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Kultur: Da hoppelt ja was!

OPER

Wenn irgendwo in Deutschland Werke von Hans Pfitzner angesetzt werden, dann hat oft Rolf Reuter, bis 1993 Generalmusikdirektor der Komischen Oper, seine Hände mit im Spiel. Und richtig: Einer bemerkenswerten Initiative junger Studierender der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ und der UdK Berlin steht Reuter als musikalischer Mentor bei. Matthias Ehm und Franziska Bill (beide Regie) nämlich haben es sich in den Kopf gesetzt, Pfitzners Spieloper „Das Christ-Elflein“ , seit 1933 in Berlin nicht mehr gezeigt, auf die Bühne zu bringen. Die Studenten (unter der musikalischen Leitung von Ulrich Metzger) bewältigen glücklich die Gratwanderung zwischen Kunst und Kitsch, so dass die Musik des Modernisten wider Willen durchaus anzurühren vermag. In ihrem Mut zum Ausdruck allerdings wären sie noch zu bestärken – wenigstens da, wo bei Pfitzner unter spätromantischem Schneckenschleim bereits die Fratze lauert.

Wo es vielmehr einer reflektierten Naivität bedurft hätte, entschied sich die Regie unseligerweise ganz und gar fürs Weihnachtsmärchen. Wer friert, reibt sich die klammen Finger, das Elflein (Yvonne Friedli) hoppelt neckisch durch den Winterwald und der Tannengreis (Hyeong-Joon Ha) stakst holzbeinig in seinem Faschingskostüm hinterdrein. Dabei singen gerade diese beiden Studenten äußerst respektabel und mit viel innerer Beteiligung. Mit dem unfreiwillig parodistischen Ballett der Tannenjunker und Elfen im ersten und der Schlussapotheose mit Engeln im zweiten Akt (Ballettschule Neuenhagen) landete der Abend dann leider vollends im Familienkitsch.

Jens Knorr

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