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Kultur: Denkmalpflege in Sachsen: Tu felix Saxonia

Denkmalpflege hat in Sachsen eine ins frühe 19. Jahrhundert zurückreichende Tradition.

Denkmalpflege hat in Sachsen eine ins frühe 19. Jahrhundert zurückreichende Tradition. Wie fast zeitgleich auf Initiative von Karl Friedrich Schinkel in Preußen, so wurde damals unter den Wettinern begonnen, das gebaute Erbe zu inventarisieren. Eine Arbeit, die in diesem Jahr unter ganz anderen Vorzeichen mit der Registrierung von rund 120 000 Objekten beendet wird, wie gestern bei der Eröffnung der Ausstellung "Zeitzeugen - Denkmalpflege in Sachsen - Bewahrung lebendiger Geschichte" in den Potsdamer Platz Arkaden zu erfahren war. Die bisher nur im Freistaat gezeigte Wanderausstellung präsentiert Fotos von ausgewählten Baudenkmalen im heutigen und früheren Zustand, ferner Modelle und auch einige sorgsam restaurierte Kunstobjekte.

Die Schau will nach Aussagen des Dresdner Kulturstaatssekretärs Eckhart Noack nicht nur einem Fachpublikum Ziele und Resultate von Denkmalschutz und Denkmalpflege im Freistaat vorstellen, sondern auch "ganz normale Besucher", die noch nie etwas mit dieser Thematik zu tun hatten, mit den Mühen um das gebaute Erbe bekannt machen. Ein erfreulicher Effekt wäre es für den Freistaat, wenn viele Besucher, von der Ausstellung angeregt, als Touristen die originalen Bauten vor Ort betrachten würden.

Die Ausstellung erinnert daran, dass die Bürgerbewegung in der Endzeit der DDR auch das Ziel hatte, den Zusammenbruch der Altstädte aufzuhalten und wertvolles Kulturgut vor dem sicheren Verfall zu bewahren. Wie das nach der Wiedervereinigung geschafft wurde, wird unter anderem anhand von Industrieanlagen vorgeführt, deren technisches Inventar gerettet und restauriert wurde, aber auch an historischen Dorfangern und ganzen Stadtkernen, denen dank kräftiger Finanzspritzen durch den Bund sowie durch Stiftungen und vor allem Privatinvestoren neues Leben eingehaucht wurde.

Die Besucher erleben unter anderem, was Restauratoren in Kirchen, Schlössern und Rathäusern in Annaberg, Bautzen, Chemnitz, Dresden, Görlitz, Leipzig und vielen anderen Städten unter dicken Anstrichen gefunden haben. Nach Entfernung der Tünche konnte die ursprüngliche, für die Augen heutiger Betrachter ganz ungewohnte Farbigkeit zurückgewonnen werden. Als Paradeobjekte für die Rekonstruktion von Ruinen und den denkmalgerechten Umgang mit repräsentativen Baudenkmälern zeigt die Ausstellung unter anderem das zum Hotel mutierte Dresdner Taschenbergpalais und das vom Architekten des Berliner Reichstagsgebäudes, Paul Wallot, errichtete Dresdner Ständehaus sowie der Hauptbahnhof in Leipzig.

Berlins Landeskonservator Jörg Haspel begrüßte es gestern bei der Ausstellungseröffnung, dass die Berliner am Potsdamer Platz sehr detailliert über Mittel und Möglichkeiten der Denkmalpflege und auch die Chancen für das Bau- und Kunsthandwerk informiert werden. Sein Bedauern, dass die Berliner und die brandenburgische Denkmalpflege im Preußenjahr 2001 im Gegensatz zu den Sachsen eine solche Schau nicht zustande bekommen hat, wurde von den Gästen mit Erstaunen zur Kenntnis genommen - liegt es doch an den hiesigen Ämtern, eine solche für ein breites Publikum bestimmte Schau auf die Beine zu stellen. Bleibt der Trost, dass das Jubeljahr noch lang ist und man 2002 Versäumtes nachholen kann.

Helmut Caspar

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