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Der polnische Dirigent Krzysztof Urbański.

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Krzysztof Urbański in Berlin: Das Wasser der Moldau streicheln

Der polnische Dirigent Krzysztof Urbański gibt ein beeindruckendes Debüt am Pult der Berliner Philharmoniker.

Leise murmeln die Quellen in den Flöten und Klarinetten, und Bedřich Smetanas „Moldau“ fließt. Ein Programm mit tschechischer Musik nimmt seinen Lauf, das der polnische Dirigent Krzysztof Urbański, geboren 1982, sich für seinen Einstand am Pult der Berliner Philharmoniker ausgewählt hat. Kein Zweifel, dass der junge Musiker jenseits des Taktschlagens über eine technisch außergewöhnliche Dirigierbegabung verfügt. Einladungen führen ihn schon jetzt zum Philharmonic Orchestra London, zum Chicago Symphony Orchestra und zu den Münchner Philharmonikern. Urbańskis Reichtum an Gestik und Bewegung, die Akzentuierung per Kopf, die rhythmischen Figuren sind ihm genuine Ausdrucksmittel, um der Musik zu huldigen. Bleibt nur die Neugier auf seine Lesart von Klassikern wie Beethoven, Schubert, Bruckner.

Er dirigiert, was er fühlt, als wenn er das Wasser der Moldau streicheln würde, und schließt einen weiteren Satz aus dem Zyklus der Heimatliebe „Mein Vaterland“ an: „Šárka“, selten öffentlich gespielt, eine wilde Geschichte um die Rache einer Amazone. Temposicher geht Urbański durch den Abend, selig im pittoresken Polkatanz am Ufer des Flusses, und lässt spüren, dass seine Agilität Musik charakterisieren und kein Selbstzweck in Richtung Effekt und Starallüre sein will. Es ist eine Begegnung der besonderen Art (noch einmal heute, Sonntag, 20 Uhr, Philharmonie).

Mit Smetana, dem eigenartigsten Komponisten des Abends, hat eine kleine Nation es geschafft, sich auf dem Grund ihrer Volksmusik in die Weltmusik einzuschreiben. Von Antonín Dvořák, dem zweiten Hauptvertreter der tschechischen Musik, erklingt die siebte Symphonie in d-Moll in ihrem leidenschaftlich-grüblerischen Grundton, liedhaft in der Melodie und graziös im Tänzerischen. Obwohl kein Publikumshit, erreicht die triumphal endende Interpretation die Begeisterung, die ihr zusteht. Und der Dirigent hat noch eine charmante Geste, den Beifall auf das Orchester, seine Gruppen und Solisten zu lenken. Der Taktstock applaudiert auf der Richtung weisenden linken Hand, die bis in die Fingerspitzen so viel auszudrücken weiß.

Auf den Spuren von Smetana und Dvořák ist Bohuslav Martinů im 20. Jahrhundert der böhmische Musikant geblieben. In seinem Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 D-Dur kann eine Solistin wie Sol Gabetta stilistisch eigentlich nur alles richtig machen. Denn die schöne, argentinisch-französische Cellistin verfügt über leise Innigkeit im Zusammenspiel mit den Philharmonikern und fetzige Virtuosität. Dabei ist ihr Ton nicht besonders groß, aber immer expressiv, weil er in lebhaftem Vibrato leuchtet.

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