von Till Felix und Sunny-Ray, „Erpege“ von Christiane Ebrecht oder Joachim Lipskis „Von Abenteurer zum König“. Besonders ist auch der Beitrag von Uwe Höck, der mit „Winfrid & Fränk“ dem 2005 verstorbenen Disney-Zeichner Romano Scarpa eine intertextuelle Hommage liefert. Diese Varianz setzt natürlich eine gewisse Offenheit gegenüber den unterschiedlichen optischen Präsentationen voraus, wie bei jeder Anthologie.

Das Thema wurde wie jedes Jahr per Internetumfrage ausgewählt. Doch nach zehn Jahren gibt es nun eine Neuerung: Der Band erscheint erstmals mit dem ausdrücklichen Hinweis, auch für Kinder (ab acht Jahren) geeignet zu sein. Damit reagierten die Herausgeber auf zahlreiches Feedback von Eltern und Kindern, den Band auch für die jüngere Leserschaft zugänglich zu machen.

Fauler Zauber: So beginnt der Beitrag von Jazam!-Herausgaber Adrian vom Baur.
Fauler Zauber: So beginnt der Beitrag von Jazam!-Herausgaber Adrian vom Baur.

© Jazam!

Eine gute Entscheidung, was sich auch an der Menge an interessierten Mitwirkenden zeigte. „Wir haben so viele Einsendungen bekommen wie niemals zuvor“, sagt vom Baur. Doch wer nun glaubt, die Geschichten wären kindisch oder simpel, der irrt. Die Darstellungen sind oft melancholisch, manchmal sogar schwermütig oder haben einen kleinen Twist am Ende. Fast immer gibt es einen Subtext, eine Anspielung oder ein Element, das wahrscheinlich eher Erwachsene erkennen und verstehen werden.

So schafft es „Jazam!“ mit Band elf, was so nur wenigen anderen gelingt: Ein echtes All-Ages-Buch, für alle Altersklassen spannend und unterhaltsam zum immer wieder in die Hand nehmen und Lesen.

Adrian vom Baur / David Koslowski / Nico Simon / Florian Steinl (Hg.): Jazam!, Bd. 11: Abenteuer, 320 Seiten, 20 Euro, zu bestellen unter diesem Link. Mehr von und über „Jazam!“ auf der Website der Herausgeber.

Lara Keilbart

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