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Der New Yorker Musiker Sinkane.

© Adam Tetzloff

Sinkane live in Berlin: Das grenzenlose Lächeln

Sinkane ging beim Konzert in der Berliner Volksbühne mit seiner Band auf einen rauschenden Groovetrip.

Wer trotz des schönen Wetters am Wochenende noch immer nicht seine Winterdepression überwunden hat oder wegen der unsäglichen Vorhand schlecht draufgekommen ist, für den kommt hier die Rettung: Sinkane. Das ist nicht der Name eines Aufputschmittels, sondern ein kleines musikalisches Wunder aus New York, das sofort die Stimmung hebt und bei richtiger Anwendung jeden im hohen Bogen aus der Verzweiflung katapultiert.

Ahmed Gallab, wie Sinkane abseits der Bühne heißt, kam im Sudan zur Welt und floh als Fünfjähriger mit seiner Familie in die USA. Später war der Multiinstrumentalist zunächst als Schlagzeuger für Caribou, Of Montreal und Yeasayer unterwegs. Deren Experimentierfreude stachelte ihn offenbar an, sodass er sich für eine Solokarriere entschied und mittlerweile vier Alben aufgenommen hat, die bei aller Eingängigkeit immer vielschichtiger wurden.

Ursprünglich an Hip-Hop und Hardcore-Punk interessiert, eignete sich Sinkane ein großes popmusikalisches Wissen an, das ihm heute erlaubt, über alle Stilgrenzen hinweg erstaunliche Verbindungen herzustellen. In seinen Songs mischen sich die luftigen Gitarren und synkopierten Schlagmuster des Afro-Pop mit psychedelischem Krautrock, 70s-Funk, Disco, R’n’B, Reggae, Country, Soul und Elektro-Tüftelkram ganz selbstverständlich zu einem harmonischen Gesamtbild, das trotz der unterschiedlichen Herkunft seiner Sounds und Rhythmen stets vertraut klingt.

Funkelnde Gitarrensoli

Das neue Album „Life & Livin’ It“ hört sich stellenweise an, als habe sich Fela Kuti zu einer lockeren Jam-Session mit George Clinton getroffen. Passend dazu wird beim Auftritt in der Volksbühne das Leben mit einem rauschenden Groovetrip gefeiert. Die Begeisterung und Spielfreude der Musiker übertragen sich schnell auf das Publikum. Ein grenzenloses Lächeln zeichnet sich auf den Gesichtern im Publikum ab, wenn der 32-jährige Bandleader, mit seinem großen Hut unschwer als Chef auf der Bühne zu erkennen, lässig gedämpfte Licks oder funkelnde Soli hervorzaubert, während seine sieben Mitmusiker einen entfesselten Funk-Sound spielen.

Herausragend ist das Zusammenspiel von Bassist und Schlagzeuger, die den herrlich schaukelnden Rhythmus bündeln. Ergänzt wird das Ganze von zwei Bläsern, zischelnden Space-Funk-Keyboards und einer flirrenden Psychedelic-Gitarre, die Prince und Eddie Hazel gleichermaßen Ehre erweist. Neu in der Band ist eine Backgroundsängerin, deren kräftige Gospelstimme immer wieder in den Vordergrund tritt, während Gallabs Falsettgesang den Songs eine elegante Retro-Note verleiht.

70 Minuten dauert die vergnügliche Party, die von „Telephone“ bis „How We Be“ alle heimlichen Hits enthält und den großen Schüttelgroove mit dem Wissen vereint, dass es eine andere und bessere Welt gibt. Man kann sie sogar berühren, wenn man nur seinen Geist rein hält. That’s Soul! Kein dumpfes Abklatschen, sondern der erfrischende Brodelsound eines Außenseiters, der mit seiner grenzenlosen Musik die Welt umarmt, bis auch der letzte Brummschädel im fröhlichen Nirvana des Hüftwiegens und Zehenwackelns gelandet ist.

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