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Klassischer Held: Zorro bei der Arbeit.

© Illustration: Toth/Classic Heroes

Comic-Klassiker: Tagsüber Weichei, nachts Rächer

Seine „Zorro“-Geschichten gelten als Meilensteine des Comic. Jetzt kann man Alex Toths meisterhaften Strich in einer Neuauflage wiederentdecken.

Alex Toth gilt selbst in Amerika als „Artist’s Artist“, als jemand, der nur von Insidern gewürdigt wird. Das ist natürlich ungerecht, denn zumindest in den späten 50er Jahren waren Toths „Zorro“-Comics ein weltweiter Erfolg, der sogar in Deutschland in frühen „Mickyvision“- und „Micky Maus“-Heften lief. Leider allzu oft gekürzt, schlecht übersetzt und mit umgestellten Panels, die Zeiten waren eben so.

Der kleine Fan-Verlag Classic Heroes hat nun diesen bisher ungehobenen Schatz entdeckt und veröffentlicht ihn in insgesamt sechs Hardcover-Bänden, komplett restauriert und neu übersetzt.

Zorros Ursprungsgeschichte – tagsüber das Weichei Don Diego de la Vega, nachts der Rächer der Unterdrückten – stammt aus dem Jahr 1919, sie gilt als eine der Vorlagen für viele klassische Superhelden vom Schlage eines Batman. Es gab Kinoverfilmungen etwa mit Douglas Fairbanks, Tyrone Power, Alain Delon und zuletzt Antonio Banderas in der Titelrolle.

Aber Toths Comicversion basiert auf der Disney-TV-Serie. Entsprechend dünn fällt da auch die Story aus, die Leser damals waren Kinder und durften nicht geistig überfordert werden.

Toth ist ein Comic-Künstler ganz vom alten Schlag, niemand kauft diese Bände, weil die Storys so toll sind. Aber sein meisterhafter Strich ist auch heute sehenswert: Er reduziert ihn auf das Wesentliche, seine Panels bekommen Tiefe durch die kontrastreiche Verwendung von großen hellen und dunklen Flächen, in späteren Arbeiten schraffiert er auch gerne.

Das wird in der deutschen Version durch die Bonbonfarben überdeckt. Aber alleine schon der Mut, eine Toth-Reihe zu starten, sollte belohnt werden. 

Alex Toth: Zorro, aus dem amerikanischen Englisch von Alex Padur. Lehmann Verlag Classic Heroes, Altenstadt 2011. 40 Seiten, 12,95 Euro. Mehr unter diesem Link.

(Der Text wurde zuerst in der aktuellen Ausgabe der Berliner Stadtzeitschrift zitty veröffentlicht - wir danken für die freundliche Genehmigung zur Zweitveröffentlichung)

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