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Zeichnerin Frauke Berger: „Es wäre schön, wenn Comics im Buchladen mehr als nur zwei Regalbretter abbekämen“
Frauke Berger hat gerade die vierbändige Albenreihe „Das Schiff der verlorenen Kinder“ abgeschlossen. Im Tagesspiegel-Fragebogen gibt die Zeichnerin Einblicke in ihre Arbeit.
Stand:
Wer hat Sie künstlerisch geprägt? Welche Werke von Kolleginnen und Kollegen gefallen Ihnen besonders? Was empfehlen Sie Comic-Einsteigern? Im Tagesspiegel-Fragebogen geben Zeichnerinnen und Zeichner Einblicke in ihre Arbeit und in ihre Leidenschaft für die Kunstform. Heute: Frau Berger, von deren zusammen mit dem Autor Boris Koch geschaffener Reihe „Das Schiff der verlorenen Kinder“ gerade der Abschlussband veröffentlicht wurde.
1. Was kommt bei Ihrer Arbeit zuerst: Worte oder Bilder?
Bilder. Ich bin mit Worten furchtbar langsam, Bilder sind einfacher – auch neue Ideen oder Konzepte skizziere ich lieber, als dass ich sie schriftlich formuliere.
2. Hören Sie beim Zeichnen Musik, und wie beeinflusst Sie das?
Meistens Soundtracks von Spielen oder Filmen. Wenn ich müde werde oder die Zeit drängt, gerne aber auch einfach etwas treibendes – passenderweise zeichne ich dann auch tatsächlich schneller.
3. Was essen oder trinken Sie am liebsten bei der Arbeit?
Im Idealfall nichts, wenn es hakt, gibt es aber auch mal eine Kaffee- und Schokoladenpause.
4. Angenommen, Ihre Wohnung brennt: Welche Comics würden Sie auf jeden Fall aus Ihrem Regal retten?
Wahrscheinlich die teuren Deluxe Sammelbände von „Berserk“ (auf welche ich noch spare).
5. Welche Zeichner/innen und Autor/innen waren für Ihre eigene Entwicklung die prägendsten?
Eine ziemlich wilde Mischung: Anfangs Arina Tanemura, dann Alessandro Barbucci und Chris Riddell sowie Moebius. Momentan mag ich sehr, wie berührend Tsukumizu surreale Geschichten erzählt oder wie Shinichi Sakamoto mit visuellen Metaphern spielt.
6. Welchen Comic würden Sie jemandem empfehlen, der sonst eigentlich keine Comics liest?
Da ich schon öfter ins Fettnäpfchen getreten bin, habe ich da keine allgemeine Antwort – bei meinem Partner hat es letztendlich mit „Malcolm Max“ geklappt.
7. Glauben Sie, dass die Kunstform Comic aktuell die Aufmerksamkeit hat, die sie verdient?
Generell finde ich es toll, dass es bei den Manga und Webtoons so gut läuft und auch die Auswahl für Kinder im Comicbereich bei uns immer vielfältiger wird. Aber es wäre auch schön, wenn Comics im Buchladen eines Tages mehr als nur zwei Regalbretter abbekämen.

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8. Welche zeitgenössischen Comiczeichner/ innen verdienten mehr Aufmerksamkeit, als sie sie im Moment haben?
Gerade freue ich mich riesig, dass „Bibliomania“ von Macchiro und orval endlich auch auf Deutsch erscheinen wird. Bei Yumiko Shirai wäre es auch ganz fantastisch, wenn ihre Werke einem größeren Publikum zugänglich wären.
9. Wenn Sie einen hoch dotierten Preis für das Comic-Lebenswerk zu vergeben hätten, wer würde ihn bekommen?
„Berserk“ -Schöpfer Kentaro Miura.
10. Wie würden Sie einem Blinden beschreiben, was das Besondere an Ihren Comics ist?
Ein bisschen seltsam, ein bisschen süß und ziemlich bunt.
11. Woran arbeiten Sie derzeit, wenn Sie nicht gerade Fragebogen ausfüllen?
Ich sitze an einem Comic-Storyboard .

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12. Wieso würden Sie einem jungen Menschen raten, Comic-Autor/in zu werden – und wieso würden Sie ihm oder ihr davon abraten?
Ich würde raten einfach loszulegen, aber auch über den Tellerrand zu gucken: Es gibt viele Möglichkeiten Kreativität ins Arbeitsleben zu integrieren.
13. Wie fühlt es sich für Sie an, Ihre Zeichnungen als gedruckte Bücher in der Hand zu halten?
Einerseits ist es toll, die Zeichnung gedruckt und gebunden in den Händen zu halten oder sogar in der Buchhandlung zu entdecken. Andererseits brauche ich auch etwas, bis ich mich traue die Seiten noch einmal anzugucken.
14. Welche Noten hatten Sie im Kunstunterricht?
In der Unterstufe fand ich die Aufgaben ziemlich langweilig, später wurde es spannender – das spiegelte sich dann auch in meinen Noten wider.
15. Was können Sie überhaupt nicht zeichnen?
Autos und Tiere – wenn sie ansatzweise realistisch aussehen sollen und nicht fliegen oder Feuer speien.
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