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Carl Barks’ gesammelte Werke erscheinen auf Deutsch im Berliner Egmont-Verlag, unter anderem in der Entenhausen-Edition.

© Egmont Ehapa Media/Disney / Bearbeitung Tagesspiegel

25. Todestag des Comiczeichners Carl Barks: Der Shakespeare des Enten-Universums

Lange Zeit blieb Carl Barks (1901 – 2000) hinter der Über-Marke „Walt Disney“ fast unsichtbar. Erst spät wurde sein Erzähl- und Zeichen-Genie bekannt.

Von Guido Bee

Stand:

Der Vater von Donald Duck ist für viele immer noch Walt Disney. Doch Disneys Anteil an Donalds Werdegang ist überschaubar: Er produzierte lediglich die Filme, in denen der berühmte Erpel seine ersten Auftritte hatte. Einen festen Platz im allgemeinen Bewusstsein hat Donald heute vor allem als Comicfigur.

Sein Erfolg in dieser Kunstform ist vor allem einem zu verdanken: dem Zeichner und Texter Carl Barks, der vor 25 Jahren, am 25. August 2000, 99-jährig starb.

Der 1901 geborene Barks wuchs als Sohn eines Farmers im US-Bundesstaat Oregon auf. Er schlug sich als Hilfsarbeiter durch, bevor er als Zeichner für verschiedene Zeitungen arbeitete.

Carl Barks 1982 beim Signieren auf der San Diego Comic Con.

© Alan Light

1935 gelang ihm eine Anstellung beim Disney-Studio, wo man sein Talent erkannte und ihn nach kurzer Zeit in die Abteilung für Geschichten-Entwicklung versetzte. Hier arbeitete er in den folgenden Jahren fast ausschließlich an Kurzfilmen mit Donald Duck.

Dabei sorgte er 1938 für den ersten Auftritt von Donalds Neffen Tick, Trick und Track (im Original: Huey, Dewey und Louie) und 1940 für das Debüt von Donalds Freundin Daisy.

1942 kündigte Barks bei Disney, um fortan als Comiczeichner zu arbeiten – wiederum mit Donald Duck als Hauptfigur. Donald war schon seit 1936 in Zeitungscomics präsent, die aber nie mehr als vier Bilder umfassten.

Barks' Aufgabe war nun, ihn in längeren Geschichten auftreten zu lassen – und er löste sie mit Bravour. Dabei legte er eine erstaunliche Produktivität an den Tag: In seinen 24 Jahren als Duck-Zeichner war er nach neueren Auflistungen an 850 Comics beteiligt.

Begnadeter Erzähler

Barks war ein begnadeter Erzähler, der eine Vielzahl von unvergesslichen Geschichten schuf. Er erfand die bis heute wichtigsten Figuren aus Donalds Umfeld: den ebenso reichen wie geizigen Onkel Dagobert (Scrooge McDuck, 1947), Donalds Nebenbuhler Gustav Gans (Gladstone Gander, 1947), die Panzerknackerbande (Beagle Boys, 1951), den genialen Erfinder Daniel Düsentrieb (Gyro Gearloose, 1952) und die Hexe Gundel Gaukeley (Magica de Spell, 1961).

Spielten die ersten Geschichten noch in Burbanks, dem Sitz der Disney-Studios, verlegte Barks sie schon 1944 in die von ihm erfundene Stadt Entenhausen (Duckburg), einen Ort, der es im Hinblick auf seine mythische Bedeutung durchaus mit Atlantis aufnehmen kann.

Auffällig ist die von ihm betriebene Verfeinerung seiner Hauptcharaktere: War der Donald der Filme noch ein einfältiger Wüterich, avancierte er in Barks' Comics zu einem liebenswerten Pechvogel. Donalds Neffen, die in den Filmen und Zeitungs-Strips als ungezogene Rabauken auftreten, machte Barks zu ebenso klugen wie wohlerzogenen Kindern, mit denen sich kleine Leser identifizieren können.

Im Duck-Universum

Der in den ersten Geschichten noch sehr garstige und unsympathische Dagobert wurde nach und nach – wohldosiert – mit auch warmherzigen Zügen ausgestattet.

Manchmal denke ich, dass ich wohl etwas Besonderes gemacht habe; vielleicht sogar etwas, das beinahe Kunst war.

Carl Barks

Barks' Bedeutung für das Duck-Universum kann gar nicht überschätzt werden. Für diese bis heute aus der Populärkultur nicht wegzudenkende Comic-Reihe war er ungefähr so wichtig wie Shakespeare für die Geschichte des Dramas.

Lange Zeit war Carl Barks – hier ein weiterer Sammelband seiner Werke bei Egmont – nur als „der gute Zeichner“ bekannt.

© Egmont

Aber Barks war nicht nur ein großer Erzähler, sondern auch ein vollendeter Zeichner, der die Bewegungsabläufe seiner Figuren wie deren Mimik perfekt ins Bild setzen konnte. Den aufmerksamen Lesern blieb das nicht verborgen; aber da die Donald-Comics jener Jahre als Autorenvermerk nur die Marke „Walt Disney“ trugen, sprach man von ihm nur als dem „guten Zeichner“.

1966 ging Barks in den Ruhestand, malte aber ab 1971 noch mehr als 100 Ölbilder von Mitgliedern der Duck-Familie.

Mittlerweile war sein Name bekannt geworden, und wenn er sich nun auch mit Bergen von Fanpost konfrontiert sah, versüßte ihm die überall sichtbare Anerkennung seines Schaffens seinen langen Lebensabend.

Aus heutiger Sicht unterschätzte er sich dennoch gewaltig, wenn er seine Lebensleistung einmal wie folgt charakterisierte: „Manchmal denke ich, dass ich wohl etwas Besonderes gemacht habe; vielleicht sogar etwas, das beinahe Kunst war.“ (KNA)

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