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Kultur: Der Analytiker

PETER STEPMAN Gerade haben wir einen deutschen Film gesehen. Das Ende war ziemlich hart und unversöhnlich – typisch europäisch eben.

PETER STEPMAN

Gerade haben wir einen deutschen Film gesehen. Das Ende war ziemlich hart und unversöhnlich – typisch europäisch eben.

Eigentlich komme ich aus Amerika, in Europa lebe ich seit fast sieben Jahren, davon zweieinhalb in Deutschland. Das ist eine lange Zeit, aber das Gefühl, wirklich angekommen zu sein auf diesem Kontinent, hatte ich erst, als ich mich an die Filmenden hier gewöhnt habe. In Amerika enden Filme anders, da kommt eine Auflösung, alle losen Fäden werden verknüpft, und es gibt ein happy ending. Die Menschen in Europa brauchen so etwas wohl nicht. Sie erwarten nicht, unterhalten zu werden, wenn sie ins Kino gehen. Oft zeigen ihre Filme eins: Dass sich Träume nicht erfüllen, dass man kämpft und trotzdem verliert. Inzwischen weiß ich diese realistische Sicht auf die Welt zu schätzen: Es endet eben nicht immer gut. Europäische Filme sind ehrlicher. Auch die Berlinale ist irgendwie ehrlich, sehr down to earth. Hier geht es nicht wie in Amerika um Glanz und Glitzer, die Berlinale ist eine ernste Angelegenheit, hier konzentrieren sich alle auf die Filme. Vielleicht liegt das an der Stadt: Auch Berlin ist sehr ernst, ist keine Stadt des Showbiz, hat keinen Glamour. Für mich hat gerade das einen besonderen Charme, genauso wie die Filme, die hier entstehen, und deshalb bin ich immer noch hier. Für ein erstes Date würde ich aber immer einen amerikanischen Film aussuchen – leichte Kost mit einem guten Ende. Manchmal braucht man sowas.

Aufgezeichnet von Verena F. Hasel

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