
"Untergetaucht" von Xavier Coste: Mit Schlagseite
Xavier Coste erzählt in "Untergetaucht" eine Räuberpistole aus dem Jahre 1910. Der französische Autor und Zeichner kann sich aber nicht wirklich zwischen Noir-Krimi und Südsee-Abenteuer entscheiden.
1910, Paris leidet unter einem Jahrhundert-Hochwasser. Ruderboote kreuzen unterm Eiffelturm, Züge stecken in den Fluten fest, Häuser versinken in der Seine. „Fast wie Venedig“, scherzt Agatha, als sie mit ihrem Freund Eddie durch die zu Kanälen gewordenen Straßen treibt.
Doch der Scherz ist ein bitterer. Eddy hat Spielschulden, wird von Gangstern gejagt, schickt seine Freundin auf den Strich und ist auch ansonsten eher wenig der fürsorgliche und umsichtige Typ. Also plant er, um seine Geldprobleme zu lösen, einen Bankraub, für den er seine Freundin einspannt und der natürlich nicht so läuft wie geplant.
Der französische Autor und Zeichner Xavier Coste, der vor zwei Jahren mit seiner Egon-Schiele-Biografie „Ein exzessives Leben“ debütierte, hat sich für seinen neuen Comic „Untergetaucht“ sehr frei bei der Biografie des irischen Jahrhundertwende-Gangsters Eddie Guerin bedient. Dessen größter Coup war ein Einbruch bei American Express, wo der Autor nun seinen Eddie Diver einsteigen lässt.
Die Zeichnungen sind ähnlich unentschlossen wie die Handlung
Doch in der Geschichte wirkt vieles konstruiert, die Figuren handeln wenig glaubwürdig und schlussendlich kann sich Coste auch nicht entscheiden, ob er lieber einen urbanen Noir-Krimi oder eine klassische Abenteuergeschichte schreiben möchte. Denn nach der Verbannung aus Paris verlagert sich die Handlung in die Südsee: Flucht vor Indianern, Floßbau und Kampf gegen Haie inklusive. Oder steht vielleicht doch das Beziehungsdrama im Vordergrund?

Und auch optisch zerfasert das Werk etwas. Mal sind die Striche breit, die Wasserfarben kräftig, mal sehen die Gesichter aus wie fein durchgepauste Fotos und die Farben lösen sich auf wie die anfängliche Spannung im Plot.
Xavier Coste: „Untergetaucht“, Knesebeck, 72 Seiten, 22 Euro