
© Splitter-Verlag
Die besten Comics des Quartals: Neo-Western führt Kritiker-Auswahl an
Alle drei Monate wählen 30 deutschsprachige Comic-Kritiker die aus ihrer Sicht besten Neuerscheinungen der Saison. Hier die Liste der zehn aktuellen Favoriten.
Stand:
Der einstige Wild-West-Revolverheld Cole Hupp, besser bekannt als Red Dust, hat sich in den 1930er Jahren unter falschem Namen in eine Holzhütte in Kalifornien zurückgezogen. Eines Tages macht eine junge Bibliothekarin den alten Mann, der von der Justiz wegen Mordes gesucht wird, ausfindig. Sie bringt ihm beunruhigende Nachrichten, die ein wichtiges Kapitel seiner Vergangenheit betreffen. Gemeinsam machen sie sich in einem klapprigen Ford A auf eine Reise durch mehrere Staaten des Wilden Westens in Richtung Wyoming, dicht gefolgt von den Geistern der Vergangenheit.
Der belgische Künstler Romain Renard („Melvile“) taucht mit seinem Neo-Western-Thriller „Wiedersehen mit Comanche“ tief in die Geschichte der USA ein – und in die des europäischen Comics. Sein Album ist eine Hommage an die 70er-Jahre-Westernserie „Comanche“ von Hermann Huppen und Michel Louis Albert Régnier alias Greg.
Im Oktober ist „Wiedersehen mit Comanche“ im Splitter-Verlag auf Deutsch erschienen, jetzt hat eine Jury aus 30 deutschsprachigen Comic-Kritikerinnen und -Kritikern das Album zum besten Comic des Quartals gewählt. Der Tagesspiegel präsentiert die Comic-Bestenliste in Kooperation mit dem RBB-Sender Radio 3, der Fachzeitschrift „BuchMarkt“ und der Website Comic.de.

© Splitter-Verlag
1 Romain Renard: „Wiedersehen mit Comanche“
Renards Comic ist im französischen Original bereits 2024 erschienen, Anfang 2025 wurde er beim Comicfestival von Angoulême als bester Krimi ausgezeichnet. Der Autor huldigt darin den Mythen und Stereotypen des Wilden Westens und dekonstruiert sie zugleich, unter anderem durch kritische Kommentare zum Umgang der weißen Siedler mit der nordamerikanischen Urbevölkerung.

© Splitter-Verlag
„Wiedersehen mit Comanche“ zeichnet sich neben einer spannenden, mit fantastischen Elementen angereicherten Rachegeschichte auch durch beeindruckende, in Schwarz-Weiß gehaltene Bildfolgen aus, die gut zur düsteren Stimmung der Erzählung passen. Seine fotorealistisch gestalteten Landschaftsbilder sind von starken Kontrasten geprägt, viele Szenen spielen in der Abenddämmerung.

© Splitter-Verlag
2 Melanie Garanin: „Mein Freund Rilke“
Auf den zweiten Platz wurde die künstlerische Auseinandersetzung mit einem Schriftsteller gewählt, dessen Geburtstag sich gerade zum 150. Mal jährte: „Mein Freund Rilke“ von Melanie Garanin. Die Berliner Comiczeichnerin versetzt den Dichter anlässlich des Jubiläums in das Jahr 2025. „Ein kluges Aufeinandertreffen von Wirklichkeit und Fiktion“, urteilte Birte Förster in ihrer Rezension des Buches im Tagesspiegel.

© Carlsen Comics
3 Fabcaro und Didier Conrad: „Asterix in Lusitanien“
Das aktuelle Album einer Klassiker-Reihe kam auf Platz drei: „Asterix in Lusitanien“ von Zeichner Didier Conrad und Szenarist Fabrice Caro, besser bekannt als Fabcaro. „Eine liebevolle Fortsetzung der traditionsreichen Reihe“, schrieb Tagesspiegel-Kulturredakteurin Nadine Lange in ihrer Besprechung des 41. Albums der traditionsreichen Marke.

© dpa/LES ÉDITIONS ALBERT RENÉ
4 Manfred Sommer: „Frank Cappa“
Auf Platz vier wählte die Jury die kürzlich beim Berliner Avant-Verlag veröffentlichte Gesamtausgabe einer spanischen Comicreihe aus den 1980er Jahren: „Frank Cappa“. Im Zentrum der Geschichten des Zeichners Manfred Sommer steht ein fiktiver Kriegsfotograf. Vor dem Hintergrund von dessen Abenteuern reflektiert Sommer Themen wie Krieg, Medienethik und soziale Fragen.

© avant
5 Bianca Schaalburg: „Emma und Amir“
Ein politisch aufgeladener Thriller mit komödiantischen Elementen kam auf Platz fünf: „Emma und Amir“ von Bianca Schaalburg. Virtuos kombiniert die für ihr autobiografisches Werk „Der Duft der Kiefern“ bekannte Berliner Comiczeichnerin darin Krimi- und Agententhriller-Elemente, Screwball-Comedy-Einlagen, politisches Drama, Romanze, tagespolitische Kommentare, Medienkritik und Bezüge zur Zeitgeschichte. Hier gibt es die Tagesspiegel-Rezension.

© Jacoby & Stuart
6 Ulf K.: „Die fantastischen Geschichten der Frederike Fabula: Der Schlaf der Kutula“
Auf den sechsten Platz wählte die Jury einen Kindercomic: „Die fantastischen Geschichten der Frederike Fabula: Der Schlaf der Kutula“ des Zeichners Ulf Keyenburg, besser bekannt als Ulf K. Hauptfigur der neuen Reihe für Erstleserinnen und Erstleser ab sechs Jahren ist ein junges Mädchen, das auf dem Weg zur Schule in ein fantastisches Abenteuer verwickelt wird, in dem es unter anderem auch um die Rettung der Meere geht.

© Kibitz
7 David Mazzucchelli, Lorenzo Mattotti, Paul Auster, Paul Karasik: „New-York-Trilogie“
Ein Sammelband mit drei Comic-Adaptionen von Paul-Auster-Romanen kam auf Platz sieben: „New-York-Trilogie“. Neben der 1994 von Paul Karasik und David Mazzucchelli geschaffenen Adaption von „Stadt aus Glas“ enthält der Band auch die Detektivgeschichten „Schlagschatten“ mit Illustrationen von Lorenzo Mattotti und „Hinter verschlossenen Türen“, adaptiert und gezeichnet von Paul Karasik.

© reprodukt
8 Moritz Stetter: „Die Knef“
Die Comic-Biografie „Die Knef“ von Moritz Stetter wurde auf Platz acht gewählt. Darin zeichnet der für biografische Arbeiten sowie das außergewöhnliche Comic-Projekt „Wie geht es Dir?“ zu den Folgen des 7. Oktober 2023 bekannte Hamburger Zeichner Moritz Stetter die Lebensgeschichte der Sängerin („Für mich soll’s rote Rosen regnen“), Schauspielerin und Schriftstellerin zwischen Deutschland und den USA nach.

© Carlsen
9 Akira Toriyama: „Dr. Slump“
Der einzige Manga der aktuellen Quartalsauswahl ist die Neuauflage der 1980er-Jahre-Comedyserie „Dr. Slump“ bei Carlsen. Die Reihe des vor allem durch „Dragon Ball“ bekannten Mangaka Akira Toriyama handelt von einem Wissenschaftler, der ein Robotermädchen erschafft, das Superkräfte hat, aber schwer unter Kontrolle zu bringen ist.

© Carlsen
10 Marc-Uwe Kling und Bernd Kissel: „Elon & Jeff on Mars“
Auf Platz zehn kam eine weitere deutsche Eigenproduktion: „Elon & Jeff on Mars“ von Marc-Uwe Kling (Szenario) und Bernd Kissel (Zeichnungen). Das Album ist ein Ableger der populären „Känguru-Comics“, in dem die beiden durchgedrehten Multimilliardäre Elon Dusk und Jeff Jezos als Nebenfiguren auftauchten. Eine Rezension der sehr gelungenen Satire gibt es in Kürze auf den Tagesspiegel-Comicseiten.

© Carlsen
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: