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Der Detektiv und die Nazis: Bernie Gunther klärt 1936 einen Doppelmord auf
Philip Kerrs zynischer Ex-Polizist ist im ersten Band einer Comic-Adaption in der braun gefärbten Hauptstadt der Nazis unterwegs und lässt die Fäuste sprechen.
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Da ist er wieder, der legendäre Detektiv Bernie Gunther. Diesmal nicht als Protagonist eines düsteren Dreißiger-Jahre-Romans des 2018 verstorbenen britischen Autors Philip Kerr. Sondern als Comic-Held, mit starkem Strich konturiert, in einer gezeichneten Version des Romans „Feuer in Berlin“ von François Warzala (Zeichnungen) und Pierre Boisserie (Szenario).
Die Geschichte trägt sich im Jahr 1936 zu. Die Nazis haben Deutschland unter Kontrolle und bereiten die Reichshauptstadt auf die olympischen Spiele vor.
Die ersten Bilder des Comics zeigen SA-Soldaten, die antisemitische Propaganda-Plakate abhängen: Ausländische Besucher der Spiele sollten nicht mit dem Hass konfrontiert werden, den die neuen Machthaber über die jüdischen Bürger des Landes längst ausgekippt und zur Ideologie erhoben hatten.
Bernie Gunther, Ex-Polizist, der das Präsidium am Alexanderplatz verlassen hat, weil ihm diese Ideologie zuwider, soll einen mutmaßlichen Doppelmord aufklären. Er ist gut getroffen, dieser trink- und schlagfeste, schnoddrige Einzelgänger, textlich wie zeichnerisch.
Der Comic kommt schnell auf Tempo. Auch die Atmosphäre in den Farben von Marie Galopin überzeugt. Viele Braun- und Beige-Töne, wenig helle Farben: die Düsternis dieser Jahre ist stärker als noch vorhandene Feierfreude der Berliner. Auf den nächsten Band der Trilogie darf man gespannt sein.
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