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Von historischen Bilderbögen bis Garfield: Grimmwelt Kassel zeigt Tiere im Comic
Donald Duck und Micky Maus, „Krazy Kat“ und „Trip mit Tropf“: Eine neue Ausstellung analysiert die Rolle von Tierfiguren in Bildgeschichten.
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Die Bremer Stadtmusikanten, der gestiefelte Kater und der böse Wolf: Grimms Märchen wären ohne tierische Charaktere nur schwer vorstellbar – ebenso wie eine Vielzahl von Comics, bei denen Donald Duck, Micky Maus und Garfield zu den bekanntesten Figuren zählen.
Mit der Sonderausstellung „Ich, das Tier. Vom bösen Wolf bis Donald Duck – Tiere im Comic“ zeigt die Grimmwelt Kassel die große Bandbreite von Tierfiguren in Bildgeschichten. Die Ausstellung wurde am Freitag eröffnet und ist bis zum 12. April 2026 zu sehen.
„Es ist verblüffend, wie wenig sich bislang die Literatur- und Kunstgeschichte mit dem Motiv des vermenschlichten Tiers im Comic beschäftigt hat“, sagte Kurator Alexander Braun, der sich seit 2008 verstärkt der musealen Vermittlung des Mediums Comic widmet, bei der Präsentation der Ausstellung am Freitag.

© GRIMMWELT Kassel, Foto: Nicolas Wefers
Eine ganze Traditionslinie von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) über den französischen Schriftsteller Jean de La Fontaine (1621-1695) bis zurück zum antiken Dichter Aesop kenne die Literaturform der Fabel oder volkstümlichen Märchendichtung. „Der Comic des 20. und 21. Jahrhunderts ist diesbezüglich die Quintessenz, ein gigantisches finales Feuerwerk.“
Das „Feuerwerk“ an tierischen Bilderzählungen, das Alexander Braun für die Ausstellung ausgewählt hat, reicht vom 130 Jahre alten Bilderbogen, der eher als illustrierte Geschichte zu verstehen ist, über erste Comic-Strips aus US-Tageszeitungen bis zur zeitgenössischen Comic-Kunst.
„Sie sind Helden oder Antihelden, Gegenspieler oder Helfer, treue Gefährten oder verwunschene Menschen“, heißt es in der Ausstellungsankündigung zur Bedeutung von Tierfiguren im Comic. „Ihre Darstellungen dienen oft als Projektionsfläche menschlicher Eigenschaften, Gefühle und Gedanken, Sehnsüchte, Ängste und Wertvorstellungen.“ Erzählstoffe mit menschenähnlichen Tiergestalten seien eine Einladung, „über das reale, alltägliche Zusammenleben von Mensch und Tier nachzudenken.“

© Grimmwelt
Insgesamt umfasst die Schau rund 200 Originale, darunter auch Raritäten wie Skizzen und Zeichnungen von Carl Barks (1901-2000), der als Erfinder wesentlicher Elemente von Donald Duck und Entenhausen gilt, sowie bildgewaltige Interpretationen des Märchens Rotkäppchen aus dem 19. Jahrhundert.
Zu den aktuellen Comics, die in der Ausstellung vertreten sind, zählt unter anderem die Reihe „Fables“, die der US-Autor und Zeichner Bill Willingham zusammen mit dem Briten Mark Buckingham und anderen Künstlern zwischen 2002 und 2015 geschaffen hat.

© Grimmwelt
Aus der deutschen Comicszene ist unter anderem Josephine Mark in der Ausstellung vertreten. Es gibt Zeichnungen aus ihrem Comic „Trip mit Tropf“ zu sehen, am 20. November ist sie in der Grimmwelt zu Gast und liest aus ihrem Buch. Ralf König ist ebenfalls mit einigen Arbeiten vertreten.
Kreatives Programm für Kinder
„Die Ausstellung bietet Gelegenheiten, sprichwörtlich gewordene Zuschreibungen zu reflektieren, unterschiedliche Positionen zu Mensch-Tier-Verhältnissen kennenzulernen, zahlreichen Tierfiguren aus der Comicwelt zu begegnen, eigene Comics zu gestalten und sich selbst in ein Tier zu verwandeln“, heißt es in der Ankündigung.
Für Kinder gibt es zudem die kostenlose Publikation „Rätselspur“, die zur kreativen Auseinandersetzung mit der Welt der Comics und märchenhaften Tiergestalten einlade. Gestaltet wurde sie von der Cartoonistin Nadine Redlich.
Der Kurator der Ausstellung, Alexander Braun, ist bildender Künstler und promovierter Kunsthistoriker. Er hat sich in den vergangenen zehn Jahren einen Namen gemacht als einer der versiertesten deutschen Kenner und Ausstellungsmacher zur Geschichte des Comics und verwandter Kunstformen.

© Norbert Miguletz
Braun hat unter anderem diese Ausstellungen und die dazugehörigen Bildbände erarbeitet, die sich neben vielen Originaldokumenten durch kluge und unterhaltsam zu lesende Texte zu den jeweiligen Themen auszeichnen: „Das Jahrhundert der Comics“, „Winsor McCay“, „Going West“, „Horror im Comic“, „Will Eisner – Graphic Novel Godfather“ und „Katzenjammer: The Katzenjammer Kids – Der älteste Comic der Welt“.
2016 kuratierte Braun für die Schirn-Kunsthalle in Frankfurt am Main die Ausstellung „Pioniere des Comic“. Zudem war er 2017 Co-Kurator der in der Bundeskunsthalle in Bonn gezeigten Ausstellung „Comics! Mangas! Graphic Novels!“.
2015 erhielt Braun als erster Deutscher die höchste Ehrung der US-Comicindustrie, einen Eisner-Award, für die Gesamtausgabe der Comicstrip-Reihe „Little Nemo“. 2020 bekam er seinen zweiten Eisner-Award in der Kategorie „Best Archival Collection/Project–Strips“ – also für die beste Neuausgabe eines historischen Comics – für seine Gesamtausgabe der Comicreihe „Krazy Kat“ von George Herriman im Taschen-Verlag.
Seit 2019 kuratiert er Ausstellungen für den „schauraum: comic + cartoon“ in seiner Geburtsstadt Dortmund. Dort waren von ihm bislang unter anderem die Ausstellungen „Die Simpsons – Gelber wird’s nicht: 35 Jahre Simpsons, 70 Jahre Matt Groening“ sowie „Black Comics – Vom Kolonialismus zum Black Panther“ zu sehen. (epd/lvt)
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