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Kultur: "Das Monument": Einstürzende Denkmäler

Hier ist Eindeutigkeit angesagt. Das mühsam errichtete Monument aus Felsbrocken stürzt ein - wir verstehen: Die Vergebung ist gescheitert.

Hier ist Eindeutigkeit angesagt. Das mühsam errichtete Monument aus Felsbrocken stürzt ein - wir verstehen: Die Vergebung ist gescheitert. Theateraufführungen, die Botschaften verkünden, haben noch nie überzeugt. Da bleibt ein fader Nachgeschmack. Hier auch. Als deutsche Erstaufführung unter der Regie von Peggy Lukac zeigen die Berliner Sophiensäle jetzt "Das Monument", ein Stück der kanadischen Autorin Colleen Wagner.

Mit Bildern wie dem geschilderten unterstreicht die seit langem in Berlin arbeitende Regisseurin den Hang des Textes zur moralisierenden Ausstellung bekannter Verhältnisse. Ein Kriegsverbrecher und Vergewaltiger begegnet kurz vor seiner Hinrichtung einer weiblichen Retterfigur. Die Inszenierung dieses Plots gerät belehrend, weil weder Lukac noch der Text einen entscheidend neuen Blick etwa auf die Psychologie von Schwerstverbrechern bieten. Dass Schlächter dieser Kategorie oftmals sehr sensible Seiten besitzen - ein zwar prekäres, doch vertrautes schizophrenes Profil. Dass Vergebung gegenüber solchen Menschen ein schwieriger, problematischer Akt ist - ein bekanntes Muster.

Klar, nicht alles, was neu ist, ist besser. Aber die Sicht auf das Bekannte kognitiv nicht um neue Wahrnehmungen zu bereichern: auch problematisch. Oder einfach zu uninteressant. Allerdings: Miriam Goldschmidt als die vermeintliche Retterin verleiht ihrer Figur eine virtuose Bühnenpräsenz. Da paart sich biblischer Furor mit einer lässigen Komik der Verachtung. Und dem Mörder Robert Seethalers sind die Verbrechen buchstäblich in die Körper-Seele gebrannt: Nervöse Blitze durchzucken sein Spiel. Die ein oder andere Regieidee und das Alltägliche der Sprache des Mörders brechen zwar bisweilen das Pathos der Aufführung. Aber, ach, das Moralin will so recht nicht weichen.

Alexander Haas

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